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AdoleszenzEntwicklungsunterschiede in Zahn- und Gaumenbogen sowie Kiefer- und Zahnwachstum
| Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist durch eine große Variation gekennzeichnet. Das inkludiert auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern, z. B. in der Entwicklung von Zahnbogen und Gaumenbogendimensionen, hinsichtlich des Schädel-, Kiefer-, Zahnwachstums und des Durchbruchs der bleibenden Zähne. |
Kieferwachstum und Durchbruch bleibender Zähne: Jungs sind später dran
Bei Jungen beginnt das Wachstum des Kiefers später als bei den Mädchen und ist zudem vergleichsweise stärker ausgeprägt. Untersuchungen bestätigen hier die Rolle von Hormonen wie z. B. Östrogen beim Schädelwachstum. So zeigte sich im Tierversuch, dass ein Östrogenmangel in der Präpubertät mit Veränderungen der Ober- und Unterkieferlänge und des Kondylenwachstums im Vergleich zu einem ausgeglichenen Spiegel einherging.
Die Geschlechter unterscheiden sich darüber hinaus auch im Hinblick auf die Durchbruchzeiten bleibender Zähne. Während im Milchgebiss der Zeitpunkt des Zahndurchbruchs bei Mädchen und Jungen noch vergleichbar ist, erfolgt der Durchbruch der zweiten Dentition bei Jungen im Schnitt drei bis sechs Monate später. Dabei wurden Abweichungen von bis zu 1,5 Jahren beobachtet, was jedoch aufgrund des bekannten Entwicklungsunterschieds bei den Geschlechtern noch nicht als pathologisch eingestuft wird. Auch die Reihenfolge des Durchbruchs ist eine andere:
- Bei Mädchen kommen von den bleibenden Zähnen meist zuerst der 1. Prämolar und der Eckzahn im Oberkiefer, gefolgt vom 2. Prämolaren.
- Bei Jungen hingegen brechen zuerst der 1. und der 2. Prämolar und anschließend der Eckzahn durch [1,2].
Bei Mädchen häufiger obere Zweier nicht angelegt
Lediglich geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern treten bei der Prävalenz der Nichtanlage von Weisheitszähnen auf (Frauen 6,3 % vs. Männer 4,6 %). Deutlicher zeigen sich die Unterschiede in der Häufigkeit der Nichtanlage der oberen seitlichen Schneidezähne sowie der ersten Prämolaren im Unterkiefer – hiervon sind Mädchen öfter betroffen als Jungen. Auch bei Zahnfehlstellungen und Fehlbissen wurden unterschiedliche Prävalenzen beobachtet. Angle Klasse II/1 wird häufiger bei Mädchen beobachtet und Angle Klasse II/2 bei Jungen [1].
Unterschiede ebenfalls in Zahnbögen und Gaumenbogendimensionen
Das Ergebnis digitaler 3D-Messungen in einer Studie mit männlichen und weiblichen Geschwistern (n= 54, Alter: 15–45 Jahre) belegte, dass männliche Probanden deutlich größere Zahnbögen besaßen als die weiblichen Vergleichspersonen aus derselben Familie. Auch die Dimensionen des Gaumenbogens unterschieden sich zwischen den Geschwistern, und das insbesondere in der Frontal- und Sagittalebene.
Die Forschenden aus Malaysia entdeckten Geschlechterunterschiede in der Breite und Länge des Zahnbogens und bei der mesiodistalen Abmessung der Zähne (z. B. Eckzähne, 16, 36, 46 und 41). Dabei zeigte das Alter der Probanden (m/w) keine einheitlichen Auswirkungen auf die palatinale Krümmung. Weibliche Jugendliche wiesen jedoch im Vergleich zu männlichen meist eine stärkere Krümmung auf als weibliche Erwachsene [3].
- [1] Geibel M.-A. GenderZahnmedizin. Vortrag auf der 30. DGKiZ-Jahrestagung vom 28.–30.09.2023 in Berlin.
- [2] Küchler EC et al. Effects of estrogen deficiency during puberty on maxillary and mandibular growth and associated gene expression - an μCT study on rats. Head Face Med 2021, 17(1):14, doi.org/10.1186/s13005-021-00265-3.
- [3] Mei YS et al. Gender and age effects on dental and palatal arch dimensions among full siblings. J Oral Sci 2023, 65(4):237–242, doi.org/10.2334/josnusd.23-0043.
AUSGABE: ZR 4/2024, S. 6 · ID: 49921495