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CME-BeitragProbiotika verändern das orale Mikrobiom
| Das orale und das Darmmikrobiom können in gegenseitiger Abhängigkeit physiologische Funktionen, aber auch pathologische Ereignisse beeinflussen. Italienische Forscher haben in einer Übersicht [1] die vorhandene Literatur über die wechselseitigen Beziehungen zwischen diesen beiden größten mikrobiellen Gemeinschaften des Menschen analysiert. Probiotika können hier positive Wirkungen entfalten [3]. |
Pathogene Mundbakterien können das Darmmikrobiom verändern
Veränderungen der mikrobiellen Zusammensetzung und funktionellen Eigenschaften von Mund- und Darmmikrobiom können zum Ausbruch von oralen und intestinalen Mikrobiom-assoziierten Erkrankungen führen und diese gegenseitig beeinflussen. Orale Bakterien könnten möglicherweise hauptsächlich über hämatogene oder enterische Wege in den Gastrointestinaltrakt wandern, eine abnormale Immunantwort auslösen und zu Darmentzündungen führen. Sie überwinden dabei verschiedene physikalische und/oder chemische Barrieren des Magen-Darm-Trakts, wie Magen- und Gallensäure und die intakte Darmschleimhaut und können die Zusammensetzung der Darmmikrobiota verändern. Für eine genaue Diagnose/Prognose und eine effiziente Behandlung wird es nützlich sein, ein besseres Wissen über die Funktion der Oral-Darm-Mikrobiom-Achse bei der Regulation pathogenetischer Phänomene zu haben.
Autoimmunerkrankungen können Parodontitis befördern
Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes befördern beispielsweise die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren wie Interleukin 17 und 23, Interferon-Gamma und Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha. Dies wiederum befördert die Entzündungsantwort und die Vermehrung von Bakterien, die mit parodontaler Destruktion assoziiert sind. Probiotika können Entzündungen lindern und eine mikrobielle Dysbiose abmildern. Sie setzen Effektormoleküle frei, die folgende Wirkmechanismen haben:
- Modulation der Zusammensetzung der MikrobiotaWirkmechanismen der Effektormoleküle aus Probiotika
- Modulation der Immunzellen und damit Immunantwort
- Wiederherstellung der enterischen Darmbarriere
- Regulation des enterischen und zentralen Nervensystems
- Cholesterinsenkende Wirkung
- Blutdrucksenkende Wirkung
Probiotika fördern die Schleimproduktion der Darmschleimhaut, was die Darmepithelzellen schützt und eine Apoptose verhindert. Sie beteiligen sich auch an der Darm-Hirn-Kommunikation über die Aktivierung des vagalen Weges. Das hat einen positiven Einfluss auf stressige, angstauslösende und depressive Reize [2].
Probiotika reduzieren Parodontalkeime in subgingivalem Biofilm
Darüber hinaus konnte eine Studie zeigen, dass Probiotika das Potenzial haben, die Zusammensetzung der subgingivalen Mikrobiota zu verändern, wodurch die Konzentration der wichtigsten parodontalen Pathogene signifikant reduziert werden konnte [3]. In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Laktobazillen- und Streptococci-Stämme eine antibakterielle Aktivität gegen bekannte Parodontalbakterien wie P. gingivalis, Prevotella intermedia, Aggregatibacter actinomycetemcomitans und F. nucleatum besitzen. So könnten sie ein potenzielles Adjuvans bei der Behandlung von Parodontalerkrankungen sein.
Kombination verschiedener Probiotika für mehr antimikrobielle Aktivität
Eine neue In-vitro-Studie aus Leuven, Belgien, hat die Wirkungen von drei bekannten und drei neuen Lactobacillus-Stämmen zusammen mit vier neuen Streptococcus salivarius-Stämmen bezüglich ihrer hemmenden Wirkungen auf parodontale Bakterien untersucht. Daneben analysierte die Arbeitsgruppe, ob die Probiotika in parodontale Biofilme eingebaut werden und die Biofilmökologie verändern [4]. Die untersuchten Probiotika zeigten je nach Spezies Unterschiede in ihrem antimikrobiellen Potenzial. Die Kombination verschiedener Probiotika könnte zu einer vielfältigeren und konzertierteren antimikrobiellen Aktivität führen. Die Häufigkeit des Vorkommens der probiotischen Bakterien in den In-vitro-Biofilmen korrelierte nicht mit ihrer antimikrobiellen Wirkung. Weitere Untersuchungen mit In-vivo-Studien müssten weiter abklären, ob diese Stämme tatsächlich als orale Probiotika fungieren können [4].
Das Wichtigste in Kürze |
Die Translokation oraler pathogener Mikroben in den Darm kann das mikrobielle Gleichgewicht in dieser ökologischen Umgebung verändern und die Pathogenese sowohl oraler als auch intestinaler Erkrankungen modulieren. Probiotika haben in Studien gezeigt, dass sie die Zusammensetzung von oralen Mikrobiota verändern und dabei parodontale Keime reduzieren konnten. |
- [1] Di Stefano M, Santonocito S, Polizzi A, Mauceri R, Troiano G, Lo Giudice A, Romano A, Mascitti M, Isola G. A Reciprocal Link between Oral, Gut Microbiota during Periodontitis: The Potential Role of Probiotics in Reducing Dysbiosis-Induced Inflammation. Int J Mol Sci. 2023 Jan 6;24(2):1084, doi.org/10.3390/ijms24021084.
- [2] Yan F., Polk D.B. Probiotics and Probiotic-Derived Functional Factors-Mechanistic Insights into Applications for Intestinal Homeostasis. Front. Immunol. 2020;11:1428, doi.org/10.3389/fimmu.2020.01428.
- [3] Canut-Delgado N., Giovannoni M.L., Chimenos-Küstner E. Are probiotics a possible treatment of periodontitis? Probiotics against periodontal disease: A systematic review. Br. Dent. J. 2021;11:1–7, doi.org/10.1038/s41415-021-3624-5.
- [4] Van Holm W, Carvalho R, Delanghe L, Eilers T, Zayed N, Mermans F, Bernaerts K, Boon N, Claes I, Lebeer S, Teughels W. Antimicrobial potential of known and novel probiotics on in vitro periodontitis biofilms. NPJ Biofilms Microbiomes. 2023 Jan 21;9(1):3, doi.org/10.1038/s41522-023-00370-y.
AUSGABE: ZR 5/2023, S. 10 · ID: 49263965