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CME-BeitragOrale Stents reduzieren Nebenwirkungen einer Strahlentherapie
| Intraorale Stents sind 3D-gedruckte Positionierungsgeräte für Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren unter Bestrahlung. Sie halten umgebende Weichgewebe weitestgehend aus dem Hochdosis-Zielstrahlenfeld heraus. Neue Studien zeigen eine Reduktion von negativen Bestrahlungsfolgen [1,2,3]. Die Stent-Designs werden stetig weiter verbessert. |
Strahlentherapie und Folgeerkrankungen
Mund-Rachen-Tumore werde heute häufig mit intensitätsmodulierter Strahlentherapie (IMRT) behandelt. Mit dieser Technologie lässt sich eine genaue Zielpositionierung, eine optimierte Zieldosisverteilung und maximale Schonung normalen Gewebes erreichen. Höhere Dosen am Tumorgewebe sind so möglich. Nicht betroffene Gewebe, die im Strahlenfeld liegen, können Schaden nehmen. Die häufigsten, sehr unangenehmen Begleiterkrankungen einer Strahlentherapie sind:
- MukositisBegleiterkrankungen einer Strahlentherapie
- Trismus
- Xerostomie
- Infektionen
- Strahlenkaries
„Risikogewebe“ von Hochdosis-Strahlung fernhalten
Studien haben gezeigt, dass patientenindividuelle orale Stents die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie zumindest wirksam reduzieren können. Die Geräte trennen intraoral weitestgehend „Risikogewebe“ wie Zunge, Mundschleimhaut, Mundboden, Gingiva, Lippen und Speicheldrüsen vom Tumorziel. So werden die Strahlendosis und das Auftreten von Geschmacksstörungen verringert.
Digitaler Workflow bei der Stent-Herstellung
Die im Jahr 1965 erstmals beschriebenen oralen Stents werde heute bevorzugt im 3D-Druckverfahren hergestellt [1]. Der Patient beißt dazu unter einer bestimmten Mundöffnung und Kieferstellung in ein plastisches Material. Dieses Registrat wird gescannt und das virtuelle Modell mit der individuellen Kieferposition bildet die Datenbasis für das zu druckende intraorale Gerät. Zunge und Lippen werden ruhigstellt; weitere gefährdete Strukturen werden weitestgehend aus der Hochdosis-Strahlenzielzone herausgehalten.
Aktuelle Studien aus China
Chinesische Forscher haben jüngst die Genauigkeit von 3D-gedruckten oralen Stents bei der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) bei Oropharynxkarzinomen und ihre dosimetrischen Auswirkungen auf normales Gewebe untersucht [1]. Sechzig Patientinnen und Patienten im Alter von 38 bis 68 Jahren mit einem Plattenepithelkarzinom im Mund-Rachen-Bereich nahmen an der Studie teil. Im Ergebnis reduzierte der Einsatz von 3D-gedruckten oralen Stents die Expositionsdosis der oberen Wange und des harten Gaumens deutlich und verringerte dadurch die Häufigkeit von Nebenwirkungen wie Mukositis.
Eine weitere chinesische Arbeitsgruppe untersuchte die Auswirkungen eines individualisierten intraoralen Stents anhand von 30 Patienten mit Nasopharynxkarzinom [2]. Beim Tragen dieses oralen Stents mit speziellem Design während der Strahlentherapie öffnet sich der Mund des Patienten, um Ober- und Unterkiefer zu trennen. Dadurch konnten Zunge, Mundboden, Unterkiefer und das umgebende Gewebe möglichst weit vom Zielvolumen mit hoher Dosis am Gaumen entfernt gehalten werden. Symptome wie Mundtrockenheit, orale Mukositis und Geschmacksstörungen konnten so verringert werden [2].
- [1] Ma J et al. The application of 3D-printed oral stents in intensity-modulated radiotherapy for oropharyngeal cancer and their dosimetric effect on organs at risk. Eur J Med Res. 2023 Sep 22; 28(1): 367. doi.org/10.1186/s40001-023-01333-x.
- [2] Yang W et al. Wearing individualized 3D printed oral stent to protect normal tissues in patients with nasopharyngeal carcinoma during radiotherapy. J Appl Clin Med Phys. 2023 Dec;24(12):e14145. doi.org/10.1002/acm2.14145.
AUSGABE: ZR 10/2024, S. 8 · ID: 50143938