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Büroführung Büromanagement-Software-Suche: Warum wir uns für die Eigenentwicklung entschieden haben
| Viele Büros sind mit der Performance „ihres“ Büro- und Projektmanagement-Softwareprogramms unzufrieden. Und Büros, die zufrieden sind, hadern mit den hohen – ständig steigenden – Kosten. Deshalb sind auch Eigenentwicklungen ein Thema. Das ergab ein BPMS-Erfahrungsaustausch des QualitätsVerbund Planer am Bau, Kooperationspartner von PBP. PBP hat mit zwei Büros gesprochen, die Eigenentwicklungen angestoßen haben. Nach Gabriele Hufnagel von der Pape Architekten AG aus Herford (PBP 11/2024) bezieht jetzt Friedrich Lehnes Stellung. |
Frage: Herr Lehnes, was hat Sie bewogen, dem Software-Kauf bzw. der -anmietung eine Eigenentwicklung vorzuziehen?
Antwort: In den vergangenen zehn Jahren haben wir drei Systeme getestet und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Mit keiner Lösung konnten wir einen zufriedenstellenden Lösungsansatz realisieren. Der bei uns im Büro optimierte individuelle und durchgängige Workflow konnte nicht abgebildet werden. Wir hatten keinen Einfluss auf die Schwerpunkte der Weiterentwicklung und eine Integration mit bestehenden Systemen war nicht möglich. Zudem mussten wir schnell erkennen, dass die von den Softwareanbietern propagierte Effektivität und Zeitersparnis nicht zu erreichen ist. Das hat uns bewogen, einen eigenen Lösungsansatz auf der Grundlage der Low-Code-Plattform NINOX zu verfolgen. Wir haben die gewünschte Lösung umgesetzt – mit überschaubarer Unterstützung eines externen IT-Spezialisten.
Frage: Wie viel Energie und Zeit hatten Sie zuvor in den „Marktüberblick bestehender Lösungen“ gesetzt? Oder waren Sie nur mit der von Ihnen genutzten Software unzufrieden?
Antwort: Wie bereits dargelegt, konnten wir mit den bislang eingesetzten Systemen unser Ziel nicht zufriedenstellend abbilden. Aus diesem Grund haben wir in 2023 eine umfangreiche Marktanalyse durchgeführt. Dabei haben wir festgestellt, dass die untersuchten Systeme ein ähnliches Bild bieten: Sie basieren auf „erweiterten“ Ticketsystemen, die in einigen Prozessbereichen durchaus gute Lösungen bieten. Allerdings ist es ihnen nie gelungen, einen durchgängigen Workflow abzubilden.
Frage: Ihre Eigenentwicklung befasst sich ja nur mit dem Umgang mit ausführenden Gewerken. Warum haben Sie sich darauf beschränkt?
Antwort: Wir beschränken uns nicht nur auf die Koordinierung der ausführenden Gewerke. Wir entwickeln den kompletten Workflow – von der Bedarfsanalyse bis zur Projektübergabe. Wir erfassen nicht nur Stunden, sondern übernehmen auch das Controlling sowie die Projektvor- und -nachbereitung. Für uns ist es wichtig, dort etwas umzusetzen, wo wir eine hohe Effektivität schaffen, die Bearbeitungsqualität verbessern und damit eine höhere Kundenzufriedenheit erreichen.
Frage: Sind die üblichen anderen Themen (Controlling, Stundenerfassung, Projektvor- und -nachbereitung, Honorarabrechnung, Auslastungsplanung etc.) für Sie nicht relevant oder wie steuern Sie diese Dinge?
Antwort: Wie bereits dargelegt, werden die Bereiche Stundenerfassung, Controlling sowie Projektvor- und -nachbereitung bereits in der aktuellen Version abgebildet. Der Bereich Honorarermittlung und Auslastungsplanung bleibt zunächst außen vor, da wir für unsere Anwendung aktuell keinen kurzfristigen Handlungsbedarf sehen. Das Datenmodell ist für die Integration vorbereitet und für die Umsetzung in die Roadmap aufgenommen.
Frage: Was soll Ihre Software deshalb besonders gut können?
Antwort: Wir haben die Software so entwickelt, dass sie den komplexen Workflow in einem Architekturbüro durchgängig abbildet und die Projektbearbeitung deutlich effektiver macht. Dabei haben wir die Themen Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement und Kundenzufriedenheit berücksichtigt.
Frage: Wie lange haben Sie gebraucht, Ihre Anforderungen an die Software zu definieren (Stichwort Pflichtenheft)?
Antwort: Wir wussten genau, wie unsere Lösung aussehen soll, sodass keine nennenswerten Vorarbeiten erforderlich waren. Zudem sind wir seit vielen Jahren beratend im Bereich der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements tätig und haben in diesem Zusammenhang entsprechende Konzepte erstellt. Wir konnten mit der Umsetzung umgehend beginnen.
Frage: Konnten / können Sie den Entwicklungsprozess dynamisch anpassen?
Antwort: Auf jeden Fall, das ist ja gerade der große Vorteil einer eigenen Entwicklung. Wir haben zuerst mit der groben Struktur begonnen und sind dann Schritt für Schritt in die Detailtiefe gegangen. Anpassungen an den realen Arbeitsablauf konnten nach den Besprechungen mit den Mitarbeitern umgehend vorgenommen werden. Da wurden dann auch mal die Prioritäten verändert und Punkte in der Umsetzung nach vorne oder hinten verschoben.
Frage: An den aktuellen Softwareprogrammen wird oft kritisiert, dass sie von IT-lern programmiert worden sind, denen das KnowHow und die „Draufsicht des Planers“ fehlt. Ist es andersherum wirklich leichter: Man hat das Know-How und kauft sich IT-Programmierungskompetenz ein? Oder wie war es bei Ihnen?
Antwort: Ja, es ist deutlich effektiver. Im gleichen Zeitraum, in dem das umfangreiche Pflichtenheft für den IT-Spezialisten geschrieben wird, setzen wir mit dem Low-Code-System NINOX bereits einen Großteil der Applikation um. Der externe IT-Spezialist hat dann nur noch spezielle Anpassungen durchgeführt, was für die gesamte Entwicklung in etwa 50 Stunden waren.
Frage: Haben Sie Ihr Team eingebunden und, wenn ja, wie?
Antwort: Wir haben von Beginn an die Mitarbeiter eingebunden und die überwiegenden Vorschläge aus den Meetings umgesetzt. Damit war von Beginn an die notwendige Akzeptanz für die Software vorhanden. Mit dem „Live-Schalten“ der Lösung konnten die Mitarbeiter ohne nennenswerte Einschulung die Lösung nutzen.
Frage: Wie weit sind Sie und wie lange haben Sie gebraucht?
Antwort: Wir haben im Januar 2024 intensiv mit der Entwicklung begonnen. Es gab auch mal Phasen, in denen nicht so viel voranging, da durch die Entwicklung im eigenen Büro nicht immer die notwendigen Zeitfenster zur Verfügung standen. Nach zehn Monaten haben wir dann im Oktober 2024 die ersten Projekte damit bearbeitet.
Frage: Stichwort Kosten: Ist die Eigenentwicklung wirklich kostengünstiger als Kauf oder Miete?
Antwort: Langfristig betrachtet ist das auf jeden Fall so. Bei der Gegenüberstellung dürfen allerdings nicht nur die reinen Kosten berücksichtigt werden. Genauso wichtig sind Punkte, wie wirklich erreichbare Effektivität, Akzeptanz der Mitarbeiter, Transparenz in den Projekten und die Flexibilität bei der Anpassung an neue Anforderungen. Unsere Eigenentwicklung hat auf die ersten beiden Jahre gerechnet höhere Anfangsinvestitionen, ist aber auf die von uns zugrunde gelegten zehn Jahre gesehen deutlich günstiger.
Frage: Was waren die größten Herausforderungen / Hemmnisse und wo sind Sie positiv überrascht worden?
Antwort: Am Anfang bestand die Herausforderung bei der Softwareentwicklung darin, dass wir die Umsetzung des Grundkonzepts erst mal alleine angegangen sind. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit, der Kommunikation mit dem Support und einer ergänzenden Unterstützung durch unseren externen IT-Dienstleister konnten wir die Aufgaben problemlos umsetzen. Die vielen Modulvorlagen haben uns positiv überrascht. Denn sie boten uns eine ideale Entwicklungsgrundlage für die Verwirklichung unserer Lösung.
Frage: Stimmt es, dass Sie Ihre Lösung auch anderen Planungsbüros anbieten wollen? Wann wäre das so weit?
Antwort: Ja, das ist ab Q1/2025 vorgesehen und wir haben da ein klares Konzept. Wir stellen unser Datenmodell mit der vollständig implementierten Lösung kostenfrei zur Verfügung. Lediglich die konzeptionelle Beratung, die Anpassung an das Datenmodell und der Workflow des Nutzers werden in Rechnung gestellt.
Herr Lehnes, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.
- „Büromanagement-Software-Suche: Warum wir uns für die Eigenentwicklung entschieden haben“, Interview mit Gabriele Hufnagel, Pape Architekten AG; PBP 11/2024, Seite 30 → Abruf-Nr. 50196122
AUSGABE: PBP 1/2025, S. 23 · ID: 50227135