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PraxisangebotGetanzte Fitness als Gesamtkonzept: Nia® in der Physiotherapiepraxis

Abo-Inhalt25.10.20243270 Min. LesedauerVon Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen

| Wenn Tanz, Yoga und Martial Arts aufeinandertreffen, entsteht daraus Nia®. Das Fitnesskonzept ist mehr ist als ein Workout. Es geht um Ausdruck, Achtsamkeit und die Verbindung zwischen Körper und Seele. Nia® ist sanft und gleichzeitig kraftvoll. Was dieses außergewöhnliche Training bietet und wie Sie es gewinnbringend in Ihr Angebot als Physiotherapeut integrieren können, erfahren Sie in diesem Beitrag. |

Bewegung, die Freude bereitet und den ganzen Körper fordert

Die Bezeichnung Nia® ist ein Akronym und steht für Neuromuscular Integrative Action. 1983 von den Trainern Debbie und Carlos Rosas in den USA entwickelt, verbindet die Methode Elemente aus Tanz, Kampfkünsten und Körpertherapien zu einem Gesamtkonzept, das körperliche, emotionale und mentale Aspekte gleichermaßen ansprechen möchte.

Damit versteht Nia® sich als Gegenpol zu den intensiven und häufig monotonen Aerobic-Programmen der 1980er-Jahre. Anstatt sich bei lauter Musik an vorgegebene Choreografien zu halten, soll Bewegung Freude bereiten und gleichzeitig den Körper auf natürliche Weise stärken. In Nia® finden sich verschiedene Bewegungsformen aus Tanz, Kampfkünsten und Körpertherapien:

  • Zu den Tanzstilen gehören Modern Dance, Jazz Dance und Duncan Dance, die für Kreativität und freien Ausdruck stehen,
  • Kampfkunstelemente aus Tai Chi, Aikido und Taekwondo zielen mehr auf Kraft und Präzision ab,
  • während therapeutische Ansätze wie Yoga, Feldenkrais und Alexander-Technik dagegen Körperwahrnehmung sowie Flexibilität und Entspannung fördern sollen.

Eine Nia®-Sitzung besteht aus choreografierten, fließenden Bewegungen, die durch Musik unterstützt werden und alle Körperteile gleichermaßen ansprechen will. Trainiert wird meist barfuß, um eine intensivere Verbindung zur Erde herzustellen und gleichzeitig die Fußmuskulatur und damit die Balance zu fördern.

Ziele sind körperliche und geistige Harmonie

Zentrales Prinzip von Nia® ist die Freude an der Bewegung, im Original „Joy of Movement“. Alle Bewegungen zielen auf körperliches Wohlbefinden ab und sollen keine Schmerzen verursachen. Besonderes Augenmerk liegt auf intuitiven Bewegungen, die möglichst den individuellen Bedürfnissen des Körpers angepasst werden sollen, mit dem Ziel, das eigene Körpergefühl zu verbessern, innere Harmonie zu entwickeln.

Die Nia®-Methode basiert auf 13 Prinzipien, die einen ganzheitlichen Ansatz unterstreichen sollen. Dazu gehört u. a. die Freude an der Bewegung, außerdem Natürlichkeit, Musik und bewusste Wahrnehmung des Körpers sowie die eigenen Emotionen als Quelle der Bewegung. Anders als bei den meisten konventionellen Fitnessprogrammen, die oft vor allem auf einen strukturellen Ansatz setzen, also Muskeln, Sehnen und Gelenke trainieren wollen, steht bei Nia® die emotionale und geistige Dimension der Bewegung im Vordergrund, um eine Verbindung zwischen physischer und mentaler Gesundheit herzustellen.

Die Ausbildung ähnelt dem Gürtel-System von Kampfkünsten

Eine Besonderheit der Nia®-Ausbildung ist ein Gürtel-System, ähnlich den Kampfkünsten, die als „Belts“ bezeichnet werden. Wie z. B. in den Budo-Kampfkünsten (z. B. Judo, Karate) beginnt man auch hier mit dem weißen Gürtel („White Belt“): In einem siebentägigen Seminar werden die Grundlagen der Methode vermittelt werden. Darauf folgen drei weitere Stufen (grün, blau, braun) bis hin zum höchsten Ausbildungsgrad, dem schwarzen Gürtel „Black Belt“. Jedes Ausbildungsseminar dauert fünf bis sieben Tage und behandelt einen Schwerpunkt, u. a. Anatomie, Unterrichtstechniken, Pädagogik oder Choreografie.

Eine Ausbildung ist in Deutschland aktuell bei Ann Christiansen möglich, einer international zertifizierten Nia®-Trainerin mit dem höchsten Ausbildungsgrad (anniann.com). Jedes Seminar kostet zwischen 1.100 und 1.500 Euro, wobei Fahrt- und Übernachtungskosten nicht enthalten sind. Zusätzlich müssen ausgebildete Nia®-Trainer eine jährliche Lizenzgebühr entrichten, ähnlich dem Crossfit, um den Markennamen Nia® nutzen zu dürfen. Zur Auswahl stehen drei mögliche Pakete für 339, 399 und 449 US-Dollar (entsprechend ca. 312, 370 und 415 Euro).

Kursformate betonen das Zwischenmenschliche

Nia® wird normalerweise im Kursformat angeboten, um auch den zwischenmenschlichen Aspekt zu betonen. Darüber hinaus sind die meisten Nia®-Stunden sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene offen.

Trainer benötigen für eine Nia®-Stunde lediglich die Möglichkeit, Musik abspielen zu können. Darüber hinaus sollten die Teilnehmer lockere Kleidung tragen, um sich möglichst frei bewegen zu können, genauso sollte der Raum eine ausreichende Größe haben. Hilfreich sind Spiegel oder verspiegelte Wände, damit die Teilnehmer visuelles Feedback erhalten und sich selbst schneller korrigieren können.

Nia® ist nur als Selbstzahlerangebot geeignet

Eine Zertifizierung von Nia® als Präventionsmaßnahme nach § 20 Sozialgesetzbuch (SGB) V ist nicht vorgesehen. Wer Nia® für Selbstzahler anbieten möchte, sollte als Teilnehmerbeitrag für eine Nia®-Stunde zwischen 10 und 20 Euro kalkulieren – je nach örtlicher Preisgestaltung, Lage und Klientel.

AUSGABE: PP 11/2024, S. 12 · ID: 50207725

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