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CME-Beitrag Implantate im Frontzahnbereich: Weichgewebe als Schlüssel zum Erfolg
| Implantate im Frontzahnbereich sind neben der Funktion auch ästhetisch stabil, wenn neben der korrekten Position des Implantats eine belastbare weichgewebige Umgebung geschaffen wird. Mehrere Studien sprechen hierfür Bindegewebstransplantate zum Weichgewebeaufbau. |
Sofortimplantation: Bei Rezessionsgefahr besser gleich augmentieren
Ein systematisches Review mit Metaanalyse auf Grundlage von acht Studien mit insgesamt 409 Sofortimplantationen verglich die Ergebnisse mit und ohne Bindegewebstransplantate (BGTs) nach ein bis neun Jahren. Bei Verwendung von BGTs war das labiale Weichgewebe um die Implantate 0,41 Millimeter höher als bei Implantatinsertionen ohne Weichgewebsaufbau mit BGTs [1]. Zudem kam es tendenziell zu weniger Blutungen auf Sondieren bei Verwendung von BGTs. In Bezug auf das marginale Knochenniveau und die Sondierungstiefe gab es keine signifikanten Unterschiede [1].
Die Autoren schlussfolgerten, ein BGT immer dann in Betracht zu ziehen, wenn eine Rezession im ästhetischen Bereich zu erwarten ist, wie beispielsweise bei dünner labialer Gingiva oder weniger als 0,5 Millimeter an bukkaler Knochendicke.
Weichgewebslevel mit und ohne BGT ohne ästhetische Relevanz
In einer randomisierten kontrollierten, klinischen Studie aus den Niederlanden erhielten 60 Patienten ein Einzelzahnimplantat im Oberkiefer-Frontzahnbereich als Sofortversorgung mit Provisorium [2]. Die eine Hälfte (n=30) der Patienten erhielt zusätzlich ein BGT aus dem Tuberbereich, die andere Hälfte nicht.
Das Implantat-Überleben betrug in beiden Gruppen 96,7 Prozent. Das Weichgewebslevel sank nach fünf Jahren
- in der Gruppe ohne BGT durchschnittlich um 0,6 Millimeter,
- in der Gruppe mit BGT um durchschnittlich 0,1 Millimeter.
Keine klinisch relevanten Unterschiede zeigten die beiden Gruppen in Bezug auf die Dicke der bukkalen Knochenwand, den marginalen Knochenrand, die Ästhetik und die Patientenzufriedenheit [2].
Leitlinie spricht sich für autologe Transplantate aus
Aus der „S3-Leitlinie Periimplantäre Weichgewebe-Augmentation“ gehen zwei Empfehlungen zur Weichgewebsaugmentation mit Grad B (sollte / sollte nicht) mit starkem Konsens hervor:
- 1. Bei objektivierbaren Weichgewebedefiziten – oder einem entsprechenden Patientenwunsch – sollte eine periimplantäre Weichgewebe-Augmentation mittels autologem Bindegewebe angeboten werden, um das ästhetische Ergebnis zu verbessern, da von dieser Maßnahme kein negativer Effekt auf den Knochenabbau zu erwarten ist [3].
- 2. Vor allem bei vorbestehender verschmälerter oder fehlender keratinisierter Mukosa sollte periimplantäre keratinisierte Mukosa mittels autologem Schleimhauttransplantat augmentiert werden, um die Hygienefähigkeit zu verbessern. Auch dies verstärkt den Knochenabbau nicht [3].
Zu den Fragen, wie dick das periimplantäre Weichgewebe sein muss oder sein sollte und welche Methode zur Gewebeverdickung den anderen überlegen ist, finden sich in der Leitlinie keine Aussagen; auch nicht zum idealen Zeitpunkt der Augmentation.
Das Wichtigste in Kürze |
Stabiles Weichgewebe erfordert eine ausreichende knöcherne Basis und häufig auch die Augmentation von Weichgewebe im Zuge einer Implantatinsertion. Die Gewinnung, Modellierung und Langzeitstabilität von Weichgewebe im ästhetischen Bereich stellen eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Bei einer verschmälerten oder fehlenden keratinisierten Mukosa als Ausgangsbefunde sollte gerade im ästhetischen Bereich eine Weichgewebsaugmentation erfolgen. Die S3-Leitlinie spricht sich für autologe Transplantate aus. Die Frage nach der besten Methode und zum Zeitpunkt der Gewebeverdickung lässt sie allerdings offen. |
- [1] Seyssens L, De Lat L, Cosyn J. Immediate implant placement with or without connective tissue graft: A systematic review and meta-analysis. J Clin Periodontol. 2021 Feb;48(2):284–301. doi.org/10.1111/jcpe.13397.
- [2] Zuiderveld EG, Meijer HJA, Gareb B, Vissink A, Raghoebar GM. Single immediate implant placement in the maxillary aesthetic zone with and without connective tissue grafting: Results of a 5-year randomized controlled trial. J Clin Periodontol. 2024 Apr;51(4):487–498. doi.org/10.1111/jcpe.13918.
- [3] DGI, DGZMK: „Periimplantäre Weichgewebsaugmentation“, Langfassung, Version 1.0, 2021, AWMF-Registriernummer: 083–033, iww.de/s10658 (Zugriff am 22.03.2024)
AUSGABE: ZR 5/2024, S. 12 · ID: 49989572