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PersonalmanagementRecruiting mit Erfolg: So können Planungsbüros zeitnah und effizient offene Stellen besetzen

Abo-Inhalt30.03.20233792 Min. LesedauerVon Stephanie Krüger, Head of Talent Acquisition HRtbeat Würzburg/Berlin und Dipl.-Vw. Günter Göbel, Chefredakteur PBP Planungsbüro professionell

| Welche Kommunikationskanäle sind die Richtigen? Wie viel Budget braucht zeitgemäßes Recruiting? Wie kann man passende Kandidaten von sich überzeugen? Diese Fragen stellen sich Ihnen, wenn Sie nach Leistungsträgern suchen. Der folgende Beitrag liefert Ihnen Antworten aus der Praxis. Als „Blaupause“ dient eine Redakteursstelle, die die HR Agentur HRtbeat für PBP Planungsbüro professionell erfolgreich besetzt hat. Zuvor war die Suche jahrelang erfolglos geblieben. Der Recruiting-Prozess brachte Erkenntnisse, von denen jedes Planungsbüro profitieren kann. |

Die Ist-Situation: Sie bewerben sich bei Kandidaten

Der Fachkräftemangel ist für Sie kein neues Thema. Die Situation verschärft sich aber immer mehr. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit ist dafür nur ein Beleg. Im dritten Quartal 2022 verzeichnete die Berufsgruppe „Bau, Vermessung und Gebäudetechnik, Architekten“ rund 45.860 offene Stellen.

Klassisches Recruiting über Stellenanzeigen hat kaum noch Erfolg

Mittelbar merken Sie das daran, dass klassisches Recruiting über Stellenanzeigen kaum noch Erfolg hat. In Folge bleiben die Bewerbungen aus und die Vakanzzeiten steigen. Was ist passiert?

Verhältnis offene Stellen zu aktiv suchenden Kandidaten hat sich gedreht

Da sich das Verhältnis von offenen Stellen zu aktiv suchenden Kandidaten nahezu umgekehrt hat, können die Kandidaten sich ihre Wunschstelle aussuchen. Immer häufiger werden Mitarbeiter aktiv abgeworben, sodass sie sich gar nicht erst auf Jobsuche begeben müssen.

Neue Fragen harren einer Antwort

Wenn Sie Kandidaten erreichen und gewinnen möchten, müssen Sie daher beginnen, sich neue Fragen zu stellen, diese wären:

  • Wo finden wir interessierte Bewerber?
  • Was ist Arbeitnehmern heute wichtig?
  • Was muss unser Büro bieten?
  • Warum sollten Bewerber zu uns kommen statt zur Konkurrenz?

Wie finden Sie passende Kandidaten?

Diese Fragen zeigen, wie sehr sich der Arbeitsmarkt zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt hat. Heute bewirbt sich das Unternehmen bei den Kandidaten statt andersrum. In Konsequenz mussten neue Tools fürs Recruiting entwickelt werden, die sich stark an Marketingprozessen orientieren: Kandidaten werden dabei Kunden gleichgesetzt.

Neue Anforderungen an den Bewerbungsprozess

Dieses Umdenken verändert nicht nur die Art der Ansprache, es hat auch Einfluss auf den gesamten Bewerbungsprozess. Dieser sollte

  • möglichst schlank und mit wenig Aufwand für die Bewerber organisiert sein,
  • eine schnelle Entscheidung herbeiführen und die
  • Anreize der offenen Stelle attraktiv darstellen.

Nach aktiv suchenden und passiven Kandidaten differenzieren

Wichtig ist, dass Sie zwischen aktiv suchenden und passiven Kandidaten differenzieren. Das ist deshalb erforderlich, weil sich Ansprache und Kommunikationswege stark unterscheiden.

  • Aktiv suchende Kandidaten erreichen Sie nach wie vor über Stellenanzeigen-Plattformen. Sowohl große Player wie Stepstone oder Indeed sollten hier eine Rolle spielen als auch branchenspezifische Stellenmärkte wie etwa competitionline. Ihre Stellenanzeigen müssen gut und präzise formuliert sein, um Kandidaten anzusprechen und mit allen relevanten Informationen zu versorgen. Reine Anforderungsprofile werden nicht überzeugen.
  • Passiv suchende Kandidaten sind wechselbereit, aber nicht aktiv auf der Suche. Diese Fachkräfte erreichen Sie in der Regel sehr gut über eine Direktansprache in Businessnetzwerken wie LinkedIn oder Xing. Dafür ist
    • ein genaues Anforderungsprofil notwendig,
    • eine gute Recherche und
    • eine individuelle sowie persönliche Ansprache, die ausdrückt, warum genau Ihr Architektur- oder Ingenieurbüro zur Zielperson passt.
  • Ein weiteres erfolgreiches Tool sind Performance-Marketing-Kampagnen in Social Media, die an eine gut definierte Zielgruppe ausgespielt werden und so das Interesse passender Kandidaten auf die offene Stelle lenken.

Wer kann Unterstützung bieten?

Da sich die Anforderungen an Personalabteilungen stark verändert haben, stellt sich die Frage, wer diese neuen Recruiting-Methoden umsetzen kann. Dienstleister im HR-Bereich sind zahlreich vorhanden:

Die interne Lösung

Unternehmen können intern eine HR-Abteilung aufbauen oder die vorhandenen Mitarbeiter fortbilden. Wichtig ist, dass Budgets eingeplant werden, interne Abläufe hinterfragt und das Thema priorisiert wird, d. h. möglichst nahe an der Geschäftsführung angesiedelt wird.

Der klassische Headhunter

Headhunter werden meist nur engagiert, wenn hohe Führungspositionen besetzt werden müssen. Der Vorteil eines Headhunters ist, dass nur Kosten anfallen, wenn die Stelle auch besetzt werden kann. Nachteile sind die hohen Kosten (in der Regel 20 bis 30 Prozent des Jahresbruttogehalts des Mitarbeiters). Auch legen Headhunter das Unternehmen nicht offen, für das sie auf der Suche sind – so bleibt eine Vermarktung Ihrer Arbeitgebermarke aus.

Die Social-Media-Agentur

Social-Media-Agenturen konzentrieren sich auf die Suche über Business Netzwerke und Soziale Medien. Sie generieren große Reichweite, die Maßnahmen zahlen damit aufs Employer Branding ein. Dieser Weg kann einen hohen Output an Kandidaten generieren – in der Regel qualifizieren diese Agenturen die Leads allerdings nicht vor. Dadurch bleibt ein Großteil des Aufwands in Ihrem Büro. Sie erhalten zwar eine Vielzahl an Bewerbungen, deren Qualität entspricht aber oft nicht unbedingt Ihrem Stellenprofil.

Die HR-Agentur

HR-Agenturen wie z. B. HRtbeat arbeiten mit einem alternativen Geschäftsmodell: Der Vertrag enthält eine klare Vereinbarung bezüglich Kosten, Leistung und Timeline. HR-Agenturen liefern in der Regel mehrere Kandidaten für eine offene Stelle, sodass Sie auswählen können. Die Suche bzw. die Kampagne wird in Ihrem Namen vermarktet, sodass eine positive Wirkung für Ihr Employer Branding erzielt wird. Auch legt eine HR-Agentur Kandidaten-Feedbacks und Markteinblicke offen, sodass Sie aus der Zusammenarbeit wichtige Verbesserungsimpulse mitnehmen können.

So arbeitet eine HR-Agentur konkret (am Beispiel PBP)

HR-Agenturen arbeiten je nach Auftrag sehr individuell und bedienen sich eines großen Werkzeugkastens. Damit Sie einen Eindruck über ein mögliches konkretes Vorgehen gewinnen, wird nachfolgend der Recruitingprozess bei der – lange Jahre als unbesetzbar erscheinenden – PBP-Redakteursstelle „nachgespielt“. HRtbeat wurde vom IWW beauftragt, passende Kandidaten aus der „Planerszene“ zu finden, und setzte einen Projektzeitraum von acht Wochen an. Die Kandidaten sollten aus der Praxis kommen, also Erfahrung in einem Planungsbüro haben.

Prozess beginnt mit Zielgruppenrecherche und Persona-Definition

Am Anfang eines jeden Auftrags steht die Zielgruppenrecherche und eine Persona-Definition. Fürs IWW haben sich die HR-Experten zunächst auf Fachplaner, Architekten, Mitarbeiter in Generalplanungsbüros und Projektmanager konzentriert.

Drei parallele Recruiting-Strategien

Im nächsten Schritt wurden die passenden Kanäle zur Ansprache von Leads identifiziert und ein passendes Design sowie ein Kommunikationskonzept für die Ansprache entwickelt. So gewappnet wurden drei Recruiting-Strategien parallel gestartet:

Checkliste / Was ist Kandidaten für Planungsbüros wichtig?

Die Erfahrung von HRtbeat im Recruiting hat gezeigt, dass es sich bei Mitarbeitern in Planungsbüros um eine gesprächsbereite Berufsgruppe handelt, die einem Jobwechsel klare Entscheidungskriterien zugrunde legen:

  • 1. Die regionale Lage des Arbeitgebers ist enorm wichtig. Die Umzugsbereitschaft ist gering und lange Fahrtwege werden bereits als Ausschlusskriterium gewertet. Full-Remote-Stellen können hier ein Lösungsansatz sein, werden aber von der Zielgruppe als wenig attraktiv empfunden.
  • 2. Die Sinnhaftigkeit und Qualität der Aufgaben werden häufig als Hauptwechselmotivation genannt, sofern das Gesamtpacket stimmt (z. B. kein Umzug, keine gehaltlichen Einbußen).
  • 3. Eine Verbesserung des Gehalts bietet einen großen Wechselanreiz. Die Wunschvorstellungen liegen häufig deutlich über den branchenüblichen Werten – der Kampf um Fachkräfte wird u. a. über das Gehalt ausgetragen.
  • 4. Die wirtschaftliche Sicherheit des Unternehmens und damit ein krisenfester Job sind enorm wichtig und ein Vorteil, den etablierte Büros gegenüber Konkurrenten haben.
  • 1. Eine Reichweitenkampagne, die auf die Landingpage im HRtbeat-Jobshop führt.
  • 2. Eine Social Media Leadkampagne, die anhand der Persona-Definition Interessen-Targeting betrieb.
  • 3. Die Direktansprache über Business Netzwerke mit einer Antwortquote von 41 Prozent, die wichtige Erkenntnisse über die Werte und Beweggründe von Kandidaten aus den planenden Berufen gebracht haben.

Die Übergabe an den Auftraggeber

Zum Ende der Vertragslaufzeit hatte HRtbeat mehrere gut qualifizierte und interessierte Leads ans IWW übergeben. Eine der Kandidatinnen wurde zeitnah eingestellt, andere sind für weitere Positionen im fortlaufenden Bewerbungsprozess. Durch die gewonnenen Erkenntnisse über die spezifische Zielgruppe an Mitarbeitern in Planungsbüros können Folgeaufträge aus der Branche von dieser Vorarbeit profitieren und HRtbeat kann z. B. den Zeitumfang der Suche reduzieren.

Warum sollte ins Recruiting investiert werden?

Jede unbesetzte Stelle verursacht Ihnen hohe Kosten in Form abgelehnter Aufträge oder entgangener Umsätze. Auch die Unzufriedenheit unter den bestehenden Mitarbeiter, die die Mehrarbeit zu kompensieren versuchen, ist als Langzeitschaden nicht zu unterschätzen. HRtbeat empfiehlt daher jeder Führungskraft, die folgenden Kosten durchzurechnen:

  • Wohin wird die Arbeit verlagert, die durch die offene Stelle entsteht und wie sind hier die Lohnkosten?
  • Welche Aufträge haben sich verzögert? Welche Aufträge konnten nicht angenommen werden?
  • Wo hat die Qualität gelitten und Probleme verursacht?

Auch wenn viele dieser Folgen monetär nicht leicht zu beziffern sind, wird die Tragweite einer Vakanz deutlich. So können Recruiting-Kosten schnell in ein sinnvolles Verhältnis gesetzt werden. Häufig merkt man dann, dass 5.000 bis 10.000 Euro Recruiting-Kosten sinnvoll eingesetzt sind, um eine Stelle nicht monatelang unbesetzt zu lassen.

Weiterführender Hinweis
  • Die neue PBP-Redakteurin Ulrike Wietzorrek (auch noch selbstständig als Architektin tätig unter www.juli-architekten.de) steht Ihnen gerne als „Referenzperson“ Rede und Antwort. Sie erreichen sie unter wietzorrek@iww.de.

AUSGABE: PBP 4/2023, S. 21 · ID: 49249723

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