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FachkräftemangelEine ganze Branche buhlt um die Gen Z: Doch was ist mit den anderen Generationen?
| In den sozialen Medien liegt der Fokus stark auf der Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010). Viele Unternehmen gestalten ihre Stellenanzeigen gezielt so, dass sie für junge Fachkräfte attraktiv sind. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Art der Ansprache auch ältere, latent wechselwillige Mitarbeiter erreicht – eine Gruppe, die weiterhin die Mehrheit auf dem Arbeitsmarkt stellt. In einem Zukunftsvortrag hat Sven Gabor Janszky im vergangenen Jahr die spannende Frage gestellt, wenn wir immer älter werden und dabei gesund bleiben: „Und was tun Sie für Mitarbeiter über 70?“ |
So verteilen sich die Generationen am Arbeitsmarkt
Dazu lohnt sich ein Blick in die aktuelle Statistik der Bundesagentur für Arbeit – und zwar auf die Altersverteilung der Angestellten im zweiten Kreisdiagramm. Die Statistik ist übrigens öffentlich verfügbar, der Tätigkeitsschlüssel bei „Berufe“ ist 723 (iww.de/s13224).

Wenn man einmal kurz nachrechnet, sind 7,5 % unter 25 Jahre alt, 77,7 % sind zwischen 25 und 55 und 14,8 % sind über 55. Dennoch liegt gefühlt der Fokus der Anstrengungen auf der Gen Z. Doch wer ausschließlich auf die Gen Z achtet, verpasst in den anderen Altersgruppen viele Chancen. Das soll natürlich nicht heißen, dass Sie sich nicht um junge Mitarbeiter bemühen sollen. Sie sind die künftige Mitarbeitergeneration und es geht auf jeden Fall darum, den Berufsstand als solchen attraktiv zu präsentieren (siehe dazu auch AK 25, 32).
Recruiting-Bemühungen diversifizieren
Während es zweifellos wichtig ist, die Gen Z anzusprechen und für den Berufsstand zu begeistern, sollten wir nicht vergessen, dass die anderen Generationen nach wie vor den Großteil der Arbeitskräfte ausmachen. Diese erfahrenen Fachkräfte bringen wertvolles Wissen und Expertise mit, die für Kanzleien unerlässlich sind. Und es gibt gute Gründe, warum es entscheidend ist, alle Generationen im Blick zu behalten:
- Ältere Mitarbeiter verfügen oft über jahrelange Berufserfahrung und ein tiefes Verständnis der Branche. Sie können komplexe Fälle effizient bearbeiten und jüngere Kollegen anleiten. Viele Mandanten schätzen langjährige Ansprechpartner, die ihre Situation gut kennen. Erfahrene Mitarbeiter tragen dadurch zur Kundenzufriedenheit und -bindung bei.
- Ein ausgewogener Generationenmix ermöglicht einen wertvollen Wissensaustausch. Jüngere Mitarbeiter profitieren vom Erfahrungsschatz der Älteren, während diese von neuen Perspektiven und technologischem Know-how profitieren können. Verschiedene Altersgruppen bringen unterschiedliche Sichtweisen und Problemlösungsansätze mit. Das stärkt die Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit der Kanzlei (vgl. dazu AK 24, 192).
Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels ist es ratsam, alle potenziellen Talentpools auszuschöpfen – unabhängig vom Alter. Um alle Generationen anzusprechen, sollten Stellenanzeigen und Employer-Branding-Maßnahmen entsprechend gestaltet werden. Während für die Gen Z möglicherweise Social-Media-Präsenz und flexible Arbeitsmodelle im Vordergrund stehen, könnten für ältere Generationen Aspekte wie Jobsicherheit, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Work-Life-Balance wichtiger sein.
Praxistipp | Eine ausgewogene Rekrutierungsstrategie, die alle Altersgruppen berücksichtigt, ist der Schlüssel zum Erfolg. Während die Gen Z zweifellos die Zukunft des Berufsstands repräsentiert, bilden die älteren Generationen das Rückgrat der heutigen Arbeitswelt in der Rechtsberatung. Eine Kanzlei, die es schafft, die Stärken aller Generationen zu nutzen und zu fördern, wird langfristig am erfolgreichsten sein. Letztendlich geht es darum, ein vielfältiges Team aufzubauen, in dem jede Generation ihren wertvollen Beitrag leisten kann. |
AUSGABE: AK 7/2025, S. 114 · ID: 50263824