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Elektronische Rechnung E-Rechnung und ZUGFeRD: Wie Steuerberater ihre Mandanten sicher durch die Umstellung begleiten
| Seit dem 1.1.25 müssen Unternehmen elektronische Rechnungen empfangen können – ein erster Schritt auf dem Weg zur verpflichtenden E-Rechnung. Für viele mittelständische Betriebe stellt das eine echte Herausforderung dar: Welche Formate sind zulässig? Welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Und welches ZUGFeRD-Profil ist das richtige für den eigenen Anwendungsfall? Für Steuerberater bedeutet das: Die Umstellung auf die E-Rechnung ist nicht nur ein Digitalisierungsthema, sondern ein Beratungsthema. Mandanten brauchen jetzt Orientierung. |
1. Die gesetzlichen Vorgaben
Die Einführung der elektronischen Rechnungspflicht erfolgt stufenweise:
- Seit dem 1.1.25 müssen alle inländischen Unternehmen E-Rechnungen empfangen können.
- Ab dem 1.1.27 dürfen Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 800.000 EUR nur noch E-Rechnungen versenden.
- Ab dem 1.1.28 sind auch kleinere Unternehmen betroffen.
Beachten Sie | Privatkunden bleiben weiterhin von dieser Pflicht ausgenommen. Dennoch kann sich auch hier ein Umstieg auf das ZUGFeRD- Format lohnen – zur Vereinfachung interner Prozesse oder um einheitliche medienbruchfreie Abläufe zu schaffen.
2. XRechnung, ZUGFeRD, UBL, CII – was ist was?
Für öffentliche Auftraggeber gilt oft die XRechnung als verpflichtendes Format. Diese basiert standardmäßig auf der Syntax UBL (Universal Business Language). Alternativ ist auch die Syntax CII (Cross Industry Invoice) zulässig, sofern der Empfänger – in diesem Fall der öffentliche Auftraggeber – dies akzeptiert. In der Praxis hat sich jedoch UBL als Standard durchgesetzt.
Beachten Sie | Jede Rechnung an eine Behörde muss über deren Leitweg-ID adressiert werden – eine eindeutige Kennung für die elektronische Zustellung.
Für den B2B-Bereich hat sich ZUGFeRD als praxistaugliches Hybridformat etabliert. Es kombiniert ein PDF-Dokument mit einem strukturierten XML-Anhang – lesbar für Mensch und Maschine. So lassen sich Rechnungen sowohl digital verarbeiten als auch manuell prüfen, ideal für kleinere Unternehmen mit überschaubarer IT-Struktur.
Beachten Sie | Es kann auch sein, dass nicht-öffentliche Unternehmen die XRechnung verlangen. Allerdings gibt es in diesen Fällen keine Leitweg-ID!
Übersicht / Wesentliche Unterschiede | |||||
Merkmal | ZUGFeRD | XRechnung (CII) | XRechnung (UBL) | UBL | CII |
Zielgruppe | B2B, B2G | Vor allem B2G | Vor allem B2G | International | Branchenübergreifend |
Lesbarkeit | PDF + XML | Nur XML | Nur XML | Nur XML | Nur XML |
Norm-Basis | EN 16931 + CII | EN 16931 (CII) | EN 16931(UBL) | Variabel | UN/CEFACT |
Einsatzgebiet | Flexibel | Pflicht für B2G | Pflicht für B2G | International | Technologische Basis vor allem für ZUGFeRD |
Besonderheiten | Hybridformat | Hohe Standardisierung | International kompatibel | Vollständige Auftragsabwicklung möglich | Rechnungsabwicklung |
3. Das passende ZUGFeRD-Profil finden
Es ist so, dass es für die E-Rechnung im ZUGFeRD-Format mehrere Profile gibt. Sie unterscheiden sich in ihrer Eignung für verschiedene Abrechnungsfälle:
- Basic: Für einfache Standardrechnungen. Minimalanforderungen, große Kompatibilität.
- Comfort: Enthält Zusatzinformationen wie Steuerschlüssel oder Zahlungsziele. Für die meisten mittelständischen Unternehmen ist dies der beste Kompromiss.
- Extended: Für komplexe Geschäftsvorfälle mit Teilrechnungen, umfangreichen Referenzen oder besonderen Abrechnungslogiken – z. B. in Projekten oder im Anlagenbau.
Berater sollten daher zusammen mit ihren Mandanten prüfen, welche Abrechnungsfälle es heute oder in Zukunft gibt, und dann das entsprechende Profil wählen. Nicht gelöst ist damit die Herausforderung, dass die Lieferanten das aus ihrer Sicht passende Profil einsetzen werden. Der Empfänger muss damit alle ZUGFeRD-Profile beherrschen können.
4. Fehlendes ERP-System? Kein Hinderungsgrund
Gerade kleinere Unternehmen glauben oft, für ein ERP-System „zu klein“ zu sein – und erstellen ihre Rechnungen noch mit Word oder Excel. Doch die Umstellung auf E-Rechnungen funktioniert auch ohne umfassendes ERP. Es gibt E-Rechnungsportale, kleine Faktura-Tools, Cloud-Lösungen und Branchensoftware, die auch Einzelunternehmern oder Handwerksbetrieben den Einstieg ermöglichen. Hier können Steuerberater aufzeigen, welche Softwarelösungen sinnvoll sind – und welche Integrationen ins Rechnungswesen oder zur Steuerkanzlei möglich sind.
5. GoBD: Archivierung oft noch unzureichend
Eine häufig unterschätzte Herausforderung ist die Archivierung. Die GoBD fordern u. a.:
- Unveränderbarkeit der Originaldaten
- Vollständige Nachvollziehbarkeit und Nachprüfbarkeit
- Maschinelle Auswertbarkeit der gespeicherten Daten
In der Praxis werden E-Rechnungen jedoch oft nur als PDF in einem Dateisystem abgelegt – ohne Prüfbarkeit, Versionierung oder Dokumentation des Eingangs. Bei der Archivierung der E-Rechnung wird jedoch die Archivierung des XML-Teils gefordert. Auch hier kann der Steuerberater aufklären: Nur ein GoBD-konformes Archiv – ob lokal oder cloudbasiert – schützt vor Ärger bei Betriebsprüfungen.
6. Die Rolle der Steuerberater: Lotsen durch die Formatvielfalt
Berater sollten ihre Mandanten jetzt aktiv unterstützen, z. B. mit
Praxisbeispiel: ZUGFeRD in einem Handwerksbetrieb |
Ein Malerbetrieb mit rund 100 Rechnungen pro Monat entscheidet sich für das ZUGFeRD-Profil Comfort. Die Software erzeugt automatisch Rechnungen für Gewerbekunden im strukturierten Format – und für Privatkunden im PDF-Format. Die revisionssichere Ablage erfolgt über ein cloudbasiertes Archivsystem mit Schnittstelle zur Steuerkanzlei. Die Folge: weniger Aufwand, weniger Fehler und Rechtssicherheit. |
Steuerberater die jetzt aktiv informieren, stärken die Mandantenbindung Die E-Rechnung ist kein Randthema, sie betrifft alle Unternehmen – unabhängig von Größe oder Branche. Steuerberater, die jetzt aktiv informieren und begleiten, stärken die Mandantenbindung und zeigen digitale Kompetenz. Und nicht zuletzt: Die eigene Kanzlei profitiert ebenfalls von automatisierten Prozessen und standardisierten Rechnungsdaten. |
- Prozessaufnahmen zur bisherigen Rechnungserstellung und -verarbeitung,
- Beratung zur Formatwahl (ZUGFeRD vs. XRechnung),
- Empfehlungen zu geeigneten Softwarelösungen, je nach Unternehmensgröße und Branche,
- und Hinweisen zur GoBD-konformen Aufbewahrung.
Zum Autor | Als freiberuflicher Trainer und Berater bietet Jochen Treuz seit 1997 Seminare sowie Trainings direkt am Arbeitsplatz an. Er berät und begleitet Unternehmen bei allen Fragen rund um die Elektronische Rechnungsabwicklung. Im Bereich Rechnungswesen werden in Unternehmen oft noch nicht alle Möglichkeiten genutzt, die Abläufe weitgehend zu digitalisieren und zu automatisieren. Mit seinem Buch „E-Rechnungen für Dummies“ geht er genau auf die Umsetzung in diesem Bereich ein. Erfahren Sie direkt vom Experten, wie Sie alle Anforderungen reibungslos und rechtssicher erfüllen können. Kontakt: https://www.treuz.de
AUSGABE: BBP 6/2025, S. 151 · ID: 50401712