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QM-Refresher (Teil 8)Erfolgskapital „Mitarbeiter“ – das wertvollste Gut in Ihrer Praxis
| Der Wettbewerb um die besten Talente stellt auch Zahnarztpraxen vor große Herausforderungen. Wie können Sie als Führungskraft Mitarbeiter dazu bewegen, sich täglich engagiert in Ihrer Praxis einzubringen und Ihnen langfristig erhalten zu bleiben? Der Beitrag gibt Praxistipps hierzu. |
Teambesprechungen
Eines der einfachsten und wirkungsvollsten Tools, um Qualität voranzutreiben, ist die Teambesprechung. Sie sollte regelmäßig durchgeführt werden, damit alle Mitarbeiter über den gleichen Wissensstand verfügen. Zudem ist sie ein probates Format, in deren Rahmen alle Mitarbeiter aktuelle Themen und Probleme ansprechen können.
Wie häufig Teambesprechungen stattfinden sollten, richtet sich nach den fachlichen, organisatorischen und personellen Gegebenheiten. Eine Gründerpraxis, deren Team und Abläufe sich gerade erst formieren, wird sich öfter treffen als eine Praxis mit einem eingespielten Team.
Viele Zahnärzte schwören auf regelmäßige Teambesprechungen, da sie erkannt haben, wie viele Chancen in gut geplanten und sinnvoll durchgeführten Teammeetings liegen. Auch ich gehöre klar zu den Anhängern professioneller Teambesprechungen, da sie enorm viel zu einem guten Betriebsklima sowie zu einem aktiven und verlässlichen Informationsfluss beitragen. Darüber hinaus bieten sie jedem Mitarbeiter die Chance, sich einzubringen und den eigenen Arbeitsplatz maßgeblich mitzugestalten. Diese Selbstwirksamkeit bringt mehr Zufriedenheit und führt zu weniger Fluktuation. Die Teambesprechung ist zudem ein starkes Tool, um gute Mitarbeiter zu entwickeln und an die eigene Praxis zu binden.
Gute Teambesprechungen:
- fördern das BetriebsklimaWas Sie mit gelungenen Teammeetings erreichen
- bieten die Möglichkeit zur Aussprache und Supervision
- eignen sich zur internen Fortbildung
- liefern konkrete Lösungen und Innovationen
- können gezielt zur Bekanntgabe von Neuerungen genutzt werden
- fördern Qualitätssicherungen, wenn z. B. regelmäßig über aufgetretene Fehler oder Beschwerden gesprochen wurde und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.
Damit Teambesprechungen erfolgreich sind, gilt es, einige Dinge zu beachten: Ein wichtiger Faktor ist, dass die Tagesordnungspunkte vorab bekannt sind. Nur so kann sich jeder optimal vorbereiten, die Themen können strukturiert behandelt und entsprechende Entscheidungen getroffen werden.
Geben Sie als Praxisleitung nicht alle Lösungen vor, sondern beteiligen Sie Ihr Team an co-kreativen Entscheidungen „Wie können wir ...? Welche Möglichkeiten seht ihr?“ Dies fördert die Selbstwirksamkeit, regt zum Mitdenken an und jeder kann den Arbeitsplatz nach den eigenen Wünschen mitgestalten.
Und sorgen Sie dafür, dass Vereinbarungen nicht nur im Protokoll stehen, sondern auch von allen verbindlich umgesetzt werden. Wichtig ist nicht, was A sagt, sondern was bei B ankommt. Daher lassen Sie vereinbarte Aufgaben ruhig aktiv vom betreffenden Mitarbeiter wiederholen und schaffen Sie in der Runde mit einem lächelnden „Ich nehme Sie beim Wort!“ Verbindlichkeit.
Teambesprechungen sollten nicht als Sammelbecken für „Das lief schlecht“-Kommentare genutzt werden. Mit einer guten Feedback- und Kommunikationskultur gelingt es, den Fokus von der Vergangenheit unmittelbar in die Gegenwart und Zukunft zu verlagern. Teambesprechungen sollten daher klar gegliedert sein und feste, wiederkehrende Themenschwerpunkte beinhalten. Gerade zum Beginn und Ende ist es wichtig, dass die Besprechung positive und wertschätzende Themen umfasst.
Lesen Sie zum Thema auch den Beitrag „Erfolgreiche Teammeetings = informierte und motivierte Praxismitarbeiter“ in ZP 01/2021, Seite 8.
Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen
„Alle Mitarbeiter sollten regelmäßig an Fortbildungen mit unmittelbarem Bezug zur eigenen Tätigkeit teilnehmen. Dabei sollen Art und Umfang der Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen mit der Praxisleitung abgestimmt und in ein auf die Mitarbeiter abgestimmtes Konzept eingebunden sein“ – so der Minimalstandard, den die QM-Richtlinie des G-BA vorgibt.
Als attraktiver Arbeitgeber werden Sie aber sicher mehr tun, um Ihre Mitarbeiter zu binden und weiterzuentwickeln. Die Frage lautet also, welche Maßnahmen unterstützen Sie dabei, Ihre Mitarbeiter gut zu qualifizieren, wertzuschätzen und kontinuierlich im Rahmen ihrer persönlichen Ziele und auch der Praxisziele weiterzuentwickeln? Wie kann es gelingen, ein optimales Umfeld zu gestalten und als Magnet für leistungsbereite und leistungsfähige Highperformer zu gelten? Hier sind solides Führungshandwerk und Kreativität gefragt. Gerne verweise ich in diesem Zusammenhang auf meinen Beitrag „Führung leicht gemacht – 5 Wege zu hoher Leistung“ (ZP 06/2022, Seite 13) und möchte Ihnen zusätzlich zur o. g. Teambesprechung drei weitere Wege nennen. Sie sind einfach in der Umsetzung und haben dabei eine sehr große Hebelwirkung für nachhaltigen Praxiserfolg:
- Ein fest etablierter, routinierter Wissenstransfer im Team. Denn Ihr größter Schatz ist nicht das Wissen Einzelner (Inselwissen), sondern das für alle verfügbare Praxiswissen. Je fundierter das Praxiswissen, desto unabhängiger sind Sie von einzelnen Personen. Schließlich möchten Sie nicht nach jeder Fluktuation wieder von vorne starten. Lesen Sie zum Thema auch den Beitrag „Inselwissen – die unterschätzte Gefahr: Machen Sie den Wissensschatz Ihrer Praxis verfügbar!“ in ZP 09/2020, Seite 11.
- Eine strukturierte und wirklich gute Einarbeitung. Lassen Sie es nicht mehr zu, dass die Motivation Ihrer neuen, hoch motivierten Mitarbeiter im Sturzflug sinkt, weil sie alleingelassen und ins kalte Wasser geworfen wurden. Ein neuer Mitarbeiter möchte von Beginn an anpacken und nichts ist demotivierender, als nicht durchstarten zu können oder zu dürfen. Bereiten Sie den Arbeitsplatz optimal vor: Passwörter, Kittel, Schutzausrüstung, Lupenbrille, Blumenstrauß zum Start, fester Ansprechpartner usw. Herausfordern und dabei weder über- noch unterfordern lautet die Devise. Gute Arbeitsanweisungen für die erste Orientierung und einen Einarbeitungsplan. Setzen Sie viel Energie in diesen Prozess und Sie alle werden schnell davon profitieren. Mehr zum Thema im Beitrag „Onboarding – so gelingt die Einbindung neuer Mitarbeiter“ in ZP 01/2021, Seite 11 und im Beitrag „Die neue Mitarbeiterin – so holen Sie sie ins Boot“ in ZP 07/2019, Seite 8.
- Teambuilding: Ein gemeinsamer Tag und ein gemeinsames Thema: Wie können wir besser zusammenarbeiten? Also nicht nur zusammen arbeiten, sondern zusammenarbeiten. Es soll nicht jeder singulär seine Aufgabe lösen, sondern es gilt, füreinander da zu sein. Wie können wir uns gegenseitig unterstützen? Das Thema „Wir sind ein Team und müssen zusammenarbeiten, damit wir dauerhaft erfolgreich sein können“ steht im Vordergrund. Wie können wir unsere Aufgabe, Patienten optimal zu behandeln und damit zu begeistern, am besten gemeinsam lösen? Wie können wir die Zusammenarbeit konkret verbessern?
Mitarbeiterbefragungen
Zu guter Letzt fordert die G-BA-Richtlinie regelmäßige, möglichst anonyme Mitarbeiterbefragungen. Was soll damit erreicht werden? Ganz klar: Sie möchten Informationen aus der Sicht Ihrer Mitarbeiter ermitteln und anschließend daraus Verbesserungsmaßnahmen ableiten. Daher: Führen Sie Mitarbeiterbefragungen nur durch, wenn Sie planen, aus den Antworten auch Konsequenzen abzuleiten. Sollten die Verbesserungsvorschläge Ihrer Mitarbeiter nach einer Befragung verpuffen, ist es besser, darauf zu verzichten. Denn der Schaden und der damit verbundene Vertrauensverlust werden zu großer Unzufriedenheit und Demotivation führen.
Gelingt es Ihnen allerdings, auf die durchgeführte Befragung auch Taten folgen zu lassen, ist eine Mitarbeiterbefragung (und noch besser bzw. als Ergänzung ein Mitarbeitergespräch) ein wunderbares Tool, um das Engagement und damit die Selbstwirksamkeit Ihres Teams zu erhöhen. Lesen Sie zum Thema auch den Beitrag „Mitarbeiterbefragungen nach der QM-Richtlinie – nur lästige Pflicht oder praktischer Nutzen?“ online unter iww.de/zp > Abruf-Nr. 45452857.
- Fortsetzung folgt! Im nächsten Beitrag stehen die Themen „Beschwerde- und Fehlermanagement“ im Mittelpunkt. Erfahren Sie, wie Sie scheinbar negative Situationen erfolgreich in positive Learnings transformieren.
- Alle bisher erschienen Beiträge der Serie finden Sie unter iww.de/zp im Archiv.
AUSGABE: ZP 8/2023, S. 18 · ID: 48460898