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CME-BeitragZahnärztliche Verantwortung: Diagnose obstruktive Schlafapnoe
| Die zahnärztliche Praxis kann Patienten häufig als erstes zu Schlafstörungen befragen und untersuchen, tut das oftmalig aber nicht. Dabei stehen dafür einfache Screening-Techniken zur Verfügung, mit denen die Praxis weitreichende Folgen auf die Gesundheit der Patienten abwenden kann. |
Empfehlung: Schlafbezogene Fragen in der Anamnese
Einer aktuellen Untersuchung zufolge haben Zahnarztpraxen die Möglichkeit, Patienten mit Schlafstörungen wie Schnarchen, obstruktive Schlafapnoe und Schlaflosigkeit frühzeitig zu erkennen und damit schwerwiegende Gesundheitsfolgen wie z. B. Herzerkrankungen und Schlaganfall abzuwenden [1]. Aus diesem Grund empfehlen die Wissenschaftler die Aufnahme schlafbezogener Fragen in den zahnärztlichen Anamnesebogen. Ratsam seien auch die Anwendung einfacher Screening-Techniken ebenso wie die „Schulung des Personals zur Erkennung physischer Anzeichen von Schlafstörungen“.
Einfache Screening-Techniken für Schlafstörungen
Ob eine obstruktive Schlafapnoe vorliegt und welche Auswirkungen diese auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität hat, können Zahnarztpraxen anhand der folgenden Fragebögen und Tools ermitteln.
1. STOP-BANG-Fragebogen
Dieser Fragebogen (STOP: Schnarchen, Müdigkeit, beobachtete Apnoe und Bluthochdruck und BANG: Body-Mass-Index [BMI], Alter, Halsumfang, Geschlecht) ist ein einfaches und zuverlässiges Screening-Tool zur Identifizierung obstruktiver Schlafapnoe (Fragebogen online unter iww.de/s12163).
2. Epworth Sleepiness Scale
Die Epworth-Schlafskala ist ein standardisierter Fragebogen, der die Tagesschläfrigkeit beurteilt. Der Betroffene vergibt dabei Punkte, wie wahrscheinlich es für ihn ist, in bestimmten Situationen einzuschlafen (Fragebogen online unter iww.de/s12164).
3. Pittsburgh Sleep Quality Index Scale
Der Pittsburgh-Schlafqualitätsindex ist ein standardisiertes Fragebogeninstrument zur Bewertung der Schlafqualität und Störungen über den Zeitraum eines Monats. Retrospektiv werden für einen vierwöchigen Zeitraum die Häufigkeit schlafstörender Ereignisse, die Einschätzung der Schlafqualität, die gewöhnlichen Schlafzeiten, Einschlaflatenz und Schlafdauer, die Einnahme von Schlafmedikationen sowie die Tagesmüdigkeit abgefragt (Fragebogen online unter iww.de/s12165).
4. Mallampati Score
Ursprünglich ist der Score ein einfaches und schnelles Tool, um im Rahmen einer Narkosevorbereitung die Atemwegsanatomie eines Patienten zu beurteilen [2]. Er wird aber auch „als unabhängiger Risikofaktor bei der Vorhersage des Vorhandenseins und der Schwere von obstruktiver Schlafapnoe“ eingesetzt, wobei mit jedem Punktanstieg des Mallampati-Scores sich die Wahrscheinlichkeit, an obstruktiver Schlafapnoe zu leiden, verdoppelt. Er ist auch für die zahnärztliche Praxis einfach durchzuführen, da bei maximal geöffnetem Mund in sitzender Position bewertet wird, was von Tonsillen, Zäpfchen, weicher und harter Gaumen (vollständig) sichtbar ist (Klassifikation online unter iww.de/s12166).
5. GOAL-Screening
GOAL ist ein Screening mit vier Ja-Nein-Fragen (Männliches Geschlecht? Adipositas [BMI ≥ 30 kg/m2]? Alter ≥ 50 Jahre? Lautes Schnarchen?), dem in einer Studie Einfachheit, schnelle Durchführung und Einsetzbarkeit bei Patienten mit und ohne exzessive Tagesschläfrigkeit eine ähnliche Leistung wie den gebräuchlichen Screening-Techniken zugesprochen wurde [3].
Dies sind klinische Anzeichen für eine Schlafstörung
Die Autoren [1] weisen weiter darauf hin, in der klinischen Untersuchung auf folgende Anzeichen zu achten, die auf eine Schlafstörung hinweisen können:
- Bruxismus
- eine ausgeprägte Linea alba bucca
- Halsumfang von 43 cm und mehr
- gezackte Zunge
- oropharyngeale Engstellung
- verengter Gaumen
- mandibuläre Retrognathie
- reduzierte Bogenlängendiskrepanz
Das Wichtigste in Kürze |
Schlafstörungen bleiben in vielen Fällen unentdeckt, dabei können sie zu weitreichenden gesundheitlichen Problemen führen. Die zahnärztliche Praxis kann eine wichtige Rolle in der Früherkennung spielen. Die Schulung des Personals, Integration schlafbezogener Fragen in die Anamnese, Anwendung einfacher Screening-Techniken und klinische Inspektion auf spezifische Anzeichen hin bieten entsprechende Möglichkeiten. |
- [1] Thomas, Davis C. et al. The enigma of sleep. The Journal of the American Dental Association, Volume 155, Issue 9, 735–746 (online unter iww.de/s12241).
- [2] Stutz EW, Rondeau B. Mallampati Score. 2023 Aug 5. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan–. PMID: 36256766 (online unter iww.de/s12242).
- [3] Duarte RLM et al.: Prediction of obstructive sleep apnea using GOAL questionnaire in adults with or without excessive daytime sleepiness: A cross-sectional study. Sleep Health 2021; 7(2): 212-8. doi.org/10.1016/j.sleh.2021.01.003.
AUSGABE: ZR 2/2025, S. 12 · ID: 50271618