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ZRZahnmedizinReport

CME-BeitragKlinischer Vergleich Titan- vs. Zirkonoxid-Implantat-Abutments

Abo-Inhalt26.01.20231671 Min. Lesedauer

| In einem direkten klinischen Vergleich zu Zirkonoxid weisen Titanabutments eine höhere mechanische Beständigkeit, aber auch eine höhere Biofilmansammlung auf dem Titan auf – allerdings ohne signifikante Entzündungsprozesse. |

Unterschiedliche Datenlage erfordert neue Erkenntnisse

Abutments spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg der implantatprothetischen Versorgung. Nicht zuletzt aus ästhetischen Gründen wurden Zirkonoxidabutments als alternative Therapieoption zu den aufgrund ihrer guten Stabilität als Goldstandard definierten Titanabutments eingeführt. Die Eignung von Zirkonoxidabutments wurde und wird immer wieder untersucht und aufgrund der unterschiedlichen Studienergebnisse diskutiert. Eine neue systematische Überprüfung widmete sich deshalb nochmals umfassend den Ergebnissen in Bezug auf mechanische Beständigkeit, biologische Komplikationen und ästhetische Ansprüche im Vergleich von Titan- zu Zirkonoxidabutment, um eine aktuelle Position zu finden.

Positive Eigenschaften von Zirkonoxidabutments

Die Autoren stellen fest, dass Zirkonoxidabutments routinemäßig zum Mittel der Wahl wurden, insbesondere aufgrund der gestiegenen ästhetischen Ansprüche der Patienten bei dünnem Weichgewebe. Hohe mechanische Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit wie auch die positiven Auswirkungen auf die periimplantäre Umgebung durch die Reduktion von Entzündungen und Blutung auf Sondierung zählen zu den Vorteilen von Zirkonoxid als biokompatibles Abutmentmaterial.

Mechanische Ergebnisse

Es wird von einer insgesamt höheren Inzidenz von Frakturen von Zirkonoxid- im Vergleich zu Titanabutments berichtet. Eine mögliche Erklärung dafür ist die geringere Bruch- und Biegefestigkeit von Zirkonoxid. Gut zu wissen, dass das Frakturrisiko beeinflusst werden kann:

  • Eine Wandstärke von über 0,5 mm des Zirkonabutments und eine Angulation von unter 30 Grad senken das Risiko.
  • Auch die Position spielt eine Rolle – Zirkonoxidabutments haben eine höhere Frakturanfälligkeit im Seiten- als im Frontzahnbereich.
  • Darüber hinaus hat auch das Design der Verbindung Implantat-Abutment Einfluss: Außen- und zweiteilige Innenverbindungen haben eine deutlich niedrigere Frakturrate als die einteilige Innenverbindung.

Obwohl in den meisten Studien die Häufigkeit der mechanischen Komplikationen zwischen den beiden Abutmentmaterialien nicht signifikant unterschiedlich war, ist die Titan- der Zirkonoxidvariante mechanisch überlegen, so die Autoren.

Biologische Ergebnisse

Der Vergleich der beiden Abutmentmaterialien zeigte, dass neben den Zirkonoxidabutments niedrigere Sondierungsblutungswerte (BOP) auftraten als bei Titanabutments, was auf die geringere Biofilmretention aufgrund der Oberflächeneigenschaften (korrosionsbeständig, leicht zu polieren) von Zirkonoxid zurückzuführen ist.

Ästhetische Aspekte

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass das Farbergebnis des periimplantären Weichgewebes durch das Abutmentmaterial beeinflusst werden kann. Zirkonoxidabutments schnitten dabei deutlich besser ab als Titanabutments. Allerdings setzen sie das Ergebnis in Zusammenhang mit der Dicke des Weichgewebes, weshalb sie die Verwendung von Titanabutments bei einer Weichgewebedicke von 3 mm und mehr empfehlen, Zirkonoxidabutments bei einer geringeren Dicke des Weichgewebes. Behandler sollten auch wissen, dass Verfärbungen bzw. Farbunterschiede zwischen periimplantären Weichgewebe und Weichgewebe um natürliche Zähne herum unter Spektrometeranalyse sichtbarer waren als diese nach subjektiven und objektiven Bewertungskriterien und der Auswertung von Patientenzufriedenheit. Im Übrigen wird der Pink Esthetic Score als geeignet empfunden, das ästhetische Ergebnis adäquat beurteilen zu können (mesiale Papille, distale Papille, Weichgewebeniveau, Weichgewebekontur, Farbe des periimplantären Weichgewebes).

Weitere Erkenntnisse

Die vorliegende Arbeit stellte auch weitere Ergebnisse des direkten Vergleichs der beiden untersuchten Abutmentmaterialien heraus:

Das Wichtigste in Kürze

Sowohl Titan als auch Zirkonoxid haben sich aus Sicht der Autoren als Material für Implantatabutments bewährt. Wer entscheiden muss, auf welches Material er zurückgreift, sollte die Wahl von der klinischen Situation abhängig machen – patientenindividuell gilt es, die funktionellen und ästhetischen Anforderungen zu bestimmen und danach die Auswahl zu treffen. Weitere Forschungen zu Modifikationen an beiden Materialarten wie Anodisierung oder Verblendung sind nach Ansicht der Autoren erforderlich (und wurden jüngst z. B. von Vazouras et al. durchgeführt, s. Beitrag S. 8).

  • Demnach ermöglicht bei beiden Varianten die Designform eines konkaven Abutments mehr Gewinn an Weichgewebe.
  • Außerdem wurde die Vermutung aufgestellt, dass Oberflächenrauheit oder Oberflächentopographie die Weichteilanhaftung beeinflussen könnten; hier sind jedoch weitere Studien nötig, um das zu bestätigen.
  • Ferner spielte das Abutmentmaterial keine signifikante Rolle hinsichtlich eines marginalen Knochenverlustes. Ist jedoch Titan enthalten, so geht mit Plasma-Argon-Titanabutments ein geringerer Knochenverlust als mit gedämpften Titanabutments einher.
Quelle
  • Halim FC, Pesce P, De Angelis N, Benedicenti S, Menini M. Comparison of the clinical outcomes of titanium and zirconia implant abutments: a systematic review of systematic reviews. J Clin Med. 2022 Aug 28;11(17):5052. doi.org/10.3390/jcm11175052.

AUSGABE: ZR 2/2023, S. 5 · ID: 48940160

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