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ZRZahnmedizinReport

PräventionEndokarditis-Prophylaxe: aktuelle Empfehlungen

Abo-Inhalt03.02.20251730 Min. Lesedauer

| Die Sterblichkeit im Falle einer infektiösen Endokarditis (IE) liegt im ersten Jahr bei 30 Prozent. Bereits 2021 betonten die American Heart Association und 2023 die Europäische Gesellschaft für Kardiologie die Notwendigkeit einer Antibiotikaprävention bei Hochrisikopatienten im Rahmen invasiver zahnärztlicher Eingriffe – während z. B. das britische Gesundheitssystem noch immer keine eindeutigen Richtlinien für Risikopatienten bereithält. Das sorgt bei Zahnärzten wie Patienten für große Unsicherheit. Eine länderübergreifende Studie gibt dazu aktuelle Empfehlungen. |

IE nach zahnärztlicher Behandlung vermeiden

Bei invasiven zahnmedizinischen Eingriffen (z. B. Extraktionen, oralchirurgische oder endodontische Eingriffe) können pathogene Bakterien wie Viridans-Streptokokken, Enterokokken oder Bakterien der HACEK-Gruppe in den Blutkreislauf gelangen, die bei Patienten mit bestimmten Risikofaktoren mit einem deutlichen Risiko für infektiöse Endokarditiden verbunden sind. Viele Fachleute raten nur bei Hochrisikopatienten zu einer Antibiotikaprophylaxe (AB), die die Inzidenz von IE verringern soll (IE-Historie, künstliche oder reparierte Herzklappe, bestimmte angeborene Herzfehler, Koronare Herzkrankheit [KHK] mit Shunts, reparierte KHK während der ersten sechs Monate, Patienten mit Herz-Lungen-Unterstützung). Dabei treten Nebenwirkungen nach einer oralen Einzeldosis von z. B. Amoxicillin nur selten auf. Für Patienten mit Stents dagegen wird keine AP empfohlen, außer sie werden durch andere kardiale Risikofaktoren (z. B. künstliche Klappe) zu Hochrisikopatienten.

Identifizierung von Hochrisikopatienten und Aufklärung besonders wichtig

Zwingend erforderlich ist daher die Identifizierung der IE-Hochrisikopatienten. Bei Unklarheit über den Risikostatus sollte der behandelnde Kardiologe/Herzchirurg konsultiert werden. Patienten mit mittlerem/hohem IE-Risiko müssen vor einem invasiven Eingriff in der Zahnarztpraxis entsprechend aufgeklärt werden und dem vorgeschlagenen Verfahren zustimmen.

Merke |

  • Trotz etwaiger Antibiotikaprophylaxe ist nicht auszuschließen, dass sich dennoch eine IE entwickelt. Das kann mitunter zeitverzögert geschehen. Informieren Sie Ihre Patienten, damit diese einen Arzt aufsuchen, wenn Symptome auftreten (Fieber, Nachtschweiß, Muskel- und Gelenkschmerzen, Gewichtsverlust oder Kurzatmigkeit).
  • Neueste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine schlechte Mundhygiene vor allem bei Patienten mit mittlerem oder hohem Risiko die Entstehung einer IE begünstigen kann. Forschende raten zu einer regelmäßigen professionellen Zahnsteinentfernung und Politur sowie zu häuslichen Maßnahmen, verstärkt durch Mundhygieneinstruktionen. Beim invasiven Scaling ist die Notwendigkeit einer Antibiotikaprophylaxe abzuwägen.
Quellen
  • [1] Endokarditisprophylaxe in Großbritannien in der Diskussion (ZR 06/2024, Seite 5, Abruf-Nr. 50013267).
  • [2] Thornhill M et al. Prevention of infective endocarditis in at-risk patients: how should dentists proceed in 2024? Br Dent J 2024, 236 (9): 709–716, doi.org/10.1038/s41415-024-7355-2.

AUSGABE: ZR 2/2025, S. 20 · ID: 50271627

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