Unterlassung
Unzulässigkeit der Vollstreckung aus einem Unterlassungstitel
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VollstreckungspraxisVollstreckungs-Tipp des Monats
| Welche Sprünge viele KI-Tools machen, merken auch die Mitarbeiter bei Anwälten, Banken und Inkassodienstleistern. Unsere Leserin Martina Hunger, Bottrop, berichtet davon, wie sie ChatGPT nutzte, um unbekannte technische Teile beim Schuldner zu erkennen und deren Wert zu erfahren. |
Vollstreckungs-Tipp des Monats: Von der KI „ausgebremst“ |
Gegen Schuldner S. war eine Forderung von rund 3.500 EUR offen. Der arbeitslose S. ging Gelegenheitsjobs nach, das wusste unsere Leserin, aber Vollstreckungsmaßnahmen waren bislang stets erfolglos geblieben. Nur wenn S. hin und wieder saisonal auf Oldtimer-Messen beschäftigt war, zahlte er Raten. Eines Tages reichte ihr Gläubiger G. ein paar Fotos herein. Darauf waren Gegenstände zu sehen, die S. in einen Lkw lud. Zuvor hatte er sie laut G. aus seinem Keller geholt. Auf den Verpackungen waren mechanische Teile und Schriftzüge zu erkennen. Aber weder G. noch unserer Leserin sagten die Zeichnungen und Namen etwas. Nun schlug die Stunde von ChatGPT: Unsere Leserin lud die Aufnahmen kurzerhand bei ChatGPT hoch und schrieb folgenden Prompt dazu: „Kannst Du mir diesen Gegenstand identifizieren und sagen, worum es sich handelt oder worauf sie hindeuten? Was kosten diese Gegenstände bzw. welchen Wert haben sie gebraucht und neu im Verkauf?“ Sie staunte nicht schlecht, als ChatGPT antwortete: „Danke für das Bild! Du hast hier eindeutig eine Bremsscheibe abgelichtet. Ich gebe dir eine vorläufige Identifikation und Preisinformationen“. Dann folgte eine längere Preisliste. Damit hatte der Schuldner nicht gerechnet S. war also immer noch irgendwie in der Kfz-Branche tätig. ChatGPT hatte die Bremsscheiben aufgrund eines Ziffernkürzels auf der Packung eindeutig als Modell für VW-Fahrzeuge erkannt. Zwar blieb zunächst unklar, ob die Bremsscheiben S. gehörten und er mit ihnen handelte oder er diese nur transportierte. Als unsere Leserin ihn mit ihrem Wissen konfrontierte, gab S. sofort zu, dass er für ein Autohaus Fahrzeuge überführt und u. a. Ersatzteile für den Eigenverbrauch erhalten hatte. Damit war sein neuer Job „aufgeflogen“. S. zahlte die Forderung in zwei Raten. Zeit gewonnen und zuverlässige Ergebnisse recherchiert Unsere Leserin schrieb uns noch, dass sie ChatGPT auch in zwei weiteren Fällen einsetzen konnte, um den Wert von Gegenständen zu ermitteln. Einmal waren es gebrauchte Instrumente, deren Wert sie sekundenschnell ohne aufwendige Recherche zuverlässig ermittelt hatte, einmal gelang ihr dies bei Möbeln. Natürlich vergaß sie nicht, die so ermittelten Preise gegenzuchecken. Denn „blind“ vertrauen wollte sie der KI nicht. In beiden Fällen waren die Ergebnisse aber verwertbar. |
Oft sind es ungewöhnliche Vollstreckungsmethoden oder sogar Zufälle, die helfen, dem Schuldner auf die Schliche zu kommen und die Vollstreckung erfolgreich zu beenden. Diese Fälle sammeln wir und veröffentlichen sie an dieser Stelle im Leser-Erfahrungsaustausch. Schildern auch Sie uns Ihren „schönsten Fall“. Wird er veröffentlicht, erhalten Sie ein Einsenderhonorar von 50 EUR. Unsere Anschrift: IWW Institut, Redaktion „Vollstreckung effektiv“, Aspastraße 24, 59394 Nordkirchen, Fax: 02596 922-99, E-Mail: ve@iww.de.
AUSGABE: VE 9/2025, S. 162 · ID: 50512111