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VergütungVergütung von Geschäftsführern im Kfz-Handel: Gehaltsstruktur, Höhe und Zusammensetzung
| Vergütungsregelungen sind ein wesentlicher Bestandteil von Geschäfts-führer-Dienstverträgen. Bei der Vergütungshöhe, den Vergütungsbestand-teilen und dem Bezug der Vergütung zur Leistung gibt es im Kfz-Handel jedoch erhebliche Unterschiede. Deshalb geht ASR in einer Beitragsserie drei Fragen nach: Wie werden Geschäftsführer im Kfz-Handel derzeit vergütet? Welche steuerlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten? Wie kann ein verstärkter Anreiz- und Leistungsbezug hergestellt werden? Die Serie beginnt mit einer Bestandaufnahme zur ersten Frage. |
Das sind die Vergütungsbestandteile
Wichtig | Die nachfolgend vorgestellten Daten basieren auf den Ergebnissen einer anonymen Befragung von 52 angestellten Geschäftsführern und geschäftsführenden Gesellschaftern im Kfz-Handel.
Die Entlohnung der angestellten Geschäftsführer im Kfz-Handel besteht überwiegend aus drei Bestandteilen mit folgenden Werten:
Minimum | Durchschnitt | Maximum | |
... Grundgehalt, Boni bzw. Tantiemen und Zusatzleistungen Grundgehalt | 87.000 Euro | 138.000 Euro | 307.000 Euro |
Variable Vergütung | 0 Euro | 37.000 Euro | 211.000 Euro |
Sachleistungen | 0 Euro | 17.000 Euro | 71.000 Euro |
- Das Grundgehalt umfasst dabei die gesamte fixe Vergütung inklusive Sonderzahlungen wie zum Beispiel das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, soweit hierauf ein vertraglicher Anspruch besteht.
- Boni und Tantiemen betreffen alle Zahlungen, deren Anspruch und Höhe auf dem Erreichen von im Vorfeld definierten Zielen basiert.
- Zusatzleistungen sind typischerweise das Stellen eines Firmenfahrzeugs mit privater Nutzungsmöglichkeit, Zuschüsse zur privaten Altersvorsorge, Versicherungen, die kostenlose oder vergünstigte Nutzung von Betriebseigentum (Bspw. eine Firmenwohnung) sowie (in eher seltenen Fällen) auch die Möglichkeit, vergünstigte Unternehmensanteile zu erwerben.
Für den Fall des geschäftsführenden Gesellschafters kommen noch eine Komponente für den Gewinnanteil bzw. die Kapitalverzinsung hinzu sowie ggf. eine Privatentnahme gegen das Gesellschafterkonto.
Für den Fall einer Gesellschaftsform, in der die Gesellschafter persönlich auch die Steuerschuldner für den Unternehmensertrag sind – also z. B. bei einer GmbH & Co.KG –, werden typischerweise auch die fälligen Einkommensteuern über eine Entnahme abgedeckt. Das ist regelmäßig allerdings nicht als Vergütungsbestandteil zu bewerten.
Was Einflussfaktoren auf die Grundvergütung sind
Statistisch erklärt der Jahresumsatz des jeweiligen Unternehmens etwa 64 Prozent der Differenzen in der absoluten Höhe des Grundgehalts angestellter Geschäftsführer. Hinzu kommen die Faktoren Alter (20 Prozent) und vertretenes Markenportfolio (zwölf Prozent). Alle anderen bei der Befragung erfassten möglichen Einflussfaktoren sind weitgehend unbedeutend für die Höhe des Fixgehalts.
Insbesondere der zunächst vermutete Einfluss des geografischen Standorts (neue versus alte Bundesländer) sowie der Regionalstruktur (Großstadt versus ländlicher Raum) ist nicht bzw. nur sehr gering auf Basis der Stichprobendaten nachweisbar. Dies mag daran liegen, dass zur Kompensation der Nachteile in strukturschwachen Regionen vor allem durch angestellte Geschäftsführer ein kompensierender Gehaltsaufschlag erwartet wird.
Befragungsdaten erlauben „Faustformel“
Aus den Befragungsdaten lässt sich demnach folgender Zusammenhang signifikant ableiten: Je höher der Jahresumsatz des Autohauses, je älter der Geschäftsführer und je höher der Anteil von Premiummarken am Gesamtabsatz um so höher liegt die Grundvergütung pro Jahr.
Grafisch lässt sich der Zusammenhang zwischen Jahresumsatz und Grundvergütung nach Größenklassen wie folgt darstellen:
Mehrere Geschäftsführer meist nur bei mehr als 100 Mio. Euro Umsatz
Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den angegebenen Beträgen um den Durchschnitt je Mitglied der Geschäftsführung handelt. Mehrere Mitglieder in der Geschäftsführung finden sich in der Regel nur in größeren Autohausgruppen mit über 100 Mio. Euro Jahresumsatz und einer im Geschäftsverteilungsplan dokumentierten Aufgabenverteilung. Bei Jahresumsätzen unter 100 Mio. Euro dominiert eindeutig die Besetzung der Geschäftsführung mit einer Person, die typischerweise auch Gesellschaftsanteile hält. Je umsatzstärker das Unternehmen, umso höher wird der Anteil der familienexternen, angestellten Geschäftsführer.
Herausgehobene Funktion erhöht das Grundgehalt deutlich
Die Geschäftsverteilung (z. B. Aufgabenteilung nach Marken, Standorten, Zuständigkeit für Sales bzw. After Sales) hat keine signifikante Auswirkung auf die Höhe des Grundgehalts. Lediglich eine herausgehobene Funktion innerhalb der Geschäftsführung (zum Beispiel als Vorsitzender oder Sprecher) heben die fixe Vergütung pro Jahr um etwa 30.000 Euro im Vergleich zu „normalen“ Mitgliedern der Geschäftsführung an.
Frauenanteil in der Geschäftsführung der Top 100 bleibt gering
Die durchschnittliche Steigerung der Grundgehälter für Geschäftsführer in den letzten drei Jahren folgen etwa der Inflationsrate. Tendenziell zugenommen hat der Anteil ausländischer Geschäftsführer, speziell dann, wenn der Autohandelsbetrieb Teil einer internationalen Gruppe ist. Für die 100 umsatzstärksten deutschen Handelsgruppen liegt der Frauenanteil in der Geschäftsführung bei etwa sechs Prozent.
Ein Spezialfall in der Governance-Struktur sind Beiräte bzw. Aufsichtsräte. Der Anteil der Unternehmen mit einem organisatorisch verankerten Beratungsgremium bzw. Aufsichtsorgan hat sich in den letzten Jahren im Automobilhandel nahezu verdoppelt. Dies spiegelt die zunehmend Komplexität in Kombination mit strengeren rechtlichen Anforderungen an die Compliance wider. Die Jahresvergütung von Beiräten und Aufsichtsräten ist üblicherweise aufwandsbezogen und liegt in der Branche zwischen wenigen tausend Euro und bis zu 50.000 Euro pro Jahr.
Welche Einflussfaktoren auf Boni- und Tantiemenhöhe wirken
Variable Bezugsgrößen der Geschäftsführervergütung bestehen fast immer aus einer oder mehreren im Rahmen einer Zielvereinbarung festgelegten Kennzahl. Diese kann eine bilanzielle Ergebnisgröße zum Inhalt haben oder auch die Marktleistung sowie die erzielte Kundenzufriedenheit.
Die folgende Darstellung gibt einen Überblick über die meistgenutzten Kennzahlen (Mehrfachnennungen waren möglich).
Ertrag und Umsatzrendite dominieren die Tantiemen-Berechnung
Der größte Anteil an den Nennungen entfällt auf den absoluten Ertrag des Unternehmens in Euro. Danach werden die Umsatzrendite als relative Zielgröße sowie der absolute Umsatz des Unternehmens genannt, gefolgt von Fahrzeugabsatz, Marktanteil und Kundenzufriedenheit. Auffällig ist, dass die erzielte Rendite auf das eingesetzte Kapital – und damit implizit die Entwicklung des Unternehmenswerts – für die Tantiemenbemessung im Automobilhandel nach wie vor nur eine sehr geringe Rolle spielt.
Über 70 Prozent der befragten Geschäftsführer geben an, dass maximal zwei Ergebnisgrößen die Tantiemenhöhe beeinflussen. Weniger als zehn Prozent der Unternehmen arbeiten mit vier oder mehr Bezugsgrößen parallel. Die Mehrheit des Top-Managements im Handel wird zudem ausschließlich nach Erreichung von Jahreszielen gemessen. Über mehrere Jahre angelegte Zielsysteme werden kaum genutzt. Diese Feststellungen treffen mit wenigen Ausnahmen für alle Umsatzgrößen zu.
Die im Durchschnitt erreichte Tantieme beträgt etwa 22 Prozent des Grundgehalts. Damit hat der variable Gehaltsbestandteil für die Höhe der Gesamtvergütung eine eher untergeordnete monetäre Bedeutung.
Fazit | Die Analyse der Vergütungsregelungen für Geschäftsführer im Kfz-Handel zeigt deutliche Unterschiede in der Vergütungshöhe und den Vergütungsbestandteilen, die durch verschiedene Faktoren wie Unternehmensgröße, Umsatz und Position beeinflusst werden. Während das Grundgehalt einen signifikanten Teil der Gesamtvergütung ausmacht, spielen variable Vergütungsbestandteile wie Boni und Tantiemen eine eher untergeordnete Rolle. |
AUSGABE: ASR 9/2024, S. 17 · ID: 50132513