Sie sind auf dem neuesten Stand
Sie haben die Ausgabe Juli 2025 abgeschlossen.
CME-BeitragStatt konservativer Überwachung eine geführte Biopsie
| Die zuverlässige und genaue Methode, mithilfe einer Bohrschablone Implantate zu setzen, lässt sich im klinischen Alltag auch auf andere Anwendungen übertragen. Im Fall von häufig zufällig im Röntgenbild beobachteten Veränderungen im Kieferknochen profitiert der Patient davon, wenn statt einer konservativen Überwachung einer Auffälligkeit eine geführte Biopsie erfolgt. |
Läsionen des Kieferknochens bedürfen einer Diagnose
Knochenerkrankungen des Kiefers werden in Röntgenaufnahmen häufig zufällig entdeckt. Nicht immer lässt sich darin die Erkrankung zuverlässig diagnostizieren, was aber wichtig ist, um insbesondere keiner bösartigen Erkrankung oder einer aggressiv wachsenden Veränderung Raum zu geben. Meistens ist deshalb eine histopathologische Untersuchung und damit eine Biopsie erforderlich – auf sie wird in der Praxis zu oft verzichtet, um u. a. das Verletzungsrisiko benachbarter Strukturen zu vermeiden. Eine sichere geführte Knochenbiopsie, die sich des Wissens und der Vorgehensweise aus der geführten Implantologie bedient, kann die Risiken der Biopsie und die Invasivität des Eingriffs senken. Ob die Methode genau genug ist, um das Verfahren in den klinischen Alltag zu integrieren, war Gegenstand einer Studie an der Universität Zürich [1].
Geführte Biopsie mit einer zahngestützten Bohrschablone
Bei den letztendlich 14 in die Studienauswertung einbezogenen Patienten mit Knochenläsionen
- wurde eine präoperative 3D-Aufnahme (Cone-Beam-Computertomographie) und ein Dentalscan mithilfe von SMOP-Implantatplanungssoftware (Swissmeda AG, Zürich, Schweiz) überlagert.Das Vorgehen Schritt für Schritt
- Virtuell wurde ein zylindrisches Implantat mit einem Durchmesser von 4-5,75 mm platziert, um gleichzeitig die Läsion und die umgebende unauffällige Knochenstruktur in der Biopsie zu treffen.
- Geplant und im 3D-Druck hergestellt wurde dann eine zahngestützte Bohrschablone zur Führung des Trepanbohrers. Der Außendurchmesser der Führung glich dem virtuell geplanten Implantat,
- die Entnahme der (ebenfalls zylindrischen) Knochenprobe erfolgte unter Lokalanästhesie, nach zu voriger Einprobe der Bohrschablone, Mobilisierung des Weichgewebes, Freilegung des Knochens und Platzierung der Bohrschablone.
Gute Genauigkeit bei geführter Probeentnahme
Mit einer gemessenen mittleren Winkelabweichung von 4,35 ± 2,5 Grad und mittleren Tiefenabweichung von −1,40 ± 1,41 mm attestieren die Wissenschaftler der gesteuerten Biopsie eine gute Genauigkeit. Auch wenn diese Werte „nur“ den bei einer nicht-geführten Implantatinsertion Erreichten entsprechen, sei das unproblematisch, da eine Biopsiegewinnung eine größere Toleranz als eine Implantatinsertion dulde.
Größere Abweichungen seien auch dann zu erwarten, wenn die Lage der Läsion ein ausgedehnteres Schablonendesign verlange.
Herausforderungen der Methode
Die Forscher beobachteten darüber hinaus, dass Zylinder, die vor der Entfernung nicht am tiefsten Punkt gebrochen wurden, Tiefenabweichungen hervorrufen können. Gleiches gilt für die Dichte der Läsion, so dass bei höherer Hyperdens eine tiefere Probenentnahme sinnvoll ist.
Auch bei einer geführten Biopsie können intraoperativ starke Blutungen entstehen – auf die entsprechenden Maßnahmen muss der Behandler vorbereitet sein. Eine weitere Komplikation ist der möglicherweise sich in die Wunde einlagernde Kunststoffabrieb an der Bohrschablone. Reichliches Spülen nach der Entnahme der Probe ist deshalb ebenso zu beachten wie die ausschließliche Verwendung eines biokompatiblen und entsprechend zugelassenen Kunststoffs.
Insgesamt wird diese Art der Biopsie trotzdem als komplikationsarm eingestuft.
Das Wichtigste in Kürze |
Die gesteuerte Kiefernknochenbiopsie unter Lokalanästhesie, die sich mit der Anwendung einer Bohrschablone des Wissens aus der geführten Implantatinsertion bedient, ist eine sichere und minimalinvasive Alternative zum herkömmlichen Biopsie-Verfahren. Sie bietet eine hinreichende Genauigkeit., auch wenn sie die der geführten Implantation nicht erreicht. |
- [1] Lotz M, Schumacher C, Stadlinger B, Ikenberg K, Rücker M, Valdec S. Accuracy of guided biopsy of the jawbone in a clinical setting: A retrospective analysis. J. Cranio-MaxilloFac. Surg., July 2021; 49(7): 556-561. doi.org/10.1016/j.jcms.2021.02.025
AUSGABE: ZR 7/2025, S. 16 · ID: 50439347