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ZRZahnmedizinReport

CME-BeitragAutologe Thrombozytenkonzentrate verbessern Weichgewebeheilung

Abo-Inhalt22.04.2024109 Min. Lesedauer

| Die Verwendung von Thrombozytenkonzentraten in der Augmentationschirurgie führt u. a. zu einer Verbesserung der Weichgewebeheilung. Das konnte wissenschaftlich bestätigt werden. Gleichzeitig gibt es Kontraindikationen für ihren Einsatz. |

Das Wirkprinzip von Eigenblutprodukten

Autologe Thrombozytenkonzentrate sind Eigenblutprodukte, die vorwiegend zur Förderung regenerativer Prozesse verwendet werden. Das dahinterstehende Prinzip ist eine Erhöhung der „lokalen Verfügbarkeit von Wachstumsfaktoren im Wundgebiet, die aus den α-Granula der konzentrierten Thrombozyten im Rahmen der Gerinnung oder bei Kontakt mit Fremdkörperoberflächen freigesetzt werden“ [1]. Im Wesentlichen wird bei den autologen Thrombozytenkonzentraten zwischen plättchenreichem Plasma (PRP) und plättchenreichem Fibrin (PRF) unterschieden.

Rezessionsdeckung: PRF verbessert Weichgewebeverhältnisse, PRP nicht

Während der Einsatz von PRP im Rahmen einer Rezessionsdeckung mit koronalem Verschiebelappen (KVL) / freiem Bindegewebstransplantat (FST) keine signifikante Verbesserung der Ergebnisse erzielte, war das bei Verwendung von PRF in Verbindung mit einem KVL anders: Hier führte das Vorgehen u. a. zu einer Verbesserung des Attachmentlevels und der Gingivadicke. Wurde das PRF bei gleichzeitiger Verwendung eines FST eingesetzt, machte das hingegen in Bezug auf eine Verbreiterung der keratinisierten Gingiva keinen Unterschied. PRF wirkte auch verbessernd auf die Weichgewebeheilung, wenn es zur Abdeckung der FST-Donorstelle am Gaumen eingesetzt wurde.

Anstelle von PRF ist alternativ zur Versorgung der Entnahmestelle auch der Einsatz von Hyaluronsäure möglich. Dadurch wird der Wundraum stabilisiert und geschützt sowie die kontrollierte Wundheilung beschleunigt [2,3].

Augmentationschirurgie: verbesserte Weichgewebeheilung

Systematische Reviews und Metaanalysen zeigten weiterhin, dass sowohl PRP als auch PRF bei der Ridge Preservation zu einer Verbesserung der Weichgewebeheilung führten.

Bezüglich der Augmentation des Kieferkamms sieht es dagegen anders aus: Hier bewirkte PRP in einer der bewerteten Studien eine verbesserte Weichgewebeheilung, während PRF sich nicht vorteilhaft auf die Weichgewebeheilung auswirkte.

Oralchirurgie: PRF punktet

Positive Auswirkungen des Einsatzes von PRF auch im Kontext der operativen Extraktion von 8ern: Hier wurde wiederum eine Verbesserung der Weichgewebeheilung nach PRF-Anwendung beobachtet [1].

Kontraindikationen autologer Thrombozytenkonzentrate

Der Einsatz autologer Thrombozytenkonzentrate wird durch absolute und relative Kontraindikationen begrenzt: Kein Eigenblut zur PRF-/PRG-Herstellung darf Patienten entnommen werden, die unter

  • erblichen oder erworbenen Gerinnungs-/hämatologischen Störungen oder
  • unter schweren metabolischen oder systemischen Störungen, Septikämie oder einer akuten Infektion leiden.

Als relative Kontraindikationen werden von Experten benannt: Patienten mit

  • einer Thrombozytenzahl < 100.000 / µL
  • einer Anämie (HGB < 10 g/dl)
  • Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto, rheumatoide Arthritis, Lupus etc.
  • malignen Erkrankungen, besonders bei hämatologischer oder knöcherner Beteiligung und Metastasierung
  • Fieber oder Krankheit in jüngster Vergangenheit
  • einer Medikamenteneinnahme innerhalb von drei Tagen, die die Thrombozytenfunktion verändern, wie Aspirin, Plavix, Omega 3, Vitamin C [4].

Praxistipp | Vor der Blutabnahme sollten Ihre Patienten zur optimalen Hydrierung zwei bis drei Wochen lang täglich drei Liter trinken.

Das Wichtigste in Kürze

In der Rezessionsdeckung und Augmentationschirurgie verbessert der Einsatz der autologen Thrombozytenkonzentrate PRP und PRF die Weichgewebeheilung. Nicht immer wirkt dabei PRP wie PRF und umgekehrt. Für den Einsatz der Konzentrate sind absolute und relative Kontraindikationen bekannt. Für eine erfolgreiche Therapie ist vor der Blutentnahme auf eine ausreichende Hydrierung zu achten.

Quellen
  • [1] Wissenschaftliche Mitteilung der DGZMK. Verwendung von Thrombozytenkonzentraten in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Abruf unter iww.de/s10684
  • [2] Yildirim S et al. Effect of topically applied hyaluronic acid on pain and palatal epithelial wound healing: An examiner-masked, randomized, controlled clinical trial. J Periodontol. 2018 Jan;89(1):36–45. doi.org/10.1902/jop.2017.170105.
  • [3] Pilloni A et al. Clin Oral Investig. Effectiveness of adjunctive hyaluronic acid application in coronally advanced flap in Miller class I single gingival recession sites: a randomized controlled clinical trial. Clin Oral Investig. 2019 Mar;23(3):1133-1141. doi.org/10.1007/s00784-018-2537-4. Erratum in: Clin Oral Investig. 2018;22(8):2961-2962.
  • [4] Smeets R. Moderne Konzepte der Knochenaugmentation – wo stehen wir? Vortrag auf dem 71. Winterfortbildungskongress der ZKN, 01.-03.2024

AUSGABE: ZR 5/2024, S. 15 · ID: 49989597

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