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EndodontieSo rechnen Sie die Behandlung einer invasiven zervikalen Resorption ab
| Bei der invasiven zervikalen Resorption (ICR) handelt es sich um eine aggressive Form der externen Resorption. Sie betrifft die zervikale Wurzelregion und kann im weiteren Fortschreiten auch die Pulpa mit einbeziehen. Dieser Beitrag beschreibt das Krankheitsbild sowie die Behandlungsmöglichkeiten und erläutert die Behandlung eines Privatpatienten anhand eines Fallbeispiels. |
Meist sind Schneide- und Eckzähne im Oberkiefer betroffen
Von einer ICR sind meist einzelne Zähne betroffen, fallweise jedoch auch mehrere Zähne. Am häufigsten treten sie an Schneide- und Eckzähnen des Oberkiefers auf, im Unterkiefer eher an Molaren. Zu Beginn sind kaum Anzeichen für eine pathologische Veränderung erkennbar, zumal der Sensibilitätstest in der Regel positiv ausfällt. Erst bei Fortschreiten des Prozesses kann im zervikalen Bereich des Zahnes ein sogenannter pink spot erkennbar werden, bedingt durch stark vaskularisiertes Resorptionsgewebe.
Je nach Schwere ist eine Wurzelkanalbehandlung notwendig
Größe, Ausdehnung und Lokalisation der invasiven zervikalen Resorption sind ausschlaggebend für die Therapie und den Erhalt des betroffenen Zahnes. Kleinere invasive zervikale Resorptionen können i. d. R. nach Schaffung eines chirurgischen Zugangs ausgeräumt werden, anschließend erfolgt eine direkte Überkappung der vitalen Pulpa sowie die Defektversorgung mit einer adhäsiven Restauration. Bei Pulpabeteiligung wird neben der Defektdeckung eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich.
Fallbeispiel: Behandlung einer fortgeschrittenen ICR bei einem 55-jährigen Privatpatienten
Im folgenden Fall stellt sich ein 55-jähriger Patient (PKV-versichert) mit leichten Beschwerden im Oberkiefer links in der Praxis vor. Des Weiteren klagt er über Zahnfleischbluten. Bei der Untersuchung zeigt sich ein suffizient versorgtes Gebiss mit leichter Rötung der Gingiva regio 22. Die OK-Frontzähne reagieren positiv auf die Sensibilitätsprüfung, sind jedoch perkussionsunempfindlich. An Zahn 22 ist eine rötliche Verfärbung („pink spot“) erkennbar. Die OK-Frontzähne weisen keine erhöhten Sondierungstiefen auf, allerdings tritt bei Sondierung des Zahnes 22 eine starke Blutung auf. Im Röntgenbild zeigt sich eine scharf begrenzte Transluzenz im zervikalen Bereich. Um den Zahn zu erhalten, wird ein chirurgischer Eingriff in Form einer Lappenoperation zur Ausräumung und Versorgung des Defekts in Verbindung mit einer Wurzelkanalbehandlung erforderlich. Der Patient erklärt sich nach dem Aufklärungsgespräch mit der Vorgehensweise einverstanden.
Abrechnungsbeispiel: Fortgeschrittene ICR bei 55-jährigem Privatpatienten | ||||
Sitzung | Zahn/Gebiet | Anzahl | GOZ/GOÄ | |
1. S. | Patient erscheint mit leichten Beschwerden und Zahnfleischbluten im OK links | |||
OK/UK | Eingehende Untersuchung (suffizient versorgtes Gebiss, „pink spot“ Zahn 22 und leichte Rötung der Gingiva) | 1 | 0010 | |
21–23 | Röntgenaufnahme (Zahn 22 scharf begrenzte Transluzenz im zervikalen Bereich) | 1 | Ä5000 | |
13–23 | Vitalitätsprüfung mittels Kältespray (+) keine Perkussionsempfindlichkeit | 1 | 0070 | |
OK/UK | Erhebung des parodontalen Screening-Indexes (Code 2) | 1 | 4005 | |
Beratung und Therapieaufklärung | 1 | Ä1 | ||
Heil- und Kostenplan ausgehändigt | 1 | 0030 | ||
2. S. | Unterschriebener HKP liegt vor | |||
21–23 | Oberflächenanästhesie (Doku: Material) | 1 | 0080 | |
21–23 | Intraorale Infiltrationsanästhesie (Mat.: Ubistesin) | 3 | 0090 xy | |
22 | Lappenoperation, Defekteröffnung, offene Kürettage und Ausräumung der Resorptionslakune, dabei erfolgt aufgrund des fortgeschrittenen Prozesses die Eröffnung der Pulpa | 1 | 4090 | |
Zuschlag für nichtstationäres Operieren | --- | |||
Verwendung des OP-Mikroskops | --- | |||
22 | Trepanation des Zahnes | 1 | 2390 | |
22 | Vitalexstirpation | 1 | 2360 | |
22 | Ultraschallaktivierte Spülung des Wurzelkanals (Doku: Material) | 1 | 2420 | |
Temporäres Einfügen eines Platzhalters in den Wurzelkanal (Guttapercha-Stift) | --- | |||
22 | Externer Verschluss der invasiven zervikalen Resorption mittels Komposit (Doku: Material) | 1 | §6/1 GOZ | |
21–23 | Nachinjektion (wegen langer Behandlungsdauer) (Mat.: Ubistesin) | 3 | 0090 xy | |
21–23 | Schwierige Hautlappenplastik (Papillenrekonstruktion) 4 Nähte gelegt (Mat.: atraumatisches Nahtmaterial) | 1 | Ä2382 xy | |
Zuschlag für nichtstationäres Operieren | 1 | Ä440 | ||
Verwendung des OP-Mikroskops | 1 | Ä443 | ||
22 | Entfernung des Platzhalters aus dem Wurzelkanal | --- | ||
22 | Ultraschallaktivierte Spülung des Wurzelkanals (Doku: Material) | --- | ||
22 | Medikamentöse Einlage (Doku: Material) | 1 | 2430 | |
22 | Speicheldichter Verschluss (Doku: Material) | 1 | 2020 | |
3. S. | 21–23 | Wundkontrolle (guter Heilungsverlauf, Patient beschwerdefrei) | 1 | 3290 |
4. S. | 21–23 | Wundkontrolle | 1 | 3290 |
21–23 | Nahtentfernung und Wundspülung | 1 | 3300 | |
5. S. | 22 | Oberflächenanästhesie (Doku: Material) | 1 | 0080 |
22 | Intraorale Infiltrationsanästhesie (Mat.: Ubistesin) | 1 | 0090 xy | |
22 | Medikamentöse Einlage entfernt | --- | ||
noch 5. S. | 22 | Kofferdam gelegt | 1 | 2040 |
22 | Wurzelkanalaufbereitung (Mat.: Nickel-Titan-Einmalinstrumente) | 1 | 2410 xy | |
22 | Zuschlag für OP-Mikroskop | 1 | 0110 | |
22 | Elektrometrische Längenbestimmung | 1 | 2400 | |
22 | Röntgenmessaufnahme | 1 | Ä5000 | |
22 | Ultraschallaktivierte Spülung des Wurzelkanals (Doku: Material) | 1 | 2420 | |
22 | Wurzelkanalfüllung | 1 | 2440 | |
22 | Röntgenkontrollaufnahme | 1 | Ä5000 | |
22 | Adhäsiv befestigte Kompositfüllung als Tepanationsverschluss (p) | 1 | 2060 |
Erläuterungen zu einzelnen Behandlungsschritten
Die folgenden Erläuterungen lassen die Diagnostik und Beratung in der 1. Sitzung unberücksichtigt.
2. Sitzung
Nach Bildung eines Mukoperiostlappens erfolgt zunächst die offene Kürettage. Anschließend wird der Resorptionsdefekt eröffnet und die Resorptionslakune ausgeräumt. Beim Ausräumen der Resorptionslakune kommt es aufgrund des bereits fortgeschrittenen Prozesses zur Pulpaeröffnung, sodass eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich wird. Von palatinal erfolgt die Trepanation des Zahnes mit anschließender Vitalexstirpation unter Einsatz des OP-Mikroskops. Es folgt eine ultraschallaktvierte Spülung des Wurzelkanals und das Einbringen eines Platzhalters in den Wurzelkanal.
Im nächsten Schritt kann die invasive zervikale Resorption extern mittels Komposit verschlossen werden. Zur Papillenrekonstruktion erfolgt eine schwierige Hautlappenplastik mit Unterstützung des OP-Mikroskops. Die Wunde wird mit atraumatischen Nähten versorgt. Bedingt durch die schwierige Hautlappenplastik nach Nr. Ä2382 kommen die Zuschläge Ä440 (nicht stationäres Operieren) und Ä443 (Verwendung des OP-Mikroskops) aus dem ärztlichen Bereich zum Ansatz. Die berechnungsfähigen Zuschläge können nur einmal je Behandlungstag nach GOZ oder GOÄ berechnet werden. Aus diesem Grund kommen die GOZ-Zuschläge 0500 (nichtstationäres Operieren) und 0110 (Verwendung des OP-Mikroskops) nicht zum Ansatz. Nach Entfernung des Platzhalters aus dem Wurzelkanal wird eine ultraschallaktivierte Spülung des Wurzelkanals durchgeführt, eine medikamentöse Einlage gelegt und der Zahn speicheldicht verschlossen.
3. bis 5. Sitzung
Im Abstand von 2 bzw. 5 Tagen erfolgen Wundkontrolle und Nahtentfernung. Die Wunde heilt beschwerdefrei ab, sodass nach weiteren 5 Tagen die Wurzelkanalbehandlung abschließend durchgeführt werden kann. Die palatinale Trepanationsöffnung wird mit einer Kompositrestauration definitiv verschlossen. Dem Patienten wird empfohlen, sich zur klinischen und radiologischen Nachkontrolle in Intervallen von drei bis sechs Monaten wieder vorzustellen.
AUSGABE: PA 6/2025, S. 11 · ID: 50401620