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DigitalisierungKI im Autohaus: So lässt sich Künstliche Intelligenz strukturiert in den Betrieb implementieren
| Kosten senken und gleichzeitig innovative Prozesse und kreative Kundenerlebnisse bieten, um die Wettbewerber zu übertrumpfen. So lauten oftmals die Erwartungen an die Künstliche Intelligenz (KI). Doch welche Arten von KI gibt es überhaupt? Wo kommen sie zum Einsatz? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten? Und wo stehen Autohäuser und Kfz-Werkstätten aktuell? Diesen Fragen geht ASR in der fünfteiligen Serie „Künstliche Intelligenz im Autohaus“ auf den Grund. Der dritte Teil erklärt, wie Autohäuser eine Roadmap für die Implementierung von KI erstellen. |
Noch deutlich Luft nach oben bei der KI-Readiness
Die Bedeutung von KI wächst mit der Unternehmensgröße. Doch wie steht es tatsächlich um die AI-Readiness der Kfz-Branche? Hier ist deutlich Luft nach oben: Viele Autohäuser befinden sich noch in der Sensibilisierungsphase und führen erste Pilotprojekte durch. Immerhin ein Viertel hat jedoch bereits die Scale-up-Phase erreicht, wobei auch hier größere Unternehmen die Nase vorn haben: Betriebe mit über 500 Mitarbeitern sind deutlich weiter vorangeschritten.
Wichtig | Auffällig ist, dass der Hype einem stärker fokussierten Ansatz gewichen ist – „Klasse statt Masse“ lautet das neue Motto. Autohändler setzen zunehmend auf durchdachte und realistische KI-Anwendungen im Rahmen von Standardprodukten statt auf wahllose Experimente.
Was Autohäuser bei der Einführung von KI beachten sollten
Damit stellt sich die zentrale Frage, was Sie als Autohaus bei der Einführung von KI beachten sollten und wie Sie häufige Fehler umgehen. Zentrales Instrument dafür ist ein integrierter Vorgehensplan, also eine sog. Roadmap.
Eine KI-Roadmap ist ein strategischer Plan, der die Entwicklung und Umsetzung von Initiativen für künstliche Intelligenz in einem Unternehmen skizziert. Sie
- definiert kurz- und langfristige Ziele,
- setzt Prioritäten für Projekte,
- weist Ressourcen zu und
- legt Zeitpläne für die Erreichung von KI-Funktionen fest.
Wichtig | Indem die Roadmap eine klare Richtung vorgibt, trägt sie dazu bei, die Stakeholder aufeinander abzustimmen und sicherzustellen, dass KI-Initiativen die allgemeinen Unternehmensziele unterstützen.
Wie Autohäuser eine KI-Roadmap erstellen können
Zunächst sollten Sie alle Elemente Ihres Geschäftsmodells auf die technische Möglichkeit und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer KI-Unterstützung überprüfen. Das geht am besten mit sog. Capability Maps. Dabei priorisieren Sie jede Fähigkeit, die Ihr Autohaus jetzt und in Zukunft haben muss, um am Markt zu bestehen und über dem Benchmark liegende Renditen zu erzielen.
Je Fähigkeit können sich dann vier Optionen ergeben:
- Tolerieren: Diese Fähigkeit (Capability) bleibt unverändert und erfordert keine weiteren Anpassungen oder Investitionen in KI-Projekte.
- Investieren: Diese Fähigkeit verdient höchste Aufmerksamkeit. Denken Sie darüber nach, wie Sie Effizienz und Effektivität steigern können, und nutzen Sie KI zur Unterstützung.
- Migrieren: Passen Sie diese Fähigkeit an neue Geschäftspraktiken oder Technologien an, um sicherzustellen, dass Sie den Unternehmensanforderungen entspricht. Denken Sie darüber nach, wie KI unterstützen kann.
- Eliminieren: Stellen Sie diese Fähigkeit aufgrund von Redundanz, fehlender Notwendigkeit oder mangelnder Anpassung an die Geschäftsausrichtung ein. Diese Fähigkeit ist nicht für KI-Implementierungen geeignet.
Die bewerteten Fähigkeiten bilden die Grundlage für Ihre KI-Roadmap, in der die Anforderungen für die KI-Integration im Mittelpunkt stehen. Legen Sie auf Basis der vorangegangenen Bewertung der Fähigkeiten die Prioritäten für Investitionen und Migration fest. Dabei hilft ein Vorgehen in fünf Schritten.
Schritt 1: Auswahl relevanter Fähigkeiten
Auf Basis der Ergebnisse im oben skizzierten Schema wählen Sie die Fähigkeiten aus, die in Bezug auf Wichtigkeit und KI-Geeignetheit den größten Effekt bringen. Dieses Grobbewertung verfeinern Sie in den folgenden Schritten.
Schritt 2: Definieren Sie Ihre KI-relevanten Anforderungen
Für jede dieser identifizierten, relevanten Fähigkeiten gibt es in der Regel Fachexperten im Unternehmen wie etwa Verkäufer, Serviceberater oder Marketingspezialisten. Identifizieren und diskutieren Sie gemeinsam mit den Fachleuten Ideen für die KI-Unterstützung und ordnen Sie diese Ideen den Fähigkeiten in Form von Anforderungen zu.
Schritt 3: Priorisieren Sie Ihre KI-Anforderungen
Es gibt verschiedene Frameworks für die Priorisierung, z. B. die Eisenhower-Priorisierung oder die RICE-Methode. Im Allgemeinen funktionieren sie so:
- Definieren Sie Wert- und Aufwandskriterien: Legen Sie Kriterien dafür fest, was den „Wert“ und „Aufwand“ Ihrer KI-Anforderungen ausmacht. Der Wert könnte Faktoren wie potenzielle Umsatzsteigerung, Kosteneinsparungen, Verbesserung der Kundenzufriedenheit oder strategische Ausrichtung umfassen. Der Aufwand könnte die Entwicklungszeit, die Kosten, die technische Komplexität und die Verfügbarkeit von Ressourcen umfassen.
- Vergleichen Sie Ihre Anforderungen miteinander und bewerten Sie Wert und Aufwand, indem Sie Punkte zuweisen – am besten in einem Workshop.Bewerten Sie Wert und Aufwand
Für jede Anforderung eine Vorgehensweise festlegen
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Schritt 4: Planen Sie Ihre Anforderungen
Nun ist es an der Zeit, Ihre Anforderungen zu planen. Für diese Aufgabe können Sie ein einfaches Kanban-Board verwenden. Normalerweise sind KI-basierte Anforderungen nicht die einzigen, die Sie haben werden. Wahrscheinlich haben Sie auch andere Anforderungen an Ihre Fähigkeiten identifiziert. Sie haben zwei Möglichkeiten: Stellen Sie ein spezielles Budget für Ihre KI-basierten Anforderungen bereit und verwalten Sie diese separat in einer eigenen Roadmap. Oder erstellen Sie eine kombinierte Roadmap, die sowohl Ihre strategischen Anforderungen als auch Ihre KI-Bedürfnisse umfasst.
Schritt 5: Überwachen Sie den Fortschritt der KI-basierten Anforderungen
Im letzten Schritt sollten Sie den Umsetzungsfortschritt genau im Auge behalten und alle Beteiligten regelmäßig auf dem Laufenden halten.
Praxistipps |
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- Der nächste Teil unserer Serie stellt konkrete KI-Beispielanwendungen in der Praxis vor.Serie wird in ASR 4/2025 fortgesetzt
AUSGABE: ASR 3/2025, S. 22 · ID: 50315229