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TherapieangebotEvidenzbasierte Eigenverantwortung: GLA:D® ermöglicht ein gutes Leben trotz Arthrose

Abo-Inhalt01.10.20242583 Min. LesedauerVon Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen

| Arthrose ist neben Herz-Kreislauf- und Rückenerkrankungen das große Volksleiden schlechthin: Nach Angaben der deutschen Arthrose-Hilfe e. V. sind etwa fünf Mio. Menschen bundesweit betroffen. Das GLA:D®-Programm ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz aus Dänemark, der Patienten hilft, eigenverantwortlich mit ihrer Erkrankung umzugehen. Der Ansatz eignet sich sowohl für gesetzlich Versicherte als auch für Selbstzahler. |

Der evidenzbasierte Ansatz aus Dänemark soll Versorgungslücken schließen ...

GLA:D® steht für Good Life with Osteoarthritis in Denmark. Der etwas sperrige Name weist schon einmal darauf hin, woher das Programm stammt: Entwickelt haben es Ewa M. Roos und Søren T. Skou, Professoren für Biomechanik bzw. Physiotherapie an der University of Southern Denmark in Odense. Bereits 2013 haben sie ihr Programm initiiert, mit dem Ziel, eine flächendeckende evidenzbasierte Versorgung von Arthrosepatienten zu gewährleisten und die Behandlungsqualität zu steigern. Damit sollen Versorgungslücken geschlossen und die Eigenverantwortlichkeit der Patienten gefördert werden.

Merke | Letzteres auch vor dem Hintergrund einer Kostenreduzierung. Laut dem deutschen Endoprothesenregister wurden im Jahr 2020 insgesamt rund 290.000 neue Hüft- und Kniegelenke eingesetzt, meist aufgrund von Arthrose. Dabei nennen sowohl deutsche als auch internationale Leitlinien die Bewegungstherapie als Kernelement und primäre Behandlungsstrategie, die weit günstiger ausfällt und risikoärmer ist als ein operativer Eingriff.

... und die Eigenverantwortlichkeit des Patienten fördern!

Genau die Eigenverantwortlichkeit wird im GLA:D®-Programm geschult. Zum einen trainieren die Patienten aktiv und nach Anleitung, um Muskeln, Gelenke und anderes Gewebe leistungsfähiger zu machen oder mindestens den Status quo zu erhalten. Zum anderen spielt auch die Patientenedukation eine wesentliche Rolle.

Das Programm läuft folgendermaßen ab

  • Nach der Verordnung durch den teilnehmenden Arzt absolvieren die Patienten zunächst drei Einzelsitzungen Physiotherapie. Dort erhebt der Therapeut einen ausführlichen Befund und führt die Patienten in das Programm ein.
  • Zusätzlich werden sie in zwei weiteren Sitzungen über das Krankheitsbild Arthrose informiert und zu Lebensstiländerungen beraten, um besser mit ihren Beschwerden umgehen zu können.
  • Anschließend nehmen die Patienten in einem Zeitraum von sechs bis acht Wochen an zwölf Gruppensitzungen von jeweils einer Stunde Dauer teil, in denen sie aktiv und nach Anleitung trainieren.
  • Nach dieser Phase erfolgt dann eine weitere physiotherapeutische Abschlussuntersuchung und -behandlung, um etwaige Fortschritte festzuhalten und die Patienten zu einem weitergehenden eigenen Training zu beraten.

Darüber hinaus unterstützt eine App den Patienten während der Teilnahme. Die damit gewonnenen Daten wiederum erhält die Deutsche Arzt Management GmbH (DAMG), die Anbieterin von GLA:D® in Deutschland, zur weiteren Evaluation des Programms.

Physiotherapeuten können sich in Essen fortbilden

GLA:D® wurde in Deutschland von der DAMG in Zusammenarbeit mit der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg implementiert. Therapeuten, die sich für das Programm interessieren, können sich über die DAMG fortbilden (glad-deutschland.de). Die zweitägige Schulung kostet rund 400 Euro und wird nach jetzigem Stand ausschließlich in Essen angeboten, in Zukunft aber auch an weiteren Standorten.

Diese Anforderungen müssen teilnehmende Praxen erfüllen

Teilnehmende Praxen müssen über einen Kursraum für mindestens fünf Personen plus Anleiter verfügen, in dem Stühle, Stepper, Therabänder, Hanteln, Balance- und Gleitpads sowie ein Spiegel vorhanden sind. Darüber hinaus ist zu beachten, dass GLA:D® ein eingetragenes Markenzeichen ist. Die Programminhalte dürfen daher nicht eigenmächtig abgewandelt und die Lehrinhalte nicht an Dritte weitergegeben werden.

Abgerechnet wird über die DAMG mit den teilnehmenden Krankenkassen

Die Abrechnung erfolgt über die DAMG mit den teilnehmenden Krankenkassen. Aktuell bieten die BKKen Wirtschaft und Finanzen, Linde, Verbund Plus und Novitas das Programm bundesweit für ihre Versicherten an, die Barmer, Miele BKK, Continentale BKK, WMF BKK, BKK Pfalz und KKH bislang ausschließlich in Nordrhein-Westfalen.

Das GLA:D®-Programm ist für den Einsatz in Kleingruppen mit maximal fünf Teilnehmern vorgesehen. Das macht die Therapie kostengünstiger. Preise für gesetzlich Versicherte sind festgelegt. Von den folgenden Beträgen gehen jeweils 4 Prozent Managementgebühr an die DAMG.

  • Die 20-minütigen Einzelsitzungen zum Programmstart und -ende werden von GLA:D® mit 35 Euro vergütet,
  • die 60- bis 90-minütige Patientenschulung für bis zu 10 Teilnehmer mit 25 Euro und
  • für das Trainingsprogramm erhält der Anbieter pro Stunde 35 Euro.

Auch Selbstzahler können teilnehmen

Auch Selbstzahler dürfen teilnehmen, sollten aber vorher von ihrem Arzt die Freigabe dazu erhalten. Kursanbieter dürfen die Teilnahmegebühr hier eigenständig festlegen, die DAMG empfiehlt den Leistungserbringern allerdings, sich bei der Preiskalkulation an o. g. Beträgen für reguläre Teilnehmer zu orientieren.

AUSGABE: PP 10/2024, S. 6 · ID: 50170615

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