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ManagementResiliente Teams im Architektur- und Ingenieurbüro: So meistern Sie den Wandel

Abo-Inhalt26.03.20257 Min. Lesedauer von Ruben Hauser, Gesellschafter-Geschäftsführer buerohauser GmbH & Co. KG, Altensteig und Berlin

| Neue Technologien, veränderte Kundenbedürfnisse, steigender Wettbewerbsdruck und die Herausforderungen der Nachhaltigkeit erfordern von Planungsbüros ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Doch wie stellt man sicher, dass das eigene Team diesen Wandel nicht nur übersteht, sondern gestärkt daraus hervorgeht? Die Antwort liegt in der Resilienz – der Fähigkeit, Krisen und Veränderungen erfolgreich zu bewältigen und sich flexibel an neue Gegebenheiten anzupassen. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie Ihr Büro durch den Aufbau eines resilienten Teams zukunftsfähig machen. |

Die vier Schlüsselfaktoren resilienter Teams

Es sind vor allem vier Schlüsselfaktoren, die für die Entwicklung widerstandsfähiger Teams unerlässlich sind:

  • 1. Psychologische Sicherheit
  • 2. Klare Kommunikation und Kollaboration
  • 3. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
  • 4. Führung im Wandel

1. Psychologische Sicherheit: Das Fundament für Innovation

Resilienz in einem Architekturbüro beginnt nicht erst bei der Bewältigung von Krisen, sondern bereits im Arbeitsalltag.

Sicherheitsnetz im Büroalltag implementieren

Stellen Sie sich vor, ein junger Architekt hat eine bahnbrechende Idee, die ein Projekt revolutionieren könnte – doch er zögert, sie zu teilen. Die Angst vor negativen Konsequenzen erstickt die Innovation im Keim.

Genau hier setzt die psychologische Sicherheit an: Sie ist das unsichtbare Sicherheitsnetz, das es Teammitgliedern ermöglicht, Risiken einzugehen, aus Fehlern zu lernen und gemeinsam widerstandsfähiger zu werden. Ohne diese Basis ist echte Resilienz, die Fähigkeit, gestärkt aus Herausforderungen hervorzugehen, undenkbar. Psychologische Sicherheit ist nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern das Fundament, auf dem kreative, innovative und resiliente Architekturbüros gebaut werden.

So schaffen Sie psychologische Sicherheit

  • Fehlerkultur etablieren: Fördern Sie eine „Fail Forward“-Kultur, in der Fehler als Lernchancen und nicht als Versagen betrachtet werden. Regelmäßige Retrospektiven, in denen offen und ohne Schuldzuweisung über Fehler und Verbesserungspotenziale gesprochen wird, sind hier ein wertvolles Instrument.
  • Vertrauen aufbauen: Transparenz, offene Kommunikation, Zuverlässigkeit und gegenseitige Unterstützung sind die Säulen des Vertrauens. Leben Sie diese Werte als Führungskraft vor und fördern Sie sie im Team.
  • Aktives Zuhören: Nehmen Sie sich Zeit, den Anliegen und Ideen Ihrer Teammitglieder aufmerksam zuzuhören und sie ernst zu nehmen.

2. Kommunikation und Kollaboration: Gemeinsam zum Ziel

Wandel ist in der Architekturbranche die einzige Konstante. Um in diesem dynamischen Umfeld resilient zu agieren, ist eine klare und transparente Kommunikation mehr als nur ein Werkzeug – sie ist das Bindeglied, das ein Team zusammenhält und ihm ermöglicht, flexibel auf Veränderungen zu reagieren im Arbeitsalltag.

Komplexität im Büroalltag beherrschbar machen

Gerade in der Architektur, wo Projekte oft komplex und interdisziplinär sind, wird eine reibungslose Zusammenarbeit zum entscheidenden Faktor für die Resilienz des gesamten Büros. Wenn Informationen frei fließen, Missverständnisse minimiert werden und jedes Teammitglied seine Rolle und seinen Beitrag zum großen Ganzen kennt, entsteht ein Gefühl der Verbundenheit und des gemeinsamen Ziels.

Dies stärkt nicht nur die Effizienz, sondern auch die Fähigkeit des Teams, Herausforderungen gemeinsam zu meistern und als Einheit widerstandsfähiger zu werden. Resilienz entsteht aus nahtloser Kollaboration.

So fördern Sie Kommunikation und Kollaboration

  • Regelmäßige Updates: Halten Sie Ihr Team durch regelmäßige Meetings, E-Mail-Updates oder digitale Kollaborationsplattformen auf dem Laufenden.
  • Visuelle Kommunikation: Nutzen Sie Skizzen, Modelle, Pläne und andere visuelle Hilfsmittel, um komplexe Sachverhalte verständlich zu machen – das liegt Ihnen als Architekt:innen ja ohnehin im Blut.
  • Cross-funktionale Zusammenarbeit: Fördern Sie den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen und Teams, um Silodenken aufzubrechen und Synergien zu nutzen.
  • Gemeinsame Vision: Stellen Sie sicher, dass alle Teammitglieder die übergeordneten Ziele des Büros und des jeweiligen Projekts verstehen und wissen, wie sie dazu beitragen können.

3. Anpassungsfähigkeit: Den Wandel als Chance begreifen

In der Architekturbranche von heute sind starre Strukturen und festgefahrene Denkweisen Relikte einer vergangenen Ära. Der Wandel ist nicht länger eine Option, sondern der Motor für Innovation, Fortschritt und Exzellenz. Und genau hier liegt die enorme Chance für Architektur- und Ingenieurbüros: Resilienz bedeutet, den Wandel nicht als Bedrohung zu fürchten, sondern ihn als kraftvollen Verbündeten zu begrüßen.

Ein Team, das die Fähigkeit besitzt, sich schnell an neue Technologien, veränderte Kundenwünsche oder unvorhergesehene Herausforderungen anzupassen, sichert sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil – es erschließt sich neue Horizonte und ungeahnte Potenziale.

Basis für „Growth Mindset“ schaffen

Der Schlüssel dazu ist ein ausgeprägtes „Growth Mindset“ – die tiefe Überzeugung, dass Fähigkeiten und Talente keine starren Grenzen haben, sondern durch kontinuierliches Lernen, Neugier und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, grenzenlos erweitert werden können.

Dieses Mindset verwandelt Herausforderungen in aufregende Gelegenheiten zur Weiterentwicklung, in Sprungbretter für kreative Lösungen und in die Möglichkeit, die eigene Zukunft und die Zukunft der Architektur aktiv mitzugestalten. Resiliente Teams sind Pioniere des Wandels: Sie reagieren nicht nur, sie agieren proaktiv, sie gestalten, sie inspirieren. Sie nutzen den Wandel als Katalysator für Wachstum, Innovation und eine noch bessere, zukunftsfähigere Architektur.

So fördern Sie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

  • Kontinuierliches Lernen: Ermutigen Sie Ihre Teammitglieder, sich regelmäßig weiterzubilden, neue Technologien zu erlernen und sich mit aktuellen Trends auseinanderzusetzen.
  • Agile Methoden: Erwägen Sie den Einsatz agiler Arbeitsmethoden, wie z. B. Scrum oder Kanban, um Projekte flexibler und iterativer zu gestalten und schneller auf Veränderungen reagieren zu können.
  • Offenheit für Neues: Schaffen Sie eine Kultur, in der neue Ideen und Ansätze willkommen sind und Experimentierfreude gefördert wird.

4. Führung im Wandel: Vorbild sein, Empowerment fördern

Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft eines Teams – sie ist das Ergebnis bewusster Bemühungen und einer förderlichen Umgebung. Und hier kommt der Führungsebene eine entscheidende, und so oft unterschätzte Rolle zu. Warum ist Führung in Zeiten des Wandels so zentral für die Resilienz?

  • Weil Führungskräfte nicht nur die strategische Richtung vorgeben, sondern auch das emotionale und psychologische Klima im Team prägen. Sie sind der Fels in der Brandung, der in unsicheren Zeiten Orientierung und Sicherheit bietet.
  • Eine resiliente Führungskraft versteht, warum Vorbildfunktion so wichtig ist: Sie lebt Offenheit für Veränderungen vor, lernt aktiv aus Fehlern und strahlt auch in schwierigen Situationen Zuversicht aus.
  • Sie weiß, warum Empowerment – die Übertragung von Verantwortung, die Schaffung von Entscheidungsspielräumen und die Förderung von Eigeninitiative – der Schlüssel zur Entfaltung des vollen Potenzials ihrer Teammitglieder ist.

Führungskultur muss von Führungsebene vorgelebt werden

Warum ist das alles so entscheidend für die Resilienz? Weil ein Team, das sich von seiner Führung getragen, inspiriert und befähigt fühlt, nicht nur Krisen übersteht, sondern gestärkt und noch resilienter daraus hervorgeht.

Eine solche Führungskultur, die auf Vertrauen, Wertschätzung und Wachstum basiert, ist der Nährboden für nachhaltigen Erfolg in einer sich ständig wandelnden Welt. Resilienz ist keine Eigenschaft, die ein Team einfach „besitzt“ – sie muss aktiv gefördert und vorgelebt werden, insbesondere von der Führungsebene.

So führen Sie resilient

  • Vorbild sein: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, indem Sie selbst Offenheit für Veränderungen zeigen, aus Fehlern lernen und eine positive Einstellung bewahren.
  • Unterstützung bieten: Schaffen Sie ein unterstützendes Umfeld, in dem sich Teammitglieder sicher fühlen, Risiken einzugehen und neue Ideen auszuprobieren.
  • Empowerment: Übertragen Sie Ihren Teammitgliedern Verantwortung, geben Sie ihnen Entscheidungsspielräume und fördern Sie ihre Eigeninitiative.
  • Feedback-Kultur: Geben Sie regelmäßig konstruktives Feedback und schaffen Sie eine Kultur des Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung.

Mehr zum Thema in IWW-Lehrgang „Personalmanagement“

Mehr Informationen zum Thema „Resiliente Teams im Architektur- und Ingenieurbüro: So meistern Sie den Wandel“ erhalten Sie im IWW-Lehrgang „Personal- und Ressourcenmanagement im Planungsbüro“ am 15. bis 16.05.2025 in Würzburg. Der Autor wird dort den zweiten Lehrgangstag beginnen und im Lehrgangs-Modul 05 „Wie wir Teams so resilient aufstellen, dass sie den Wandel bewältigen“ 90 Minuten über sein Thema referieren.

Weiterführender Hinweis
  • Ruben Hauser macht für sein Büro auch einen Podcast. Im Turnus von ca. sechs Wochen bespricht er mit Kollegen und Experten interessante Themen, die ihm auf den Nägeln brennen. Reinhören lohnt definitiv: https://buerohauser.com/neues-bauen/

AUSGABE: PBP 4/2025, S. 21 · ID: 50348599

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