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Business Social MediaLinkedIn – sich mit Experten, Gleichgesinnten und innovativen Köpfen vernetzen
| LinkedIn ist längst mehr als nur ein berufliches Netzwerk. Es ist eine Plattform für Austausch, Inspiration und persönliche Weiterentwicklung. In diesem Interview teilen StB Susanne Stegmann, Kanzleiinhaberin in Twistringen, und Referent und Marketing-Experte Bernd Winkel (www.zebradoo-business-partner.de) ihre Erfahrungen und erklären, wie man auf LinkedIn echte Kontakte knüpft, sich mit Expertise positioniert und warum Authentizität hier der Schlüssel zum Erfolg ist. Sie zeigen, was die Steuerberater-Community auf LinkedIn so besonders macht und wie man das Netzwerk sinnvoll und erfolgreich für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung nutzen kann. |
Frage: Susanne, warum ist das Thema LinkedIn für viele in der Branche so spannend?
Susanne:Häufiger Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit Social-Media ist: „Wir brauchen Leute und wollen hier Recruiting machen, denn in einem beruflichen Netzwerk müssten doch ausreichend Kandidaten herumschwimmen, die wir uns mit ganz schnellen Marketing-Tricks an Land ziehen können!“
Frage:Und, funktioniert‘s?
Susanne:Ganz so einfach halt nicht, denn alle Plattformen werden mit offenen und verdeckten Stellenanzeigen überschwemmt und wenn das so einfach wäre, dann hätte ja niemand ein Fachkräfteproblem. Vermutlich tummeln sich auf den üblichen Social-Media-Kanälen sogar deutlich mehr wechselwillige Fachkräfte als auf LinkedIn. Das ist definitiv anders, wenn man auf Linkedin bereits als starke Arbeitgebermarke unterwegs ist und entsprechend attraktive Inhalte postet.
Frage: Ok, wenn es die Mitarbeitergewinnung nicht war, was waren dann deine Ziele und konntest du sie erreichen?
Susanne:Eigentlich wollten wir in Ergänzung unserer Instagram- bzw. Facebook-Auftritte nur ein Unternehmensprofil einrichten, aber da wurde ich eines Besseren belehrt: So funktioniert LinkedIn nicht! Hier geht es um Personenprofile, um Leads, also echte Menschen, die dahinterstehen.
Bernd:Wenn ich da gerade einmal einhaken darf. Die Plattform lebt davon, dass eine hohe Qualität an Informationen zu Personen vorliegt, es gibt nahezu immer einen beruflichen Bezug zur Arbeit. Es werden die Echt-Namen angegeben und keine Nicknames oder Pseudonyme. Damit ist die Plattform authentischer, da ich direkt sehen kann, wer für das Profil steht. Es ist auch wichtig, das Prinzip der Personenmarken auf LinkedIn verstanden zu haben, denn Personenmarken und Inhalte, die über Personenprofile ausgesendet werden, erzielen mehr kostenlose Reichweite. Diese Inhalte sollten aber auch einen Mehrwert bieten.
Susanne:Genau! Allgemeine Hochglanzinfos von Unternehmen sind hier eher nicht das Konzept. Hier sind es die CEOs, die Berufsträger, die Führungskräfte, die IT-Profis, eigentlich alle, die in einen Austausch gehen wollen, entweder weil sie Akquise machen wollen oder – und das ist der eigentliche Mehrwert – sich wirklich mit Spezialisten, Gleichgesinnten, innovativen Leads vernetzen wollen, um sich, das Unternehmen oder die Branche weiterzuentwickeln.
Frage: Braucht man denn besondere „Fähigkeiten“, um sich auf LinkedIn zu bewegen?
Susanne: Eigentlich nicht. Wer sich einigermaßen ausdrücken kann und seine ersten Gehversuche mit übersichtlichen Posts wagen möchte, der kann das einfach tun. Wer starten will, sollte sich optisch erstmal in Szene setzen und sein Profil einrichten. Hierfür gibt es die entsprechenden Seminare oder man sucht sich zum Einstieg einen Mentor wie Bernd, der sich auskennt und einem dabei hilft, die wenige Zeit, die man selbst hat, sinnvoll zu nutzen, um gemeinsam schnell einen spürbaren Effekt zu erzielen.
Frage:Viele fürchten sich vor „Shitstorms“ oder Trollen in den sozialen Medien und lassen es daher lieber ganz sein. Muss man auf LinkedIn Angst vor so etwas haben?
Susanne: Nein. Was mir sehr schnell und extrem positiv ins Auge sprang, ist eine deutlich wertschätzendere Kommunikation. Der Umgangston ist erfreulich höflicher. Wer es nicht darauf anlegt, muss auch keine Angst vor einem Shitstorm haben.
Bernd: Den Punkt der wertschätzenden Kommunikation kann man nicht genug betonen. Für mich ist LinkedIn die Social-Media-Plattform, mit der man als Einsteiger starten sollte, da die Kultur so angenehm ist. Es gibt keinen Hass, sondern noch einen echten Community-Gedanken.
Susanne: Natürlich sind die Reaktionen immer auch unerwartet und unplanbar. Ich bin z. B. in meiner Steuerberaterinnen-Bubble gleich zu Anfang aufgefallen, weil ich gern und viel schreibe und erhielt die persönlichen Nachrichten „Toll, dass es noch jemanden unter den Beraterinnen gibt, der schreibt.“ . Ups – da war ich wegen der Direktheit erstmal vorsichtig irritiert, aber letztlich geben dann die zunehmenden Kommentare und Reaktionen immer mehr auch einen Weg nach dem anderen frei, wenn man das so möchte. Schön ist, dass im Grunde gilt: Alles darf, nichts muss und so kann man sich und das, was man geben möchte, ausprobieren.
Bernd:Das Schöne ist, dass es einem selbst überlassen bleibt, wie stark man in die Interaktion gehen mag. Aber das Minimum ist immer, mindestens eine gute digitale Visitenkarte mit dem eigenen Personenprofil einzurichten.
Susanne: Anhand der Reaktionen merkt man ja auch sehr schnell, was beliebt ist oder wie man in den Austausch kommt.
FRAGE:Susanne, erzähle doch bitte noch etwas mehr über die Steuerberater-Community, in der du dich auf LinkedIn bewegst.
Susanne:Da bilden sich eigene Gruppen, Bubbles und Kontakte, die aus meiner Sicht das Herz von LinkedIn ausmachen! Wir stehen voll hinter unserem Beruf und unseren Aufgaben als Unternehmer und Unternehmerinnen und gehen ganz neue Wege in der Kanzlei- und Mitarbeiterführung, leben die Optimierung unseres Arbeitsumfelds von Digitalisierung über Automatisierung bis hin zum Einsatz von KI. Dabei ist uns Fort- und Weiterbildung enorm wichtig. Wir wollen einfach zeigen, wie erfüllend und bereichernd dieser Beruf sein kann. Es tut gut zu wissen, dass man einer zunehmenden Gemeinschaft der innovativen Köpfe in der Steuerberater-Branche angehören kann. Die „Problemchen“ der Branche lösen wir nicht mehr alleine, die lösen wir nur gemeinsam!
Heute ist es so weit, dass mich Leute auf Veranstaltungen ansprechen, die mich halt von LinkedIn kennen. Man muss tatsächlich auch mit Fotos sichtbar werden, wenn man Reichweite aufbauen will. Der sportliche Gedanke, ich muss doch die 100, die 500 oder die 1.000 Follower-Grenze usw. knacken, ist natürlich von LinkedIn gewollt. Irgendwie müssen die auch Geld verdienen und über die Kniffe, um Leute auf die Plattform zu ziehen oder zu halten, kann Bernd besser berichten. Nichtsdestotrotz, irgendwann verlässt man diese Ebenen und ist da angekommen, wo es für mich beruflich Sinn macht: Gerade wir Steuerberaterinnen treten so langsam in die Sichtbarkeit mit unserem Führungsstil, mit unseren Ideen, aber vor allem mit dem Antrieb, unseren Berufsstand aus dem Klischee eines verstaubten Männerberufs herauszuheben.
Frage: Und wie sieht euer Fazit aus?
Susanne: Bedenken sind unbegründet, solange man sich vorher über die Besonderheiten der Plattform in Workshops informiert oder bei den ersten Schritten begleiten lässt. Der Mehrwert überwiegt ganz eindeutig. Man muss nur ein bisschen abenteuerlustig sein, Spaß am regelmäßigen Schreiben und Gestalten haben. Nur wer etwas hineingibt, darf auch etwas zurückerwarten. Durch die Inspiration meiner Kollegen und Kolleginnen habe ich schon unglaublich viele Dinge in die Umsetzung gebracht – für mich als Kanzleiinhaberin ist LinkedIn frischer Wind pur gewesen. Im eigenen Netzwerk tauscht man Erfahrungen aus, Meinungen, Trends, Entwicklungen. Wer nicht auf LinkedIn ist, verpasst definitiv ganz wichtige Trends. Wo sonst kann man sich so rund um die Uhr austauschen? Die Tür LinkedIn ist immer offen!
Bernd:Mit der richtigen Einstellung – und dem Wissen, wie soziale Medien ticken – hat man auch Erfolg auf der Plattform. Mit etwas Glück entstehen wirkliche, persönliche Kontakte und Treffen mit Menschen, die man ohne LinkedIn nicht kennengelernt hätte – und das ist doch ein echter Gewinn.
AUSGABE: KP 1/2025, S. 2 · ID: 50082103