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CBChefärzteBrief

ArbeitsbelastungBürokratie frustriert Beschäftigte und verschärft den Fachkräftemangel

Abo-Inhalt29.08.20241564 Min. LesedauerVon Ursula Katthöfer, Wissenschaftsjournalistin, Bonn

| Ärzteschaft und Pflegekräfte verbringen täglich durchschnittlich drei Stunden mit Dokumentationsarbeiten. Und die haben häufig keinen Nutzen für die Patientenversorgung. So das Ergebnis einer Blitzumfrage zur Bürokratiebelastung, an der sich Ende Juli 2024 bundesweit 98 Psychiatrien und 225 Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Betten beteiligten. Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) erhob die Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Die DKG hat der Politik 55 konkrete Vorschläge gemacht, wie Bürokratie abgebaut werden kann. Siehe dazu Interview unter Abruf-Nr. 50132729 und Beitrag online unter Abruf-Nr. 50126671 |

Bürokratieaufwand bindet täglich 116.600 Vollkräfte

Drei Stunden pro Tag entsprechen den Berechnungen der DKG zufolge 116.600 von knapp 343.000 Vollkräften (34 Prozent) im Pflegedienst von Allgemeinkrankenhäusern und 59.500 von gut 165.200 ärztlichen Vollkräften bundesweit (36 Prozent). Als besonders zeitaufwendig bei kaum erkennbarem Nutzen nannten die Befragten die Bearbeitung von Anfragen des Medizinischen Dienstes (MD) bzw. eine Dokumentation, die den Anforderungen und Prüfkriterien des MD genügt.

Die DKG hat errechnet, dass der Bürokratieabbau den Fachkräftemangel lindern würde. Reduzierte sich diese bürokratische Arbeit um nur eine Stunde pro Tag, würde dies rechnerisch rund 21.600 Vollkräfte im ärztlichen und etwa 47.000 Vollkräfte im Pflegedienst freisetzen. Die ausufernde Bürokratie sei eine Verschwendung wertvollster und hoch qualifizierter Arbeitskraft, die das Gesundheitswesen sich nicht mehr leisten könne.

Dokumentation demotiviert die Beschäftigten

Doch nicht nur vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels lähme die Bürokratie. Sie schade auch der Motivation. Nahezu 100 Prozent der Beschäftigten der Allgemeinkrankenhäuser kritisieren nach Angaben der DKG den Dokumentationsaufwand sehr oft (77 Prozent) oder oft (22 Prozent). Kliniken befürchteten, dass diese Bürokratiebelastung dazu führt, dass sich weniger Fachkräfte bewerben. Auch könnten Pflegekräfte darüber nachdenken, aus dem Beruf auszusteigen.

Fallbeispiel

„Die Richtlinie zur minimalinvasiven Herzklappenintervention fordert, dass in jeder Schicht mindestens eine Pflegekraft mit Fachweiterbildung in Intensivpflege/Anästhesie eingesetzt wird. Unter dem ohnehin bestehenden Fachkräftemangel belastet das die Kolleginnen und Kollegen noch einmal zusätzlich und schränkt sie z. B. bei der Dienst- und Urlaubsplanung spürbar ein. In der Folge sinkt die Bereitschaft, sich überhaupt in dieser Fachrichtung weiterbilden zu lassen. Kolleginnen und Kollegen wandern in die Zeitarbeit ab.“ Denny Götze, pflegerischer Bereichsleiter für Anästhesie und Intensivmedizin des Waldkrankenhauses Berlin Spandau.

AUSGABE: CB 9/2024, S. 3 · ID: 50132727

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