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OkklusionsschienenDas Münchner-Schienen®-Konzept – die Berechnung im Blick
| Die Initialtherapie mit Okklusionsschienen stellt einen entscheidenden Behandlungsschritt in der Therapie komplexer Rehabilitationen dar. Neben dem Wunsch der minimalinvasiven Vorgehensweise kommen steigende Ansprüche der Patienten an Ästhetik und Funktion bereits in der provisorischen Phase hinzu, die mit der klassischen Okklusionsschiene nur unzureichend erfüllt werden können. Durch den Einsatz neuer Materialien sowie die Möglichkeit der digitalen Umsetzung wurden neue Behandlungskonzepte entwickelt, welche höchsten Anforderungen entsprechen. Dieser Beitrag stellt das Konzept der „Münchner Schiene®“ vor sowie deren attraktive Berechnung. |

Das Konzept „Münchner Schiene®“ – vollanatomische zahnfarbene Schienen aus Polycarbonat
Das Konzept der „Münchner Schiene®“ berücksichtigt die Aspekte der Funktion, der Phonetik, der Ästhetik und der Minimalinvasivität und bildet damit ein innovatives und flexibles prothetisches Vorbehandlungskonzept. Die Schiene besteht aus Polycarbonat, das als Werkstoff in der Zahntechnik für die Herstellung von Aufbissschienen immer häufiger eingesetzt wird.
Denn Polycarbonat weist hervorragende mechanische Eigenschaften auf und zeigt im klinischen Einsatz eine exzellente Ästhetik. Da das Material flexibel ist, wird die Bruchgefahr erheblich reduziert.
Das Ziel ist es, möglichst wenig an gesunder Zahnhartsubstanz durch Beschleifen zu verlieren. Vor diesem Hintergrund wurde vor acht Jahren an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München ein neuartiges Versorgungskonzept entwickelt – die Münchner Schiene®.
Der digitale Workflow ermöglicht es dem Team aus Patient, Zahnarzt und Zahntechniker, sich in definierten Schritten einem geplanten Restaurationsziel zu nähern. Dabei besteht dauerhaft die Möglichkeit, Änderungen in der Therapie in unkomplizierter Weise vorzunehmen.
Drei wesentliche Aspekte kennzeichnen die Münchner Schiene®
- 1. das Konzept
- 2. das Material und
- 3. das Konstruktionsprinzip
Folgende Schritte sieht das Konzept vor
- 1. Wax-up (analog oder digital)
- 2. Mock-up (Überprüfung der funktionellen Parameter)
- 3. Münchner Schiene® (Konstruktion von noninvasiven, vollanatomischen, zahnfarbenen Schienen, basierend auf den Erkenntnissen von Wax-up und Mock-up mit CAD-Software)
- 4. Definitive Versorgung
Vorteile der Münchner Schiene®
Das Konzept bzw. die präprothetische Therapie mit einer „Münchner Schiene“ hat nennenswerte Vorteile für den Patienten, u. a.


- gute LangzeitstabilitätVorteile, die auch den Patienten überzeugen werden
- geringe Plaqueaffinität
- ästhetisch ansprechende Versorgung mit hervorragender intraoraler Adaption
- optimaler Sitz durch CAD/CAM-Fräsung mit „Schnapp-Effekt“ und mit problemloser Ein- und Ausgliederung für den Patienten
- komfortable Lösung für das Kiefergelenk bei Bisshebung
- „Probefahrt“ für Patient und Zahnarzt mit vorhersagbarem Ergebnis
- Step-by-Step-Vorgehen für Praxis und Labor
- bruchsicher
- schnelle Herstellungszeit
- metallfrei
- individualisierbar
- Biokompatibel
- noninvasiv, da keine Zähne beschliffen werden
- zahnfarben, CAD-/CAM-gefertigt
- reversible Testphase für den Zahnersatz
- perfekte Bisslage vor der prothetischen Therapie
- individuell als partielle Schiene oder für den kompletten Zahnbogen gestaltbar
- das Material ist flexibel und gibt leicht nach
Münchner-Schiene® – eine reine Privatleistung
Die prothetische Vorbehandlung mit einer Münchner Schiene® ist nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung gelistet. Daher sind die Kosten vom Patienten für die Behandlung selbst zu tragen.
Vor der Behandlung ist mit dem GKV-Patienten somit schriftlich eine Privatvereinbarung nach § 8 Abs. 7 BMV-Z zu treffen.
Da die präprothetische, zahnfarbene Münchner Schiene® weder in der GOZ noch in der GOÄ gelistet ist, ist die Leistung analog nach § 6 Abs. 1 GOZ zu berechnen.
Beispiel: Analogposition für eine Münchner Schiene® | ||
GOZ | Leistung | Faktor 2,3 |
6030a | Vollanatomische Simulationsschiene zur Bisshebung (Münchner Schiene®) (gem. § 6 Abs.1 GOZ) entspr. GOZ 6030 Maßnahmen zur Umformung eines Kiefers einschließlich Retention, geringer Umfang | 174,63 Euro |
Voraussetzung ist, dass es sich um eine selbstständige, medizinisch notwendige Leistung handelt, die nicht Bestandteil oder besondere Ausführung einer anderen Leistung ist.
Die Berechnung erfolgt nach einer Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertigen Leistung und richtet sich nach der Betriebswirtschaftlichkeit der Zahnarztpraxis sowie nach dem Ermessen des Behandlers.
Berechnungsbeispiel Praxis – UK Münchner Schiene® via Intraoralscan*
Patientenbefund vor prothetischer Versorgung.
f | sk | sb | sk | sb | sk | k | k | k | k | k | k | sk | sb | sk | f |
8 | 7 | 6 | 5 | 4 | 3 | 2 | 1 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
f | skw | f | f | skw | skw | ew | ew | ew | ew | ew | ew | skw | skw | skw | f |
Berechnungsbeispiel – UK Münchner Schiene® via Intraoralscan | ||||
Zahn/Gebiet | Leistung | Geb.-Nr. | Faktor 2,3 | Anzahl |
1. Sitzung – Erstberatung | ||||
Beratung > 10 Minuten | Ä3 | 20,11 Euro | 1 | |
2. Sitzung – Symptombezogene Untersuchung, Beratung, Wax-up (Intraoralscan) | ||||
Beratung, ggf. telefonisch | Ä1 | 10,72 Euro | 1 | |
Symptombezogene Untersuchung | Ä5 | 10,72 Euro | 1 | |
OK/UK | Optisch-elektronische Abformung, je KH/FZB | 0065 | 41,40 Euro | 4 |
Elektronische Auswertung von digitalen Darstellungen intraoraler Verhältnisse, je Fall | 6010a | 23,28 Euro | 1 | |
BEB-Chairside-Leistungen (Eigenlaborbeleg) | ||||
Scan bearbeiten / Scan beschneiden, je Scan | BEB6500 | 49,02 Euro | 6 | |
Biss digitalisieren, je Biss | BEB6502 | 12,26 Euro | 2 | |
Digitale Modellmontage in virtuellem Artikulator | BEB6504 | 11,69 Euro | 1 | |
Digitaler Datenversand, je Versandgang | BEB6505 | 8,31 Euro | 1 | |
Prothetische Planung | BEB0801 | 19,52 Euro | 1 | |
Prothetische Alternativplanung | BEB0802 | 12,56 Euro | 1 | |
Zahnfarbenbestimmung, einfach | BEB0723 | 10,76 Euro | 1 | |
3. Sitzung – Mock-up, CMD-Screening | ||||
CMD-Screening zum Ausschluss von Funktionsauffälligkeiten | 8090a | 32,34 Euro | 1 | |
Symptombezogene Untersuchung | Ä5 | 10,72 Euro | 1 | |
UK | Intraorale Oberflächenanästhesie, je KH/FZB | 0080 | 7,76 Euro | 2 |
47, 44, 43, 35–37 | Entfernen harter/weicher Zahnbelag, einwurzeliger Zahn/Implantat | 4050 | 7,74 Euro | 6 |
UK | Eingliederung eines Mock-ups, je Kiefer | 5310a | 94,43 Euro | 1 |
OK/UK | Optisch-elektronische Abformung, je KH/FZB | 0065 | 41,10 Euro | 4 |
BEB-Chairside-Leistungen (Eigenlaborbeleg) | ||||
Desinfektion von Werkstücken, Abformungen, Registraten o. Ä | BEB0732 | 9,50 Euro | 1 | |
4. Sitzung – Fertigstellung Eingliederung der Münchner Schiene® | ||||
Symptombezogene Untersuchung | Ä5 | 10,72 Euro | 1 | |
47, 44, 43, 35–37 | Kontrolle/Nachreinigung nach Belagsentfernung, je Zahn/Implantat | 4060 | 5,46 Euro | 6 |
UK | Eingliederung Münchner Schiene® | 6030a | 174,63 Euro | 1 |
BEB-Chairside-Leistungen (Eigenlaborbeleg) | ||||
Desinfektion von Werkstücken, Abformungen, Registraten o. Ä | BEB0732 | 9,50 Euro | 1 | |
Fremdlaborkosten gewerbliches Labor | 600,00 Euro | |||
Zahnärztliches Honorar | 450,03 Euro | |||
Praxis Eigenlaborbeleg | 143,12 Euro | |||
Gesamtkosten bei Faktor 2,3 | 1.193,15 Euro |
Bitte beachten Sie!
- Alle gelisteten GOZ-Gebühren können ausschließlich in Rechnung gestellt werden, wenn deren kompletter Leistungsinhalt erbracht worden ist. Dabei richtet sich der Faktor der Leistung nach
- den besonderen Umständen, dem Zeitaufwand sowie der Schwierigkeit der Leistung oder
- aus dem generellen Krankheitsfall und ist praxisintern individuell zu bestimmen.
- Bei den dargestellten Analogleistungen handelt es sich um frei gewählte Beispiele/Gebührenziffern, wobei sich die Wertigkeit an den individuellen und wirtschaftlichen Praxisbesonderheiten orientiert. Gleiches gilt für die dargestellten BEB-/Chairside-Leistungen.
- Vorab der Behandlung ist ein schriftlicher Heil- und Kostenplan (Nrn. 0030/0040 GOZ) mit dem Patienten zu vereinbaren, vgl. die Pflicht zur wirtschaftlichen Aufklärung aus dem Behandlungsvertrag.HKP vorab erstellen
- Die Anfertigung des Wax-ups löst kein zahnärztliches Honorar aus und wird ausschließlich zahntechnisch durch das ausführende Labor berechnet (diagnostisches Aufwachsen am Modell).
- In einigen Fällen kann es auch nötig sein, zusätzliche Provisorien nach den Nrn. 5120, 5140 GOZ anzufertigen.
- Zusätzlich zu den gelisteten GOZ-Ziffern sind z. B. bei Bissanhebungen funktionsanalytische und -therapeutische Leistungen notwendig.
- Erstattungsschwierigkeiten privater Versicherungen sind wegen der Anwendung der Analoggebühren sowie deren Darlegung der Münchner Schiene® als kosmetische Therapie zu erwarten. Dies ist vor der Behandlung mit dem Patienten zu besprechen.
AUSGABE: PA 6/2025, S. 7 · ID: 50423324