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ZRZahnmedizinReport

CME-BeitragMännerlastig: Oropharynx-Karzinome

Abo-Inhalt25.03.2024449 Min. Lesedauer

| Männer leiden fast doppelt so häufig an Oropharynx-Karzinomen wie Frauen. Es gibt Erklärungsversuche, die geschlechtsspezifische Präventionsstrategien nach sich ziehen sollten. |

Zu wenig genutzte Prävention

Männer haben eine deutlich höhere Prävalenz für ein Orophyarynx-Karzinom. Der Mundhöhlenkrebs steht bei ihnen bei den bösartigen Tumoren gar an siebter Stelle, die meisten Betroffenen sind zwischen 55 und 65 Jahre alt [1].

Ein Erklärungsversuch: Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zu der „unzureichenden Inanspruchnahme von zahnärztlichen und gesundheitlichen Präventionsleistungen durch Männer“ [2] und das, obwohl sie gefährdeter für diese Krebsart sind als Frauen.

Einfluss von Infektionen

Die Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) wurde als ein Risikofaktor für Oropharynx-Karzinome ausgemacht. Als eine Präventionsstrategie wird von Forschern deshalb auf die Vermittlung der Kenntnis von Oralsex als Infektionsweg gesetzt [3].

Tabakkonsum ist ebenfalls ein nachgewiesener Risikofaktor, da der Rauch kanzerogene Inhaltsstoffe enthält. Eine aktuelle Studie konnte darüber hinaus nachweisen, dass HPV-positive Raucher ein noch höheres Risiko für Oropharynx-Karzinome aufweisen [4]. Dies ist auf eine synergistische Wirkung der Viren und der Tabakstoffe zurückzuführen: DNA-Schäden und die Konzentration des Biomarkers Superoxid-Dismutase 2 waren bei mit HPV-infizierten Rauchern gegenüber den Kontrollgruppen deutlich erhöht.

Die Rolle von Drogen

Auch der bei Männern häufiger anzutreffende Marihuanakonsum soll das Risiko eines Oropharynx-Karzinoms erhöhen [5]. Das liegt in der immunsuppressiven Wirkung von Marihuana begründet.

Die alkoholschädigende Wirkung auf Mundschleimhaut und Speicheldrüsen ist bekannt, ebenso, dass Männer deutlich mehr Alkohol konsumieren als Frauen [6]. Sowohl das in Alkohol enthaltene Ethanol als auch die indirekte Wirkung seiner Metaboliten sind für die Schädigungen verantwortlich [5].

Obwohl Studiendaten keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Oropharynx-Karzinom und Mundspüllösungen mit Alkohol belegen können, wird darüber nachgedacht, ob das Risiko eines Oropharynx-Karzinoms bei rauchenden Männern bei Nutzung einer alkoholhaltigen Mundspüllösung erhöht sein könnte. Zumindest in der Theorie ist das insofern denkbar, als dass Alkohol den Weg des karzinogenen Tabaks bzw. seiner Wirkstoffe in die Mundschleimhaut einfacher macht. Aus diesem Grund wird von manchen Autoren rauchenden Männern empfohlen, auf alkoholhaltige Mundspüllösungen zu verzichten [5].

Fazit | Wenn bekannt ist, dass Männer häufiger an Oropharynx-Karzinomen erkranken, gleichzeitig mehr Risikofaktoren mitbringen und weniger auf Vorsorge Wert legen, müssen hier entsprechende Konzepte entwickelt werden, um die Risiken zu senken und die Prävention zu erhöhen. Hier kann auch die geschlechtsspezifische zahnärztliche Aufklärung eine wichtige Rolle spielen.

Das Wichtigste in Kürze

Männer haben eine deutlich erhöhte Prävalenz zu Oropharynx-Karzinomen als Frauen. HPV-Viren, Rauchen und insbesondere die Kombination aus beidem sowie Alkohol- und Marihuanakonsum sind u. a. als Ursachen bekannt. Männer sollten mehr Präventionsleistungen abgreifen, geschlechtsspezifische Präventionskonzepte sind wichtig.

Quellen
  • [1] WHO, World Health Organization, 2019, who.int.
  • [2] Su S, Lipsky MS, Licari FW, Hing M. Comparing oral health behaviours of men and women in the United States. J Dent. 2022 Jul;122:104157. doi.org/10.1016/j.jdent.2022.104157.
  • [3] Zitricky F, Koskinen AI, Hemminki O, Försti A, Hemminki A, Hemminki K. Survival in oral and pharyngeal cancers is catching up with laryngeal cancer in the NORDIC countries through a half century. Cancer Med. 2024 Jan 2;13(1):e6867. doi.org/10.1002/cam4.6867.
  • [4] Carrillo-Beltrán D, Osorio JC, Blanco R et al. Interaction between Cigarette Smoke and Human Papillomavirus 16 E6/E7 Oncoproteins to Induce SOD2 Expression and DNA Damage in Head and Neck Cancer. Int J Mol Sci. 2023 Apr 7;24(8):6907. doi.org/10.3390/ijms24086907.
  • [5] Lipsky MS, Su S, Crespo CJ, Hung M. Men and Oral Health: A Review of Sex and Gender Differences. American Journal of Men‘s Health (Sage Journals). Volume 15, Issue 3, May-June 2021. doi.org/10.1177/15579883211016361.
  • [6] Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft. Alkoholatlas Deutschland 2022 – auf einen Blick. Abruf unter iww.de/s10393

AUSGABE: ZR 4/2024, S. 12 · ID: 49921492

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