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CME-BeitragErhöhtes Kariesrisiko bei Rauchern
| Wer raucht, erhöht sein Risiko, an Karies zu erkranken. Das hat verschiedene Gründe und beschäftigt immer wieder Untersuchungen. Diskutiert wird zunehmend die Frage, ob Rauchen in der Schwangerschaft Auswirkungen auf die Prävalenz von Milchzahnkaries haben kann. |
Zusammenhang zwischen Tabakrauchen und Karies
Eine Übersichtsarbeit bestätigte innerhalb ihrer Studiengrenzen einen Zusammenhang zwischen Tabakrauchen und einem erhöhten Kariesrisiko [1] ebenso wie eine aktuelle klinische Untersuchung [2]. Tabak verändert nachgewiesenermaßen das orale Mikrobiom und verringert den Speichelfluss, was die Kariesentwicklung fördern kann [3]. So zeigte eine US-amerikanische Studie, dass das orale Mikrobiom bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern verändert ist, zugunsten der Bakterien, die Karies begünstigen [4]: Es wurde etwa ein erhöhter Anteil grampositiver im Vergleich zu gramnegativen Bakterien auf dem sich entwickelnden Biofilm von Rauchern festgestellt, Raucher hatten einen im Vergleich zu Nie-Rauchern signifikanten Mangel an Proteobakterien und Bakterien aus der Streptococcus-Gruppe wurden durch Zigarettenrauch weniger gehemmt.
Merkmale, die zur Kariesaktivität führen, bei Rauchern erhöht
Dass Speichelfluss bei Konsum von Tabakerhitzersystemen (im Gegensatz zur Zigarette wird hier der – ebenfalls echte – Tabak nicht verbrannt, sondern erhitzt) noch stärker reduziert wird, als es bei Zigarettenrauchern eh der Fall ist, stellte eine aktuelle Studie [5] ebenso fest, wie das Auftreten von anderen Merkmalen, die die Kariesaktivität unterstützen: Tabak förderte in beiden Untersuchungsgruppen die Biofilm-Ansammlung und senkte den pH-Wert des Speichels. Darüber hinaus erhöhte Zigarettenrauchen die Anzahl an S. mutans, während Konsum mit Tabakerhitzern Laktobazillen am stärksten reduzierte.
Eine Kohortenstudie zum Einfluss des Rauchverhaltens auf die Prävalenz kariöser Läsionen in einer Folgestudie zeigte auf, wie schnell sich eine Karies dabei entwickeln kann [6]: bei Rauchern lagen zwischen der Diagnose gesunder Zahn und kariöser Zahn durchschnittlich 13,5 Monate.
Erhöht das Rauchen Schwangerer das Kariesrisiko des Kindes?
Inzwischen wird sogar (kontrovers) über einen Zusammenhang zwischen Rauchen in der Schwangerschaft und der Kariesprävalenz im Kindesalter diskutiert. Es konnte gezeigt werden, dass statistisch Rauchen von Schwangeren mit einem erhöhten Kariesrisiko verbunden ist [3]. Ein eindeutiger ursächlicher Beleg ist aber schon deshalb schwierig, weil Kinder aus einem Raucherhaushalt häufig einem niedrigeren sozioökonomischen Umfeld mit einem höheren Zuckerkonsum bei gleichzeitig schlechterer Mundhygiene ausgesetzt sind. Allerdings konnte im Tierexperiment beobachtet werden, dass Nikotin für eine „gehemmte morphologische Entwicklung und unterdrückte Mineralisierung“ des Zahnhartgewebes der Nachkommen verantwortlich war. Außerdem ist bekannt, dass Rauchen den Vitamin-D-Spiegel der Mutter negativ beeinflusst. Da Vitamin D aber in Zusammenhang mit der Zahnmineralisierung steht, könnte dieser niedrigere mütterliche Spiegel vor der Geburt die Mineralisierung der Milchzähne unterdrücken.
Das Wichtigste in Kürze |
Es konnte gezeigt werden, dass Rauchen mit einer höheren Kariesprävalenz verbunden ist. Innerhalb der Studiengrenzen konnte auch beobachtet werden, dass Rauchen während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Kariesrisiko im Milchgebiss verbunden sein könnte. |
- [1] Jiang X, Jiang X, Wang Y, Huang R. Correlation between tobacco smoking and dental caries: A systematic review and meta-analysis. Tob Induc Dis. 2019 Apr 19;17:34. doi.org/10.18332/tid/106117.
- [2] Beklen A, Sali N, Yavuz MB. The impact of smoking on periodontal status and dental caries. Tob Induc Dis. 2022 Aug 29;20:72. doi.org/10.18332/tid/152112.
- [3] Zhong Y, Tang Q, Tan B, Huang R. Correlation Between Maternal Smoking During Pregnancy and Dental Caries in Children: A Systematic Review and Meta-Analysis. Front Oral Health. 2021 Jun 16;2:673449. doi.org/10.3389/froh.2021.673449.
- [4] Wu J, Peters B, Dominianni C et al. Cigarette smoking and the oral microbiome in a large study of American adults. ISME J 10, 2435–2446 (2016). doi.org/10.1038/ismej.2016.37.
- [5] Božac E et al. Clinical characteristics and caries risk assessment of tobacco heating systems smokers, cigarette smokers and non-smokers: a cross-sectional study. Clin Oral Investig. 2024 Jun 18;28(7):382. doi.org/10.1007/s00784-024-05778-0.
- [6] de Araújo Nobre MA, Sezinando AM, Fernandes IC, Araújo AC. Influence of Smoking Habits on the Prevalence of Dental Caries: A Register-Based Cohort Study. Eur J Dent. 2021 Oct;15(4):714-719. doi.org/10.1055/s-0041-1729458.
AUSGABE: ZR 5/2025, S. 16 · ID: 50357660