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BüroführungUnser Weg zum klimaneutralen Planungsbüro: Ein Erfahrungsbericht der IWL AG

Abo-Inhalt22.11.202210321 Min. LesedauerVon Christian F. König, Partner, Head of Business Development und Karina Feistner, Marketing Specialist & Junior Consultant, IWL AG, Ulm

| Die IWL AG ist seit kurzem ein klimaneutrales Planungsbüro. Christian F. König und Karina Feistner, die das Projekt in dem Logistik-Planungsbüro aus Ulm maßgeblich begleitet haben, geben in ihrem Erfahrungsbericht nachfolgend Antworten auf die berühmten W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Wie? Wozu? |

Was hat uns zur Zertifizierung veranlasst?

Aktuell sehen die Regularien keine Pflicht für Dienstleister zur Neutralisierung von Emissionen wie CO2 vor. Unsere Kunden aus den Bereichen Automotive und Chemie machen hier aber immer größere Fortschritte. Dem wollten wir nicht hintanstehen. Auch wir wollten als eines der ersten Logistik-Planungsbüros in Deutschland beim Thema Kompensation von Emissionen eine Vorreiterrolle einnehmen.

Außerdem sehen wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber und unsere Verpflichtung in punkto Nachhaltigkeit durch diese Maßnahme gestärkt. Wir denken auch, dass unsere Kunden solche Zertifizierungen in Zukunft von ihren Dienstleistern und Zulieferern erwarten werden.

Wie sind wir vorgegangen?

Nachdem wir uns für einen Projektpartner entschieden hatten, stimmten wir mit diesem die Vorgehensweise ab. Für die Datenaufnahme erhielten wir ausgewählte Vorlagen und arbeiteten anhand dieser alle Rechnungen aus dem Jahr 2021 durch.

Die Emissionen werden nach Standard des GHG-Protokolls in drei Scopes kategorisiert.

  • Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen wie z. B. Kraftstoff der geleasten Firmenfahrzeuge.
  • Scope 2 fasst die indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie für Elektrizität, Heizung etc. zusammen.
  • Scope 3 betrifft alle indirekten Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette. Das gilt z. B. für Geschäftsreisen, Arbeitswege der Mitarbeiter und den Transport von Bestellungen.

Das Schaubild zeigt, wie sich die „Scopes“ zusammensetzen und zusammengefügt werden.

Bild1.jpg (© IWW Institut)
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© IWW Institut

Im Anschluss berechnete unser Berater die verursachten Emissionen mithilfe der erfassten Daten und bot uns entsprechende Zertifikate an, um diese zu kompensieren. Wir entschieden uns dafür, alle direkten und indirekten Emissionen aus Scope, 1, 2 und 3 zu neutralisieren. Insgesamt betrugen die Emissionen für das Jahr 2021 über 130 Tonnen.

Um die verursachten Emissionen auszugleichen, unterstützen wir das Lower Zambezi REDD+ Project (LZRP). Dieses schützt über 40.000 Hektar Wald in der Provinz Lusaka und ist das erste Projekt in Afrika, das neun aufeinanderfolgende Zertifizierungen nach dem Verified Carbon Standard (VCS) erreicht hat. Außerdem war es das erste Projekt in Afrika (das zweite weltweit) welches die CCB Triple Gold Verifizierung nach den Standards des Klima-Gemeinschafts- und Biodiversitätsbündnisses erreichte.

Wo waren die Hindernisse?

Recht schnell fiel auf, dass das GHG-Protokoll für ein kleines Beratungsbüro wie die IWL sehr umfangreich ist. Denn es kann genauso von großen produzierenden Konzernen verwendet werden. Daher waren viele Punkte für IWLobsolet und machten das Ganze unübersichtlich. Auch der Detaillierungsgrad kam überraschend. So reichte es nicht aus, den Umfang des eingekauften Verbrauchmaterials, wie z. B. Kugelschreiber, zu erfassen. Wir mussten auch Material sowie Hersteller und Herkunftsland dokumentieren.

Vor allem die Kilometererfassung der Firmenfahrzeuge erwies sich als schwierig. Denn bis zu diesem Jahr wurde nicht getrackt, welche Strecken privat und welche beruflich zurückgelegt worden sind. Daher konnte die Verteilung lediglich mit einem Schätzwert versehen werden.

Eine große Überraschung für uns war tatsächlich auch der zeitliche Aufwand, den das Projekt verlangte. Denn es mussten alle Rechnungen aus dem Jahr 2021 überprüft und entsprechend mit in die Bilanz aufgenommen werden.

Was hat es uns an Zeit und Geld gekostet?

Von der ersten Kontaktaufnahme mit unserem Berater bis hin zum Kauf der Zertifikate sind etwa 80 Arbeitsstunden in das Projekt geflossen. Unser Partner berechnete uns für die Unterstützung ca. 12.000 Euro. Weitere 2.000 Euro fielen für die Zertifikate zur Kompensation unserer Emissionen an, die für ein Jahr gültig sind.

Was sind unsere Learnings?

Für uns stellt es einen Widerspruch dar, wenn der Berater auch direkt Zertifikate zum Kauf anbietet, um die errechneten Emissionen zu kompensieren. Künftig möchten wir daher lieber die Zertifikate über andere Unternehmen erwerben und mit einem Berater zusammenarbeiten, der uns lediglich bei der Errechnung unserer Emissionen unterstützt.

Um das Projekt zeitlich zu entzerren, sollte die Dokumentation für die Berechnung der Emissionen schon während des Berichtjahrs erfolgen, sodass ein laufender Aufwand entstehen kann.

Die Untersuchung hat ergeben, dass Flugreisen der größte Hebel bei IWL sind. Wann immer möglich, sollte deshalb das Reisen per Bahn oder Auto bevorzugt werden. Leider ist dies meist nicht der wirtschaftlichste Weg.

Die wichtigste Erkenntnis für uns war jedoch, dass die Kompensation von Emissionen nur ein kleiner Teil des Themas Nachhaltigkeit ist und in diesem Bereich viel mehr getan werden muss.

Wie macht die IWL AG bei dem Thema weiter?

Aktuell befasst sich ein Student im Rahmen seiner Masterthesis mit dem Thema Nachhaltigkeit bei IWL. In diesem Zuge wird eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt, um eine Grundlage für die nachhaltige Berichterstattung der IWL AG zu erarbeiten.

Weiterführender Hinweis
  • Sie möchten nähere Informationen zum Zertifizierungsprozess der IWL AG? Kein Problem. Karina Feistner steht Ihnen für den kollegialen Erfahrungsaustausch gern zur Verfügung. Telefon 0731 14050-22 oder E-Mail karina.feistner@iwl.eu.

AUSGABE: PBP 12/2022, S. 23 · ID: 48751376

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