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LangzeitstudieImplantatgetragener festsitzender Zahnersatz: Folgekosten und Aufwand

Abo-Inhalt13.08.202599 Min. LesedauerVon Dr. med. dent. Ulrike Oßwald-Dame, München

| Überlebens- und Erfolgsdaten dentaler Implantate sind bereits Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Eine neue Langzeitstudie beschäftigte sich mit der Frage nach den entstehenden Folgekosten und dem benötigten Zeitaufwand im Rahmen der Erhaltungstherapie. |

Regelmäßiger Recall nach Implantattherapie unumgänglich

Implantatpatienten wird eine regelmäßige zahnärztliche Kontrolle sowie professionelle Zahnreinigung empfohlen, mindestens einmal jährlich bzw. entsprechend des individuellen Risikos häufiger. Zwar ist bekannt, dass es trotz hoher Überlebens- und Erfolgsraten von Implantaten zu Komplikationen wie z. B. eine Periimplantitis oder Restaurationsfrakturen kommen kann, doch was das für die Implantaterhaltungstherapie an Zeit und Kostenaufwand bedeutet, untersuchte erst jetzt eine randomisierte kontrollierte klinische Studie an der Uni Zürich über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren.

Systematische Dokumentation von Komplikationen, Behandlungszeiten und Kosten

Dazu wurden 33 Patienten mit gesamt 54 Astra Tech Osseospeed Implantaten (Dentsply Sirona Implants) und 31 Patienten mit gesamt 43 Straumann Bone Level, SLAactive Implantaten (Straumann AG) entsprechend der Herstellerempfehlungen versorgt. In der Regel wurden die Implantate mit der Implantatschulter auf Knochenkammhöhe, einige Implantate mit einer prothetisch bedingten größeren Versenkungstiefe gesetzt und falls notwendig, eine gesteuerte Knochenregeneration (GBR) durchgeführt. In Abhängigkeit von klinischer Situation und Behandlerpräferenz wurden verschraubte oder zementierte Versorgungen eingesetzt. Recalltermine inkl. PZR wurden patientenindividuell vereinbart, die klinischen studienbedingten Nachuntersuchungen fanden nach 1, 3, 5, 8 und 10 Jahren statt. Für beides, wie auch für die Behandlung aller biologischen (Peri-Implantat-Mukositis und Periimplantitis) und technischen Komplikationen (Implantat- und Abutmentfrakturen, Frakturen der Verblendkeramik, Lockerung oder Frakturen der Abutmentschraube) wurden die benötigte Zeit und der Aufwand (Kosten) berechnet.

Hohe Überlebensraten, teilweise hohe Folgekosten

Die Überlebensrate auf Implantatebene betrug 95,7 Prozent (Osseospeed Implantate 97,3 % bzw. Bone Level, SLAactive Implantate 93,8 %). Bei der Verteilung der Komplikationen wurden systemabhängige Unterschiede festgestellt: Während es bei den OsseoSpeed Implantaten mehr technische Komplikationen gab, traten beim Bone Level, SLAactive Implantat mehr biologische Komplikationen auf.

Insgesamt wurde als häufigste technische Komplikation eine Schraubenlockerung beobachtet (43,4 %), indes es auf biologischer Seite Mukositis (30,2 %) und Periimplantitis waren (9,3 %).

Für die Behandlung der biologischen Komplikationen mussten die Patienten während des 10-jährigen Nachbeobachtungszeitraums durchschnittlich 1,3 zusätzliche Termine, über die Hygienesitzungen hinaus, wahrnehmen. Für die Beseitigung technischer Komplikationen wurden in der Regel ein bis zwei Termine benötigt (im Mittel 1,5 zusätzliche Termine). Am aufwendigsten war dabei die Behandlung der Abutmentfraktur mit durchschnittlich 94 Minuten, gefolgt von der Schraubenfraktur mit durchschnittlich benötigten 84 Behandlungsminuten. Ein geringfügiges Chipping zu behandeln, schlug mit nur 41 Minuten nieder.

Bei Patienten ohne Komplikationen betrug der regelmäßige jährliche Behandlungsaufwand (im Durchschnitt ein Termin für die zahnärztliche Kontrolle und Hygienemaßnahmen) über zehn Jahre 77 Minuten.

Die Autoren errechneten auf dieser Basis durchschnittliche jährliche Erhaltungskosten (regelmäßige Pflege und Behandlung von technischen und/oder biologischen Komplikationen) über einen Zeitraum von zehn Jahren in Höhe von 9 % der ursprünglichen Kosten der Implantatbehandlung, was, ausgehend von durchschnittlichen 4.500 Schweizer Franken (≙ 4.778 Euro) Anfangskosten pro Implantat mit festsitzender Versorgung, ca. 430 Euro entspricht. Die Behandlung der Abutmentfraktur verursachte 27 % der ursprünglichen Versorgungskosten (1.290 Euro), die der Periimplantitis 19 % (908 Euro).

Im Vorfeld Patientenaufklärung und Risikobewertung wichtig

Die Studie schlussfolgerte, dass Patienten, die mit implantatgetragenem festsitzendem Zahnersatz versorgt werden, über die möglichen Folgekosten und den Zeitaufwand, die über die normale Pflege im Recall hinausgehen, aufgeklärt werden müssen. Das betrifft insbesondere auch das Gespräch darüber, was von einer Garantie abgedeckt ist und was nicht. Und die bereits im Vorfeld einer Implantation zu beachtenden, patientenbezogenen Faktoren und individuellen Risikobewertungen müssen unter dem Gesichtspunkt der Erhaltungskosten einmal mehr berücksichtigt werden, um mögliche Komplikationen weitestgehend zu reduzieren.

Das Wichtigste in Kürze

Bei festsitzendem implantatgetragenem Zahnersatz muss über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren mit jährlichen Folgekosten von 9 Prozent der ursprünglichen Versorgungskosten gerechnet werden. Das bedeutet auch zusätzlichen Zeitaufwand und Termine, die Patienten und Praxen einplanen müssen, insbesondere hinsichtlich der zu behandelnden Schraubenlockerung als häufigste technische, und Mukositis/Periimplantitis als häufigste biologische Komplikation. Darüber sollten Patienten vor einer Implantatversorgung aufgeklärt werden.

Quelle
  • Pirc M et al. Maintenance Costs, Time, and Efforts Following Implant Therapy With Fixed Restorations Over an Observation Period of 10 Years: A Randomized Controlled Clinical Trial. Clin Implant Dent Relat Res. 2025 Feb;27(1):e13405. doi.org/10.1111/cid.13405.

AUSGABE: ZP 8/2025, S. 9 · ID: 50460832

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