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CME-BeitragZusammenhang zwischen Rauchen und trockener Alveole bestätigt
| Regelmäßiges Tabakrauchen ist mit einem mehr als dreifach erhöhten Risiko für eine trockene Alveole nach Zahnextraktion assoziiert. Neben der Zahnarztpraxis sollten deshalb auch betroffene Patienten selbstständig Maßnahmen ergreifen, die das Risiko senken. |
Dry Socket ist postoperative Komplikation
Die trockene Alveole, auch als Dry Socket bekannt, ist eine postoperative Komplikation nach Zahnextraktion. Dabei geht das nach der Extraktion entstandene Blutgerinnsel teilweise oder vollständig verloren. In der Folge entstehen häufig starke Schmerzen, Mundgeruch, Druckempfindlichkeit, freiliegende Alveolarknochen [1]. Mehrere Studien untersuchten den Zusammenhang zwischen Rauchen und trockener Alveole. Dass Rauchen prinzipiell eine erfolgreiche Wundheilung gefährdet, ist bereits seit Längerem bekannt [2].
Erhöhte Prävalenz der trockenen Alveole bei Rauchern
Eine Übersichtarbeit mit elf Studien aus zehn verschiedenen Ländern mit insgesamt 10.195 Patienten untersuchte den Zusammenhang zwischen Rauchen und trockener Alveole nach Zahnextraktion [1]. Das Ergebnis ist eindeutig: Während die Prävalenz einer trockenen Alveole bei Nichtrauchern bei ca. 3,8 Prozent lag, wurde diese für Raucher mit 13,2 Prozent angegeben. Insbesondere solche Raucher, die Diabetiker sind, scheinen ein deutlich höheres Risiko für eine Dry Socket zu haben [3].
Darüber hinaus wurde ein dosisabhängiger Zusammenhang zwischen Rauchen und der trockenen Alveole beobachtet. So zeigten in einer Analyse mit insgesamt 4.000 operativ entfernten 8ern im Unterkiefer Raucher mit einem Konsum von einer halben Schachtel Zigaretten pro Tag eine vier- bis fünffach höhere Dry-Socket-Rate als Nichtraucher (12 Prozent versus 2,6 Prozent). Diese Rate stieg bei Patienten, die eine Schachtel Zigaretten pro Tag rauchten, auf über 20 Prozent und bei Patienten, die am Extraktionstag rauchten, auf 40 Prozent an [4]. Zahnärzte sind deshalb angehalten, so die Autoren des systematischen Reviews [1], die Aufklärung ihrer Patienten in dieser Hinsicht zu verstärken.
Hilfestellung für Patienten, die nach der Extraktion rauchen
Für alle Raucher, die nach der Extraktion nicht auf ihre Zigaretten verzichten können, gibt es neben den zahnärztlichen Maßnahmen wie z. B. der Anwendung von plättchenreichem Plasma, Gelantineschwämmen, dem Auftragen von Chlorhexidin-Gel etc. Maßnahmen auf Patientenseite, die das Risiko der Entwicklung einer trockenen Alveole zumindest reduzieren können. Die folgenden Tipps können Praxen ihren Patienten geben:
Das Wichtigste in Kürze |
Zigarettenraucher haben ein erhöhtes Risiko für eine trockene Alveole nach einer Zahnextraktion. Eine Extraktion bietet sich als motivierende Möglichkeit zur Tabakentwöhnung an. Raucht der Patient nach einer Extraktion weiter bzw. setzt das Rauchen zumindest nicht in der Heilungsphase aus, sollte er Verhaltenshinweise erhalten, die dieses Komplikationsrisiko immerhin reduzieren können. |
- 1. Beim Rauchen kann eine feuchte Mullbinde (mit Wasser oder einer Salzwasserlösung angefeuchtet) auf die Alveole gelegt werden. Sie muss ebenfalls feucht sein, und vorsichtig entfernt werden.Rauchen mit Mullbinde im Mund?
- 2. Nach dem Rauchen kann mit warmem Salzwasser ausgespült werden, um Rückstände und Reizstoffe zu entfernen.
- 3. Die Art und Weise, wie geraucht wird, kann das Risiko der Entwicklung einer trockenen Alveole erheblich beeinflussen. Deshalb sollte auf tiefe, kräftige Züge oder starkes Paffen verzichtet werden, da dies die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Blutgerinnsel löst, steigert. Das Rauchen mit der gegenüberliegenden Seite des Mundes, in der sich der Extraktionsbereich befindet, kann die Saugwirkung zusätzlich reduzieren.
- 4. Es muss ausreichende Mundhygiene betrieben werden. Dazu sollten die Zähne um die Extraktionswunde herum sanft (weiche Borsten) und nicht zu kräftig geputzt werden.
- 5. Weitere Ereignisse, die einen Sog erzeugen oder den Extraktionsbereich reizen können, sollten vermieden werden. Dazu zählen z. B. das Nutzen eines Strohhalms aufgrund der ungünstigen Schluckbewegung in Hinsicht auf das Blutgerinnsel, wenngleich es entgegen dieser weitverbreiteten Meinung auch Beobachtungen gibt, dass die Verwendung eines Strohhalms in den ersten zwei Tagen nach 8er-Extraktion nicht zu einer erhöhten Inzidenz trockener Alveolen führt [5].
- 6. Ebenso sollte auf Nahrung verzichtet werden, die an der Extraktionswunde bzw. in der Alveole kleben bleibt bzw. auf sehr scharfe Nahrung. Gleiches gilt für z. B. das Spielen von Blasinstrumenten oder Pfeifen während der ersten Heilungsphase.
- 7. Wer nicht vorübergehend das Rauchen unterlassen möchte/kann, kann auf Nikotinersatzprodukte (Pflaster, Kaugummis) zurückgreifen [6].Oder doch lieber ganz verzichten?!
- [1] Kuśnierek W, Brzezińska K, Nijakowski K, Surdacka A. Smoking as a Risk Factor for Dry Socket: A Systematic Review. Dent J (Basel). 2022 Jul 1;10(7):121. doi.org/10.3390/dj10070121.
- [2] Guo S, Dipietro LA. Factors affecting wound healing. J Dent Res. 2010 Mar;89(3):219-29. doi.org/10.1177/0022034509359125.
- [3] Ealla KKR et al. Incidence of Dry Socket in Patients Undergoing Tooth Extractions: A Retrospective Study. Afr. J. Biomed. Res. Vol. 28, No.1s 2025: 741-746. iww.de/s12777.
- [4] Kolokythas A, Olech E, Miloro M. Alveolar osteitis: a comprehensive review of concepts and controversies. Int J Dent. 2010;2010:249073. doi.org/10.1155/2010/249073.
- [5] Bloomer CR. Straws do not cause dry sockets when third molars are extracted. Tex Dent J. 2012 Jan;129(1):25-32. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22432232/.
- [6] Malik S, Malik F. How to prevent dry sockets while smoking. Prime Health of New Jersey. https://primehealthofnj.com/how-to-prevent-dry-sockets-while-smoking/
AUSGABE: ZR 5/2025, S. 11 · ID: 50357659