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ZRZahnmedizinReport

CME-BeitragMit Schleimhautläsionen assoziierte Erkrankungen

Abo-Inhalt19.12.202210382 Min. Lesedauer

| Das Risiko für unerwünschte Entwicklungen in der Mundhöhle steigt bei Menschen mit Zahnrestaurationen oder (herausnehmbarem) Zahnersatz. Was mit kleinen Druckstellen oder Irritationen an der Schleimhautoberfläche z. B. durch schlecht sitzende Prothesen beginnt, kann über längere Zeit hinweg Raum für entzündliche Erkrankungen bis hin zu malignen Entartungen geben. Auch Infektionen sind ein Problem, oft ausgelöst durch Pilzkulturen wie Candida albicans, die sich an der Oberfläche der Prothese vermehrt ansiedeln. |

Häufige Komplikation: Prothesenstomatitis

Eine Studie aus China dokumentierte im Rahmen einer Untersuchung zu prothesenbedingten oralen Mukosaläsionen bei 185 Probanden mit herausnehmbaren Prothesen eine Prävalenz von 42,7 %, wobei männliche Patienten häufiger als weibliche betroffen waren (54,17 vs. 35,4 %). Insgesamt traten die Läsionen an der Schleimhaut vermehrt bei Trägern von Totalprothesen auf (66,67 %, Vergleich Teilprothese: 31,2 %). Die Prothesenstomatitis war mit 54,43 % am häufigsten. Auslöser hierfür sind meist Bakterien und Pilze, die am Prothesenmaterial gut anhaften können und unter der Prothese optimale Lebensbedingungen vorfinden. Zudem bereiten betagten und vulnerablen Patienten Mundhygiene und Prothesenreinigung zunehmend Schwierigkeiten. 34,18 % wiesen druckbedingte Ulzerationen auf, 6,33 % eine entzündliche Hyperplasie und entzündete Lippen/Mundwinkel traten bei 5,06 % auf. [1]

Aus Sicht der chinesischen Wissenschaftler spielen mehrere Faktoren bei der Entwicklung von Schleimhautläsionen mit hinein. Das sind zum einen prothesenbezogene Faktoren wie die Art der Prothese, die tägliche Tragedauer und bisherige Nutzungsdauer sowie die angewandte Reinigungsmethode. Zum anderen beeinflussen Faktoren wie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder systemische Erkrankungen die Prävalenz von Schleimhautläsionen ebenfalls.

Verträglichkeit von Prothesenmaterial, Kompositen, Amalgam

Im ungünstigen Fall kann sich aus Läsionen und Schleimhautirritationen heraus auch eine Malignität entwickeln. Wissenschaftler der Universität Greifswald werteten Datensätze von 6.041 Studienteilnehmern bezüglich aufgetretener maligner Erkrankungen aus, die in einen Zusammenhang mit verwendeten Dentalmaterialien gebracht werden konnten. Tatsächlich zeigten Probanden mit herausnehmbarem Zahnersatz insbesondere im Oberkiefer eine höhere Inzidenz potenziell bösartiger Erkrankungen als jene ohne herausnehmbare Versorgung. Den Auswertungen zufolge waren auch in die Mundhöhle eingebrachte Kompositversorgungen mit einem höheren Risiko für Schleimhautläsionen verbunden. Zwischen Amalgamrestaurationen und Schleimhautläsionen ließ sich hingegen keine signifikante Verknüpfung herstellen. [2]

Peripheres Riesenzellgranulom durch chronische Schleimhautreizung

Ein weiterer Fallbericht belegt die Auswirkungen einer chronischen Mukosa-Reizung im Bereich des Oberkiefers, die durch eine defekte Prothese, die vermutlich aus der Not heraus einfach weiter getragen wurde, ausgelöst wurde. Erst als die Beschwerden nicht mehr zu ignorieren waren, suchte der Mann einen Arzt auf. In der Folge der dauerhaften Reizung hatte sich bei dem 60-jährigen Patienten ein peripheres Riesenzellgranulom gebildet – eine tumorähnliche, nicht neoplastische Läsion der Gingiva und des Alveolarkamms. Es entwickelte sich aus einer überschießenden hyperplastischen Reaktion des Periosts oder des parodontalen Ligaments auf die Entzündung. Erkenntnissen zufolge liegt die Häufigkeit von reparativen Riesenzellgranulomen, wenn man alle intraoral diagnostizierten reaktiven Hyperplasien einbezieht, bei 5,1 bis 43,6 %. [3]

Quellen
  • [1] Wang LL et al. Clinical analysis of denture-related oral mucosal lesions in 185 patients with removable denture. Shanghai Kou Qiang Yi Xue 2020, 29(1):85-88. iww.de/s7352.
  • [2] Kindler S et al. Impact of dental restorations and removable prostheses on potentially malignant oral mucosal disorders in the general population. J Prosthet Dent 2022, 23, S0022-3913(22)00343-2, doi.org/10.1016/j.prosdent.2022.05.017.
  • [3] Sharma N et al. Peripheral giant cell granuloma of maxilla. J Indian Soc Periodontol 2022, 26(1):75-78, iww.de/s7353.

AUSGABE: ZR 1/2023, S. 18 · ID: 48758364

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