Solarpaket I: Balkonkraftwerke sind – auch aus steuerlicher Sicht – lukrativer denn je

Mit einem Balkonkraftwerk haben Sie die Möglichkeit, wie bei einer klassischen Photovoltaikanlage, Ihren eigenen Strom zu produzieren und zu verbrauchen. Die installierten Photovoltaikmodule erzeugen unter Sonneneinstrahlung Solarstrom, der ins eigene Stromnetz eingespeist wird. Der Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Photovoltaikanlage besteht darin, dass Sie die Anlage selbst installieren können. Für die Inbetriebnahme sind nämlich keine besonderen Anschlüsse erforderlich, eine normale Steckdose genügt. Dafür darf der Wechselrichter eine maximale Leistung von 800 Watt haben – die Leistung der installierten Photovoltaikmodule darf auch darüber liegen. Es handelt sich also um Mini-Photovoltaikanlagen, die regelmäßig aus einem oder zwei Photovoltaikmodulen und einem Wechselrichter bestehen.

Bisher lag die Grenze für Balkonkraftwerke bei 600 Watt. Diese ist durch das Solarpaket I auf 800 Watt angehoben worden. Außerdem muss das Balkonkraftwerk nicht zwingend an einem Balkon montiert werden. Eine Montage ist auch auf dem Dach des Hauses, der Garage oder eines Schuppens, an einer Gebäudewand und frei stehend im Garten möglich. Durch die einfache Installation (und Demontage) ergibt sich ein weiterer Vorteil: Balkonkraftwerke können bei einem Umzug mitgenommen werden. Sie eignen sich daher nicht nur für Eigentümer, sondern auch für Mieter.

Der vom Balkonkraftwerk erzeugte Strom wird zunächst in das eigene Stromnetz eingespeist und dort verbraucht. Wurde kein separater Batteriespeicher installiert, erfolgt der Verbrauch des Stroms von allen aktuell stromzehrenden Geräten im Haushalt (z. B. Elektrogeräte im Stand-by-Modus, WLAN-Router, Gefrier- und Kühlschrank, aktuell eingeschaltete Geräte wie eine Wasch- oder Spülmaschine, Lampen etc.). Nur wenn Sie mehr Strom verbrauchen, als das Balkonkraftwerk aktuell erzeugt, kaufen Sie bei Ihrem Stromanbieter kostenpflichtig Strom hinzu. Tritt hingegen der umgekehrte Fall ein, wird der Überschuss in das Stromnetz Ihres Netzbetreibers eingespeist.

Aufgrund der geringen Installationskosten von derzeit etwa 600 Euro für zwei Module inkl. Anschlusskabel und einem 800-Watt-Wechselrichter ergibt sich selbst bei einem moderaten Strompreis von 0,25 Euro je kWh und einer pessimistischen Betrachtung eine beachtliche Rendite. Diese resultiert daraus, dass in Höhe des von der Anlage erzeugten und vor Ort verbrauchten Stroms kein teurer Strom vom Netzbetreiber bezogen wird. Mit anderen Worten: Die Stromrechnung des Netzbetreibers reduziert sich merklich.

Auch der Autor dieses Beitrags betreibt seit einem Jahr ein Balkonkraftwerk mit einem 600-Watt-Wechselrichter und zwei Photovoltaikmodulen mit insgesamt 750 Watt Leistung (Anschaffungskosten rund 700 Euro). Das Kraftwerk hat im ersten Jahr 752 kWh Strom erzeugt, wovon 547 kWh (73 Prozent) selbst verbraucht wurden. Bei einem sonst zu zahlenden Strompreis von 0,31 Euro je kWh wurden in einem Jahr 169,57 Euro eingespart – eine Rendite von 24,22 Prozent!

Die steuerlichen Grundsätze eines Balkonkraftwerks hängen davon ab, von wem und wo es installiert wird.

Installieren Sie das Balkonkraftwerk für ein privat genutztes Objekt (z. B. Mietwohnung, Ein- oder Zweifamilienhaus), ist die steuerliche Beurteilung einfach. Erhalten Sie für den eingespeisten Stromüberschuss keine Vergütung, liegt kein Gewerbebetrieb vor. Die Anlage ist steuerlich irrelevant. Erhalten Sie eine Vergütung, ist das Balkonkraftwerk steuerfrei (§ 3 Nr. 72 Einkommensteuergesetz [EStG]). Die erzielten Stromersparnisse müssen Sie also nicht versteuern. Im Gegenzug können Sie die Installationskosten allerdings auch nicht von der Steuer absetzen. Wenn Sie einen Handwerker mit der Installation beauftragt haben, können Sie für dessen Bruttolohnkosten die Steueranrechnung nach § 35a Abs. 3 EStG geltend machen.

Installieren Sie das Balkonkraftwerk für ein Ihnen gehörendes Mietobjekt, werden Sie den erzeugten und vom Mieter verbrauchten Strom i. d. R. zu fremdüblichen Konditionen an den Mieter verkaufen. Damit liegt zwar ein Gewerbebetrieb vor, aber Sie müssen für den Gewerbebetrieb „Balkonkraftwerk“ keinen Gewinn ermitteln und versteuern, denn die Einnahmen und Entnahmen sind gemäß § 3 Nr. 72 EStG steuerfrei. Gleichzeitig können Sie Ihre Aufwendungen für das Balkonkraftwerk nicht absetzen – auch nicht bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung.

Installieren Sie das Balkonkraftwerk auf einem betrieblich genutzten Gebäude, z. B. auf dem Dach Ihrer Apotheke, wird der erzeugte Strom vorrangig in Ihrem Betrieb (Ihrer Apotheke) verwendet. Damit stellt das Balkonkraftwerk Betriebsvermögen Ihres bereits bestehenden Betriebs dar (einheitlicher Gewerbebetrieb, Bundesfinanzministerium [BMF], Schreiben vom 17.07.2023, Az. IV C 6 – S 2121/23/10001 :001, Abruf-Nr. 236439, Rz. 26). Sie können die Installationskosten sowie alle weiteren im Zusammenhang mit dem Balkonkraftwerk anfallenden Kosten als Betriebsausgaben absetzen. Zwar ist das Balkonkraftwerk regelmäßig über eine betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von 20 Jahren abzuschreiben. Da die Installationskosten brutto jedoch typischerweise nicht mehr als 952 Euro betragen, kann auch ein Sofortabzug als geringwertiges Wirtschaftsgut (§ 6 Abs. 2 EStG) erfolgen.

Zwar ist zu beachten, dass für das Balkonkraftwerk ebenfalls die Steuerbefreiung des § 3 Nr. 72 EStG gilt und sich deshalb kein Betriebsausgabenabzug ergibt, soweit die Ausgaben mit steuerfreien Einnahmen in Zusammenhang stehen. Da jedoch keine steuerfreien Einnahmen erzielt werden (weder Privatentnahmen noch Vergütungen durch den Netzbetreiber), läuft das Abzugsverbot ins Leere. Die Betriebsausgaben können uneingeschränkt geltend gemacht werden.

Beachten Sie | Grundsätzlich besteht unter den Voraussetzungen des § 15 Umsatzsteuergesetz (UStG) auch ein Anspruch auf Vorsteuerabzug. Da ein ab dem 01.01.2023 geliefertes Balkonkraftwerk jedoch dem Steuersatz von 0 Prozent unterliegt (§ 12 Abs. 3 UStG), beläuft sich der Vorsteuerabzug auf 0 Euro.