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CME-Beitrag Sind selbstadhäsive Komposite eine Amalgamalternative?
| Selbstadhäsive fließfähige Komposite haben Vorteile. Als Amalgamalternative kann man sie aber nicht bezeichnen, da sie aufgrund ihrer systemimmanenten Grenzen nicht in größeren bzw. kaudruckbelasteten Bereichen eingesetzt werden können. |
Wirkprinzip selbstadhäsiver Komposite
Vertreter der selbstadhäsiven Füllungsmaterialien auf dem Markt sind z. B. Vertise® Flow bzw. Dyad® Flow, Constic, Fusio® Liquid Dentin und Yflow SA. Selbsthaftende, fließfähige Komposite vereinfachen im Vergleich zu herkömmlichen Techniken die restaurative Zahnheilkunde, indem das Adhäsiv mit dem Füllungsmaterial vereint wurde. Ihre Selbstadhäsion fußt auf spezifischen Funktionsmonomeren. Damit sind sie einfach in der Anwendung und wirtschaftlich für die Praxis, gleichzeitig können mögliche Behandlungsfehler aufgrund des Wegfalls komplexer Applikationsschritte reduziert werden [1-3]. Ihr Haftverbund zur Zahnhartsubstanz und mechanischen Eigenschaften sind Gegenstand verschiedener Untersuchungen.
In kleinen Klasse-I-Kavitäten ähnlich zum fließfähigen Komposit
Eine klinische Studie mit einem Nachbeobachtungszeitraum von zwei Jahren verglich die Leistung des selbstadhäsiven Komposits Vertise® Flow mit der des herkömmlichen, fließfähigen Komposits Premise Flowable® bei kleinen Klasse-I-Kavitäten in bleibenden Molaren [4]. Beide Materialien verhielten sich hinsichtlich Randanpassung, Oberflächentextur und Randverfärbung ähnlich; diese nahmen bei beiden Versorgungsarten mit der Zeit ab. In Bezug auf die Ergebnisse gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Anwendung von Kofferdam oder von Watterollenisolierung und Speichelsauger beim Legen beider Restaurationsmaterialien.
Auch eine andere klinische Studie, die Vertise® Flow mit dem herkömmlichen fließfähigen Komposit Filtek® Z350XT Flowable bei der Versorgung minimalinvasiver Okklusalkavitäten verglich, attestierte dem selbstadhäsivem Komposit bei dieser Anwendung nach 24 Monaten eine zufriedenstellende klinische Leistung [1].
Keine Alternative in stark beanspruchten Gebieten
Deutliche Unterschiede dagegen beim Vergleich der mechanischen Eigenschaften von Vertise Flow zu herkömmlichen fließfähigen Kompositen bei Belastung: In einer In-vitro-Studie [5] erfassten die Forscher Oberflächenmikrohärte und Verschleißfestigkeit der drei fließfähigen Komposite Grandio® flow, Filtek® flow und Admira® fusion flow, des Mikrohybridkomposits Filtek® Z250 und Vertise® flow. Demnach war z. B. die Oberflächenmikrohärte von Vertise® flow signifikant niedriger als die von Filtek. Das Fazit der Autoren auf Basis der gemessenen Werte ist eindeutig: Das selbstadhäsive Komposit „wäre kein idealer Ersatz für herkömmliche fließfähige Komposite in stark beanspruchten Bereichen“.
Reduzierte Haftfestigkeit, vielversprechende Farbstabilität
Eine weitere In-vitro-Studie [6] verglich die beiden selbstadhäsiven Komposite Constic und Yflow SA mit dem herkömmlichen fließfähigen Komposit Tetric® N flow in Bezug auf Farbstabilität, Oberflächenrauigkeit und Mikrozugfestigkeit auf Dentin: Während die Farbstabilität aller Materialien nach simulierten Bürsten vergleichbar war, zeigte sich die Oberflächenrauigkeit statistisch signifikant unterschiedlich – Constic hatte den höchsten, Yflow SA den niedrigsten Wert. Bezüglich der Haftfestigkeit schnitten Constic und Yflow SA deutlich schlechter ab als Tetric® N flow. Innerhalb der Studiengrenzen deutet das auf eine nur begrenzte Möglichkeit der klinischen Anwendbarkeit selbstadhäsiver Komposite hin, so die Wissenschaftler, insbesondere, wenn eine starke Dentinadhäsion gefordert ist.
Auch eine frühere Arbeit spricht von einer akzeptablen Leistung in minimalinvasiven Kavitäten, dagegen auch von einer „deutlich reduzierten Haftfestigkeit an Schmelz und Dentin im Vergleich zu herkömmlichen Adhäsivsystemen“ [2].
Das Wichtigste in Kürze |
Selbstadhäsive Komposite eignen sich der Datenlage zufolge nicht als Amalgamalternative, da sie nur in kleinen Klasse-I-Kavitäten angewendet werden sollten. Dort vereinfachen sie die restaurative Füllungstherapie bei akzeptabler klinischer Leistung. |
- [1] Shaalan OO, Abou-Auf E. A 24-Month Evaluation of Self-Adhering Flowable Composite Compared to Conventional Flowable Composite in Conservative Simple Occlusal Restorations: A Randomized Clinical Trial. Contemp Clin Dent. 2021 Oct-Dec;12(4):368-375. doi.org/10.4103/ccd.ccd_600_20.
- [2] Oltramare R, Michelotti G, Burrer P, Attin T, Tauböck TT. Selbstadhäsive Komposite – Halten sie, was sie versprechen? [Self-adhesive composites - Do they keep what they promise?]. Swiss Dent J. 2022 Apr 4;132(4):268-269. doi.org/10.61872/sdj-2022-04-03.
- [3] Seyfer A. Sind selbstadhäsive Komposite praxisreif? Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin. Aus dem Medizinischen Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Zahnerhaltungskunde (Direktor: Prof. Dr. Roland Frankenberger). Jun 2020. Abruf unter iww.de/s12423.
- [4] Sabbagh J, Dagher S, El Osta N, Souhaid P. Randomized Clinical Trial of a Self-Adhering Flowable Composite for Class I Restorations: 2-Year Results. Int J Dent. 2017;2017:5041529. doi.org/10.1155/2017/5041529.
- [5] Azizi F, Khafri S Surface micro-hardness and wear resistance of a self-adhesive flowable composite in comparison to conventional flowable composites. Front Dent 2023; 20: 10. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37312832/.
- [6] Leal CFC, Viana BB, Miranda SB, Lima RBWE, Silva CCS, Lins RBE, Batista AUD, de Andrade AKM, Montes MAJR. Assessment of Surface Roughness, Color, and Bonding Efficacy: Self-Adhesive vs. Conventional Flowable Resin. Polymers (Basel). 2024 Sep 10;16(18):2556. doi.org/10.3390/polym16182556.
AUSGABE: ZR 3/2025, S. 14 · ID: 50307993