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CME-BeitragHypoglossus-Stimulation als Alternativtherapie zu CPAP
| Die Stimulation des Nervus hypoglossus ist eine neuere effektive Therapie zur Behandlung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe. |
Das Prinzip der Stimulation
Die Hypoglossus-Stimulation (HGNS) ist eine Behandlungsmethode für Patienten mit mittlerer bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA), welche die CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) nicht vertragen oder bei denen diese nicht ausreichend wirkt. Zwingende Voraussetzung für eine HGNS ist, dass kein komplett-konzentrischer Kollaps auf Höhe des Weichgaumens vorliegt. Das kann mit einer Schlafvideoendoskopie ausgeschlossen werden.
Ist der Stimulator (Zungenschrittmacher) implantiert und aktiviert, kann er den Nervus hypoglossus stimulieren, sodass die vom Nervus innervierten Muskeln der Zunge und des Rachens leicht angespannt und die Atemwege im Schlaf offengehalten werden. Generell gibt es unterschiedliche Systeme: einseitig stimulierende, voll-implantierbare Systeme mit und ohne Atmungserkennung sowie ein beidseitig stimulierendes, teil-implantierbares System [1].
Literatur-Review attestiert der Therapie Effektivität
In einer Übersichtsarbeit wurden die vorhandenen Daten der HGNS als Therapievariante zur Behandlung mittelschwerer und schwerer OSA für Patienten untersucht, die eine Therapie mit einem CPAP-Gerät nicht vertrugen. Die HGNS erwies sich dabei als sehr wirksam, die Therapietreue war der bei CPAP überlegen [2]. Dabei zeigte sich in einer klinischen Studie, dass die proximale im Vergleich zum distalen Hypoglossusnerv gezielte Stimulation den Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und die von den Patienten berichteten Ergebnisse bezüglich Schläfrigkeit und Lebensqualität stärker verbesserte [3].
Allerdings ist die HGNS-Therapie längst nicht weit verbreitet. So spielt sie in der US-amerikanischen Praxis mit einer landesweiten Anwendung bei nur 0,3 Prozent der Patienten mit OSA (UK-Protrusionsschienentherapie bei 6 Prozent der Patienten) praktisch keine Rolle, was den Autoren zufolge u. a. mit den Empfehlungen der klinischen Leitlinien zur CPAP-Therapie und fehlender konsensusbasierter Definition, wann eine CPAP-Therapie als versagt gilt, zusammenhängt [4].
Risiko von Nebenwirkungen
Im Vergleich zur CPAP-Therapie ist eine HGNS invasiver. Nebenwirkungen werden laut den Autoren nur äußerst selten beschrieben, trotzdem kann es wie bei jeder OP zu anästhetischen Komplikationen und hier zu Verletzungen des Nervus hypoglossus bzw. mandibularis marginalis, Schwäche des Platysmamuskels, Hämatomen und Infektionen kommen, die im schlimmsten Fall eine Entfernung des Stimulators erzwingen würden.
- [1] Universitätsmedizin Mannheim. Die Hypoglossus-Stimulation (Zungenschrittmacher). Abruf unter iww.de/s12167.
- [2] Mashaqi S, Patel SI, Combs D, Estep L, Helmick S, Machamer J, Parthasarathy S. The Hypoglossal Nerve Stimulation as a Novel Therapy for Treating Obstructive Sleep Apnea-A Literature Review. Int J Environ Res Public Health. 2021 Feb 9; 18(4): 1642. doi.org/10.3390/ijerph18041642.
- [3] Schwartz AR, Jacobowitz O, Eisele DW, Mickelson SA, Miller MB, Oliven A, Certal V, Hopp ML, Winslow DH, Huntley TC, Nachlas NE, Pham LV, Gillespie MB, Weeks BH, Lovett EG, Shen J, Malhotra A, Maurer JT. Targeted Hypoglossal Nerve Stimulation for Patients With Obstructive Sleep Apnea: A Randomized Clinical Trial. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2023 Jun 1;149(6):512–520. doi.org/10.1001/jamaoto.2023.0161.
- [4] Parthasarathy S, Ayas NT, Bogan R, Hwang D, Kushida C, Lown JS, Ojile JM, Patel I, Prasad B, Rapoport DM, Strollo P, Vanderveken OM, Viviano J. Oral appliance therapy and hypoglossal nerve stimulation as non-positive airway pressure treatment alternatives for obstructive sleep apnea: a narrative expert review. Sleep Adv. 2024 Jun 14; 5(1): zpae035. doi.org/10.1093/sleepadvances/zpae035.
AUSGABE: ZR 2/2025, S. 17 · ID: 50271620