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ZRZahnmedizinReport

CME-BeitragKomplikationen bei Implantatsystemen mit Deckschrauben

Abo-Inhalt17.12.20243837 Min. Lesedauer

| Wenn die Schnittstelle zwischen Implantat und Abdeckschraube auch bei einem nur geringen Mikrospalt eine bakterielle Mikroleckage verursacht und die vorzeitige spontane Exposition von Deckschrauben zweiteiliger Dentalimplantate sich negativ auf das marginale periimplantäre Knochenniveau auswirkt, verwundert die Rechtsprechung im Fall einer vergessenen Abdeckschraube (siehe Seite 20 dieser Ausgabe) zumindest aus zahnmedizinischer Sicht – auch wenn juristisch alles nachvollziehbar scheint. |

Mikroleckage zwischen Implantat und prothetischem Aufbau

Über die Probleme bei Implantaten, die durch Mikrospalten und bakterielle Mikroleckagen am Übergang zwischen Implantat und prothetischer Suprastruktur entstehen, wird immer wieder berichtet. Insbesondere wird in diesem Zusammenhang die Bedeutung dieses Problems für die Entstehung einer Periimplantitis und letztlich Knochenabbau hervorgehoben. Forscher widmeten sich nun mit analoger Fragestellung der Schnittstelle zwischen Implantat und Heilungsabutment oder Implantat und Abdeckschraube [1].

Letztere verschließt das Loch im oberen Teil des Implantatkörpers, um vom Implantatkörper und Innengewinde während der Einheilzeit das Weichgewebe fernzuhalten sowie das Eindringen von Blut oder Keimen zu verhindern.

Dazu untersuchten die Forscher in ihrer In-vitro-Studie die beschriebenen Schnittstellen eines plattformübergreifenden Implantatsystems. Dabei stellten sie an den Schnittstellen zwischen Implantat und Heilungsabutment bzw. Abdeckschraube einen Mikrospalt von kleiner 2,5 μm fest. Außerdem besiedelten sie diese beiden Schnittstellenbereiche mit Enterococcus faecalis. In einem 30-tägigen Nachbeobachtungszeitraum fanden sie bei ca. der Hälfte der Proben bakterielle Mikroleckagen ebenfalls an beiden Schnittstellen, insbesondere zu frühen Zeitpunkten. Wurden dagegen die Schnittstellen mit einem silikonbasierten Mittel versiegelt, traten keine bakteriellen Leckagen auf.

Das Autorenfazit: Schnittstellen zwischen Implantat und Heilungsabutment bzw. Abdeckschraube können auch bei einem nur geringen Mikrospalt eine bakterielle Mikroleckage verursachen. Ein nicht reizendes Mittel auf Silikonbasis kann diese Stellen wirksam versiegeln.

Spontane Exposition einer Implantatdeckschraube führt zu Knochenabbau

Eine Arbeit aus der Charité berichtet über das Risiko der spontanen Exposition von Implantatdeckschrauben während der geschlossenen Einheilung bei zweiteiligen Implantaten. Hier zeigte sich, dass bei den exponierten Implantaten der periimplantäre Knochenabbau signifikant größer war im Vergleich zu den vollständig geschlossen einheilenden Implantaten [2]. Es wurden verschiedene Risikofaktoren für eine verfrühte Exposition der Deckschraube ausgemacht: „das männliche Geschlecht, eine Implantation im Seitenzahnbereich des Ober- und Unterkiefers, die Verwendung von Implantatsystemen mit Deckschrauben, die bündig der Implantatschulter aufliegen und eine suprakrestale Position der Implantatschulter“. Betroffene Risikopatienten sollten deshalb zum Erhalt des Knochens engmaschig kontrolliert werden.

Das Wichtigste in Kürze

Bakterielle Mikroleckagen und Besiedlung des inneren Implantatsystems können periimplantäre Entzündungen bis zum Knochenabbau auslösen. Eine Versiegelung der Schnittstelle Implantat und Abdeckschraube kann das verhindern, ebenso wie ein engmaschiges Recall-Programm für gefährdete Patienten eine Spontanexposition einer Deckschraube rechtzeitig identifizieren kann.

Quellen
  • [1] Fernandes PF, Grenho L, Fernandes MH, Sampaio-Fernandes JC, Gomes PS. Microgap and bacterial microleakage during the osseointegration period: An in vitro assessment of the cover screw and healing abutment in a platform-switched implant system. J Prosthet Dent. 2023 Jul;130(1):87-95. doi.org/10.1016/j.prosdent.2021.07.030.
  • [2] Roh Y-C. Die vorzeitige spontane Exposition von Deckschrauben zweiteiliger dentaler Implantate. 2021. Refubium – Repositorium der Freien Universität Berlin. Abruf unter iww.de/s12023.

AUSGABE: ZR 1/2025, S. 18 · ID: 50243813

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