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ZRZahnmedizinReport

CME-BeitragMundgesundheit mit Zusammenhang zu Multimorbidität und Polypharmazie

Abo-Inhalt17.12.20244 Min. Lesedauer

| Verschiedene Studien konnten einen Zusammenhang zwischen einem schlechten Mundgesundheitszustand und Multimorbidität sowie Polypharmazie feststellen. Danach sollten sich Präventions- und Kooperationsprogramme, Versorgungsarten und Betreuung richten. |

Hohe Prävalenz zu Multimorbidität und Polypharmazie im Alter

Die Bevölkerung wird zunehmend älter. Ältere Menschen leiden öfter unter Multimorbidität, das heißt, unter mindesten zwei chronischen Krankheiten. Das wiederum bedingt in vielen Fällen die Einnahme von täglich fünf oder mehr Medikamenten bei nur einem Patienten, was als Polypharmazie definiert ist. Medikamente stehen aber in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Entstehung von Karies, parodontalen und Mundschleimhaut-Erkrankungen, Problemen beim Kauen, Hyposalivation, Aspirationspneumonie oder Verträglichkeit von Zahnersatz. Gerade Hochbetagte und Pflegeheimbewohner sind diesbezüglich einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da sie häufig nicht mehr allein eine adäquate Mundhygiene durchführen können [1].

Mundgesundheitszustand bei Multimorbidität und Polypharmazie

Eine Studie stellte einen Zusammenhang zwischen dem schlechten Mundgesundheitszustand und der Polypharmazie und/oder Multimorbidität in einer repräsentativen geriatrischen Schweizer Bevölkerung aus drei Pflegeheimen mit integrierter zahnärztlicher Versorgung fest [1]. Dabei zeigte sich z. B., dass bei bestimmten Medikamentengruppen, insbesondere blutdrucksenkenden Medikamenten und Stimulanzien des zentralen Nervensystems, mehr Wurzelreste vorhanden waren. Die Studienautoren machen deshalb auf die besondere Bedeutung und notwendige Ausbaufähigkeit der Zusammenarbeit von Zahnärzten und Pflegepersonal und den zunehmenden Behandlungsbedarf bei den Ältesten und Pflegebedürftigen aufmerksam. Darüber hinaus weisen sie auf die gestiegene Behandlungskomplexität dieser Gruppen aufgrund Multimorbidität und Polypharmazie hin. Sie empfehlen deshalb „unter Berücksichtigung der systemischen Bedingungen und der geschätzten Lebenserwartung der behandelten Patienten weniger invasive prothetische Optionen, die sich leicht handhaben lassen.“ Insbesondere Zahnimplantate könnten zu einem Gesundheitsrisiko werden.

Auch eine weitere Studie bestätigte einen signifikanten Zusammenhang von Polypharmazie und schlechtem Mundgesundheitszustand [2]. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb den Blick auf die Anzahl der verschriebenen Medikamente, da diese einen nützlichen Hinweis bei der Identifizierung von Mundgesundheitsproblemen liefern können.

Schlechter Mundgesundheitszustand keine unvermeidliche, aber vorhandene Altersfolge

Eine US-amerikanische Arbeit betont, dass ein schlechter Mundgesundheitszustand im Alter nicht zwingend ist, denn ein multidisziplinäres Konzept zur Früherkennung und Behandlung oft vorkommender Erkrankungen steigere die Möglichkeit, eine gute Mundgesundheit zu bewahren [3]. Nicht-zahnärztliche Leistungserbringer müssten dabei insbesondere Karies, Parodontitis, orale Krebsgeschehen, Xerostomie und Zahnlosigkeit im Fokus haben, schließlich seien diese Ereignisse wechselseitig mit schlechterer Lebensqualität, Nährstoffmangel sowie Auswirkungen auf Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere systemische Erkrankungen assoziiert.

Eine kontinuierliche Versorgung senkt Polypharmazie und deren Folgen

Wird auf eine kontinuierliche Betreuung und Versorgung gesetzt, ist das der Garant für eine qualitativ hochwertige Versorgung, so das Ergebnis einer Übersichtsarbeit, die sich mit dem Zusammenhang von Versorgungskontinuität, Polypharmazie und Medikamenteneignung beschäftigte [4]. Demnach unterstützt eine verbesserte Kontinuität der Versorgung das Bestreben nach einer reduzierten Anzahl von Verschreibungen und die mit der Medikation verbundenen Folgen.

Das Wichtigste in Kürze

Die zunehmende Anzahl älterer Patienten mit, aber auch ohne Pflegebedarf stellt auch zahnärztliche Praxen vor Herausforderungen. Zwischen Mundgesundheitszustand und Polypharmazie und Multimorbidität konnte ein Zusammenhang festgestellt werden. Dabei ist ein schlechter Mundgesundheitszustand eine vorhandene, aber nicht unvermeidbare Altersfolge. Insbesondere ein interdisziplinärer Behandlungsansatz, eine kontinuierliche Versorgung, eine nur gering invasive prothetische Rehabilitation und die Einweisung des Pflegepersonals bezüglich unterstützender Mundhygienemaßnahmen helfen bei der Aufrechterhaltung der Mundgesundheit.
Quellen

AUSGABE: ZR 1/2025, S. 11 · ID: 50243814

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