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PraxisangebotGruppentraining in der Long- und Post-COVID-Nachsorge

Abo-Inhalt20.02.2024461 Min. LesedauerVon Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen

| Die Coronapandemie liegt hinter uns, die Folgen sind aber noch immer spürbar. Das gilt vor allem für an Long- und Post-COVID erkrankte Personen. Gerade wenn es um Atemprobleme geht, kann die Physiotherapie hier helfen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Eine Intervention, die niedergelassene Physiotherapeuten hervorragend als Kursformat umsetzen können. |

Zu Long- und Post-COVID ...

Schätzungen zufolge entwickeln bis zu zehn Prozent der Coronapatienten ein Long- oder Post-COVID-Syndrom. Als Long-COVID bezeichnet man dabei Symptome, die auch noch mehr als vier Wochen nach der akuten Erkrankungsphase auftreten. Bei Post-COVID dagegen halten die Symptome bis zu zwölf Wochen an oder können in diesem Zeitraum auch nach vermeintlicher Ausheilung wieder neu auftreten und sind nicht durch anderweitige Grunderkrankungen erklärbar.

Die Symptome umfassen in den meisten Fällen die typischen COVID-Zeichen, die auch während der akuten Krankheitsphase auftreten, wie Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, Riech- und Geschmacksstörungen. Hinzu kommen häufig allgemeine Erschöpfung (Fatigue-Syndrom), kognitive Einschränkungen, Ängste oder Depressionen, Schlafstörungen sowie allgemeine Schmerzen. Gerade das Fatigue-Syndrom bereitet vielen Betroffenen die meisten Probleme: Akute und chronische Erschöpfungszustände, die unabhängig von der mentalen oder körperlichen Aktivität auftreten und sich häufig schwer auf den beruflichen und auch privaten Alltag auswirken.

... gibt es bisher nur wenig wissenschaftliche Evidenz!

Da es sich um eine vergleichsweise junge Erkrankung handelt, steht die Medizin vor dem Problem, dass sich noch kein durch und durch evidenzbasiertes Behandlungskonzept herausbilden konnte. Die Rehabilitation von Long- oder Post-COVID-Patienten stellt daher noch immer eine Herausforderung dar. Gerade die Physiotherapie kann hier ihren Teil dazu beitragen, weil ein Großteil der Betroffenen mit Atemproblemen zu tun hat und entsprechende Interventionen in die Domäne der Physiotherapie fallen.

Long- und Post-COVID sind zum einen glücklicherweise relativ wenig verbreitet und werden auch nicht immer sofort korrekt diagnostiziert. Zum anderen sind die Behandlungsmöglichkeiten noch immer begrenzt – viele Patienten suchen vergeblich nach Praxen und Therapeuten, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind und mit gezielten Strategien weiterhelfen können.

Spezialisierte Fortbildungen gibt es bei den Physioverbänden

Wer sich mit Long- und Post-COVID-Patienten befassen will, sollte sich unbedingt detailliert in die Materie einarbeiten. Viele vermeintlich logische oder bisherige Ansätze gelten hier nicht unbedingt. Glücklicherweise gibt es eine ganze Reihe an Institutionen, die entsprechende Fortbildungen für Physiotherapeuten im Programm haben:

  • So bietet die Arbeitsgemeinschaft Atemtherapie des Deutschen Verbands für Physiotherapie das Seminar „Atemphysiotherapie bei PatientInnen mit Post-/Long-COVID“ an (ag-atemtherapie.de). Die Fortbildung verteilt sich auf drei Tage, kostet 210 Euro für Mitglieder (160 Euro für Nichtmitglieder) und wird auch als Online-Format angeboten.
  • Der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK. e. V. (ifk.de) bietet die Fortbildung „Long/Post-COVID – das Behandlungskonzept neu gedacht!“ an. Der Kurs dauert lediglich einen Tag und kostet 115 Euro für Mitglieder (140 Euro für Nichtmitglieder).
  • Und auch der Verband für Physiotherapie (VPT) hat mit „Post- und Long-COVID – Physiotherapeutische Behandlung bei Post- und Long-COVID-Patienten“ eine eigene Veranstaltung im Programm (vpt.de). Die Dauer beträgt ebenfalls einen Tag, Mitglieder zahlen hier 148 Euro (Nichtmitglieder 178 Euro).
  • Daneben gibt es zahlreiche freie Träger, die eigene Seminare im Programm haben, so z. B. das Fortbildungszentrum Bremen (fobize.de), TOP Physio (top-physio.com), die Heimerer-Akademie (heimerer.com) sowie Fortbildungen des FIHH in Hamburg (fihh.de) und weitere.

Auch über Selbsthilfegruppen können Sie Patienten gewinnen

Gerade atemtherapeutische Maßnahmen lassen sich gut als Kurs umsetzen. Zusätzlich bietet sich hier die Möglichkeit für Betroffene, Austausch mit anderen zu finden, eigene Coping-Strategien zu diskutieren und dadurch auch sozialen Halt zu finden. Das einzige Problem könnte in der Tat darin liegen, ausreichend Patienten für einen Kurs zusammenzubekommen. Aushänge in Arztpraxen und Kliniken können hier Abhilfe schaffen. Darüber hinaus findet sich unter longcoviddeutschland.org eine Sammlung von Selbsthilfegruppen. Dort sind auch spezialisierte Rehabilitationseinrichtungen gelistet, allerdings wird diese Rubrik nicht mehr aktualisiert. Falls Betroffene also auf der Suche nach anderen oder neuen Praxen sind, bietet sich hier eventuell ein Kontakt mit der örtlichen Selbsthilfegruppe an.

Es ist keine Zertifizierung als Präventionskurs möglich

Als Präventionskurs kann eine Long- oder Post-COVID-Maßnahme nicht zertifiziert werden, da es sich um eine vorrangig rehabilitative Maßnahme handelt, die zwar in den Bereich der Tertiär-, aber nicht der Primärprävention fällt.

AUSGABE: PP 3/2024, S. 6 · ID: 49913177

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