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ZRZahnmedizinReport

CME-Beitrag Ist Mundtrockenheit eher ein Frauenleiden?

Abo-Inhalt25.03.2024263 Min. Lesedauer

| Die Komorbidität zwischen Xerostomie, Mundgesundheitsproblemen und beeinträchtigter allgemeiner Gesundheit ist bekannt. Die Problematik nimmt aufgrund der demografischen Entwicklung zu. Die Faktoren im Zusammenhang mit Xerostomie und Hyposalivation sind zwar multidimensional, generell sprechen aber Studien dafür, dass mehr Frauen als Männer betroffen sind. |

Xerostomie häufiger bei Frauen

In einer Studie aus Schweden haben Forschende die Prävalenz von Xerostomie, deren Persistenz, Progression, die jährliche Inzidenz und zugehörige Hintergrundfaktoren bei 50 bis 80 Jahre alten Männern und Frauen untersucht. In allen Altersgruppen beobachteten sie, dass eine Xerostomie bei Frauen signifikant häufiger auftrat als bei Männern. Im Alter von 80 Jahren berichteten 24,3 Prozent der Frauen und 16,2 Prozent der Männer über „oft nächtliche Mundtrockenheit“. Die Prävalenz nahm mit dem Alter zu und war nachts häufiger [1].

Xerostomie - Alter und Medikamenteneinnahme

Im Rahmen einer großen Studie aus den 1990er-Jahren mit jeweils 300 Frauen und 300 Männern im Alter von 20, 30, 40, 50, 60, 70 und 80 Jahren (insgesamt 4.200 Personen) wurden Fragebögen zur subjektiven Wahrnehmung von Mundtrockenheit zugeschickt [2]. Die geschätzte Prävalenz von Xerostomie betrug 21,3 Prozent bei Männern bzw. 27,3 Prozent bei Frauen. Dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern war statistisch signifikant. Bei nicht medikamentös behandelten Probanden gaben Frauen im Vergleich zu Männern tendenziell eine höhere Prävalenz von Xerostomie an, 18,8 gegenüber 14,6 Prozent. Auch bei medikamentös behandelten Probanden war die geschätzte Prävalenz von Mundtrockenheit bei Frauen höher als bei Männern (32,5 % gegenüber 28,4 %) [2]. Die epidemiologische Untersuchung hat gezeigt, dass Frauen unabhängig vom Alter über eine höhere Prävalenz von Xerostomie berichten als Männer, doch auch, dass das Symptom Mundtrockenheit stark mit dem Alter und der Pharmakotherapie zusammenhängt.

Co-Faktoren führen zu mehr Mundtrockenheit bei Männern

Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen gibt es offenbar Szenarien, in denen Männer häufiger von Mundtrockenheit betroffen sind. Das hat unterschiedliche Auslöser bzw. Co-Faktoren.

Einnahme von Medikamenten, die häufiger Männer betreffen

Bei Männern ist die Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zum Alter von 75 Jahren höher als bei Frauen. Betablocker, Diuretika und Kalziumkanalblocker sind Herz-Kreislauf-Medikamente, die häufig mit Mundtrockenheit als unerwünschter Wirkung einhergehen. Ebenso haben auch Alpha-Blocker, die bei Prostatahypertrophie verschrieben werden, als häufige Nebenwirkung Mundtrockenheit [3].

Cannabis und Mundtrockenheit

Marihuanakonsum wird häufiger bei Männern beobachtet. Das Rauchen von Marihuana hemmt den Speichelfluss und kann durch die Appetitanregung zum Verzehr von mehr zuckerhaltigen Snacks führen. Es gibt Hinweise darauf, dass regelmäßige Marihuanakonsumenten mehr Karies und Parodontitis entwickeln als Nichtkonsumenten [4].

Das Wichtigste in Kürze

Xerostomie, also das subjektive Empfinden von Mundtrockenheit, kommt bei Frauen offenbar häufiger vor. Das kann mit hormonellen Veränderungen um die Zeit der Menopause und danach zusammenhängen (s. Beitrag „Menopause und Mundgesundheit“ in dieser ZR-Ausgabe). Da auch eine Reihe von C-Faktoren eine Xerostomie auslösen oder begünstigen können (Alter, Medikamenteneinnahmen, Drogenkonsum), ist die Betrachtung der Problematik unter Genderaspekten zu eindimensional.

Quellen
  • [1] Johansson AK, Johansson A, Unell L, Ekbäck G, Ordell S, Carlsson GE. Self-reported dry mouth in 50- to 80-year-old Swedes: Longitudinal and cross-sectional population studies. J Oral Rehabil. 2020 Feb;47(2):246–254. doi.org/10.1111/joor.12878.
  • [2] Nederfors T, Isaksson R, Mörnstad H, Dahlöf C. Prevalence of perceived symptoms of dry mouth in an adult Swedish population--relation to age, sex and pharmacotherapy. Community Dent Oral Epidemiol. 1997 Jun;25(3):211-6. doi.org/10.1111/j.1600-0528.1997.tb00928.x.
  • [3] Lipsky MS, Su S, Crespo CJ, Hung M. Men and Oral Health: A Review of Sex and Gender Differences. Am J Mens Health. 2021 May-Jun;15(3):15579883211016361. doi.org/10.1177/15579883211016361.
  • [4] Joshi S, Ashley M. Cannabis: A joint problem for patients and the dental profession. Br Dent J. 2016 Jun 10;220(11):597–601. doi.org/10.1038/sj.bdj.2016.416.

AUSGABE: ZR 4/2024, S. 14 · ID: 49921498

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