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MitarbeiterförderungBetriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) – ein Schlüssel zu einer gesunden Kanzlei

Abo-Inhalt30.12.20245 Min. LesedauerVon Ronja Tietje, Gesellschafterin der Tietje Kanzlei-Consulting und Vorstandsmitglied des RENO Bundesverbands, Achim

| In der heutigen, zunehmend herausfordernden Arbeitswelt hat das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) für Unternehmen erheblich an Bedeutung gewonnen. Dies gilt insbesondere in Berufen mit hohen emotionalen und physischen Anforderungen, wie dem der Rechtsanwälte und ihren Mitarbeitern. Zu deren zahlreichen Herausforderungen zählen u. a. eine hohe Arbeitsbelastung, oft überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten sowie der Umgang mit immer anspruchsvolleren Mandanten. Diese Faktoren können eine Herausforderung für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kanzleiteams darstellen – umso wichtiger ist es, ihnen gezielt entgegenzuwirken und das Wohlbefinden aktiv zu fördern. |

Das sind die Vorteile eines BGM

Ein durchdachtes und effektiv eingesetztes BGM bietet nicht nur wertvolle Unterstützung, um die Mitarbeitergesundheit zu erhalten und zu fördern, sondern trägt auch zu einem positiven und produktiven Arbeitsumfeld bei.

  • Indem die Kanzlei zeigt, dass sie die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Angestellten ernst nimmt, steigen Loyalität und allgemeine Zufriedenheit auf der Mitarbeiterebene. Dies hat positive Auswirkungen auf die Arbeitsatmosphäre und das Engagement der Mitarbeiter.
  • Des Weiteren reduziert ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld die krankheitsbedingten Fehlzeiten, was sich wiederum positiv auf die Leistungsfähigkeit des Teams auswirkt. Gesunde Mitarbeiter können ihre Fähigkeiten effektiver entfalten und leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Kanzlei.
  • Ein gelebtes BGM ist zudem ein Imagegewinn für die Kanzlei, die als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird und Talente innerhalb der Rechtsbranche anziehen kann. In Zeiten eines gravierenden Fachkräftemangels kann dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil bei der Mitarbeiterfindung und -bindung sein.
  • Langfristig können Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter auch kostensparend wirken, da sie die Ausgaben für Überstunden und Ersatzkräfte senken. Damit trägt ein gelebtes BGM entscheidend zur Schaffung eines besseren Arbeitsumfelds bei.

Ein erfolgreiches BGM umfasst nicht nur die Bereitstellung von Gesundheitsangeboten. Vielmehr muss auch ein Umfeld geschaffen werden, das eine ausgewogene Work-Life-Balance, persönliche Wertschätzung und den Zusammenhalt im Team fördert.

Praxistipp | Ihre Rolle als Kanzleiführung ist dabei entscheidend: Sie müssen das Projekt befürworten und unterstützen sowie notwendige Ressourcen bereitstellen. Denn Budget und Zeitressourcen sind Voraussetzung für den langfristigen Erfolg eines kanzleieigenen BGM. Indem Sie strategische Maßnahmen ergreifen, die sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter berücksichtigen, investieren Sie nachhaltig in Ihren eigenen Erfolg – frei nach dem Motto: gesunde Mitarbeiter = gesundes Unternehmen.

So setzen Sie BGM in der Kanzlei um

Um ein BGM erfolgreich in der Kanzlei zu implementieren und dessen langfristige Wirkung zu gewährleisten, ist eine systematische Herangehensweise unerlässlich:

Praxistipp | Der Start des BGM-Projekts ist ein wichtiger Schritt. Sie sollten Ihr gesamtes Team über den Projektbeginn informieren und transparent kommunizieren. Zunächst empfiehlt es sich, eine Kick-off-Veranstaltung zu organisieren, in der Sie die Ziele und den Ablauf des BGM-Projekts vorstellen. Eine schriftliche Kommunikationsvorlage, wie z. B. ein Rundschreiben oder ein E-Mail-Newsletter, kann daneben helfen, die Informationen festzuhalten und den Mitarbeitern (auch zur Nachlese und auch für neue Mitarbeiter) zur Verfügung zu stellen. Wichtige Aspekte, die angesprochen werden sollten, sind:
  • das Ziel des Projekts,
  • die Schwerpunkte des Projekts,
  • die Rolle jedes Einzelnen und
  • die geplanten Maßnahmen (die Teilprojekte).
  • Es sollte ein Team geben, das das BGM-Projekt innerhalb der Kanzlei verantwortlich begleitet.
  • Das Team sollte zunächst eine umfassende Analyse der bestehenden Strukturen und Prozesse erstellen. Dabei ist es wichtig, bereits vorhandene gesundheitsfördernde Angebote zu identifizieren und deren Sinnhaftigkeit sowie die Inanspruchnahme durch die Mitarbeiter zu überprüfen. Ein regelmäßiger Austausch und eine transparente Kommunikation über den Stand des BGM-Projekts sowie dessen Fortschritte sind entscheidend, um das Engagement der Mitarbeiter zu fördern und die Akzeptanz für das Projekt zu erhöhen.
  • Sind die bestehenden Strukturen erfasst, gilt es, klare und präzise Ziele für das BGM festzulegen. Diese Ziele sollten sich an den Bedürfnissen der Mitarbeiter orientieren, die zuvor beispielsweise durch eine Mitarbeiterbefragung ermittelt wurden.
  • Die gemeinsam erarbeiteten Ziele können dann in Projekten umgesetzt werden. Beispiele für Projekte innerhalb eines BGM könnten sein:
    • Stressbewältigung und Zeitmanagement
    • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
    • Gesunde Ernährung
    • Sport- und Bewegungsangebote
    • Psychische Gesundheit
    • Teambuilding-Events
    • Regelmäßige Gesundheitschecks
    • Persönliche und berufliche Weiterentwicklung
  • Ist das BGM-Projekt gestartet, können durch regelmäßige Informations- oder Feedback-Runden der Fortschritt des Projekts kommuniziert und auf Fragen oder Bedenken der Mitarbeiter eingegangen werden. Auf diese Weise wird ein gemeinsames Verständnis für die Gesundheit des Teams geschaffen und die Akzeptanz des BGM-Projekts kontinuierlich gefördert.
  • Die Ergebnisse der einzelnen Projekte sollten vom verantwortlichen Team kontinuierlich dokumentiert und evaluiert werden. Falls erforderlich, sind Anpassungen vorzunehmen und diese dem Team kurzfristig mitzuteilen. So wird sichergestellt, dass das BGM-Konzept stetig an die sich verändernden Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst wird und eine nachhaltige Wirkung in der Kanzlei entfaltet.

Es gibt Fördermöglichkeiten für das BGM

In den letzten Jahren hat die Bedeutung des BGM in Deutschland stark zugenommen und immer mehr Unternehmen haben den Wert eines gesundheitsfördernden Arbeitsumfelds erkannt. Um diese Initiativen zu unterstützen, stellt der Staat über das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Neben der Projektförderung wird dem Arbeitgeber gemäß § 3 Nr. 34 EStG ein Freibetrag von bis zu 600 Euro pro Jahr und Mitarbeiter für Leistungen der betrieblichen Gesundheitsförderung zusätzlich zum Lohn eingeräumt. Die erbrachten Maßnahmen müssen jedoch den gesetzlichen Anforderungen der §§ 20, § 20a SGB V entsprechen.

Auch die Krankenkassen bieten zahlreiche Programme zur Förderung der betrieblichen Gesundheitsförderung an. Fragen Sie dort, wie Ihnen eine betriebliche Krankenversicherung mit Gesundheitsleistungen helfen kann.

Fazit | Ein BGM bedeutet für Anwaltskanzleien nicht nur eine Qualitätssteigerung im Personalbereich, sondern verfolgt einen strategischen Ansatz zur Förderung der Mitarbeitergesundheit, zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und zum langfristigen Erfolg der Kanzlei. Angesichts der stetig wachsenden Anforderungen und Herausforderungen, die im Kanzleialltag auftreten, ist ein proaktiv eingesetztes und gelebtes BGM fast unverzichtbar für den nachhaltigen Erfolg einer Anwaltskanzlei. Nutzen also auch Sie BGM, um Ihr Personal langfristig in Ihrer Kanzlei zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen.

AUSGABE: AK 1/2025, S. 5 · ID: 50224715

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