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Betriebswirtschaftliche ApothekensteuerungWichtige Kennzahlen für Apotheken: Umsatzrendite

Abo-Inhalt18.04.2024455 Min. LesedauerVon Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen

| Die Umsatzrendite (auch Umsatzrentabilität) gibt an, wie hoch der Anteil des Gewinns am Umsatz ist. So sagt eine Umsatzrendite von 6 Prozent aus, dass mit einem Umsatz von 100 Euro ein Gewinn von 6 Euro erwirtschaftet worden ist. AH beleuchtet, wie sich die Umsatzrendite einer Apotheke verbessern lässt und warum Vergleiche von Umsatzrenditen aufgrund des externen Rechnungswesens und der Umsatzhöhe problematisch sein können. |

Wie kann eine Apotheke die Umsatzrendite verbessern?

Die Umsatzrendite ist wie die Eigen- und die Gesamtkapitalrentabilität eine gewinnbezogene Kennziffer, d. h., im Zähler steht die Größe Gewinn. Sie lässt sich zum einen durch Kostensenkungen verbessern:

  • Senkung von Warenkosten durch niedrigere Einstandspreise: Dies kann gelingen, wenn sich höhere Mengenrabatte erzielen lassen, z. B. durch Konzentration auf bestimmte Artikel, ggf. verbunden mit der Auslistung anderer Artikel.
  • Senkung von Handlungskosten: Solange dadurch ineffiziente Prozesse verbessert werden, ist das in Ordnung. Ab dem Punkt, wo die Leistungsfähigkeit reduziert wird, kann es problematisch werden – Kunden können unzufrieden werden, möglicherweise zur Konkurrenz abwandern.

Zum anderen kann versucht werden, den Umsatz zu steigern. Soweit es um den Umsatz verschreibungspflichtiger Arzneimittel geht, entfällt die Preispolitik als Instrument aufgrund der Preisbindung. Umsatzzuwächse müssen dann mit einer besseren Preispolitik bei OTC-Arzneimitteln sowie in der Freiwahl und vor allem durch die Gewinnung neuer Kunden angestrebt werden. So können gerade viele (pharmazeutische) Dienstleistungen einer Apotheke zu Hebeln eines erfolgreichen Handelns werden.

Vergleich von Umsatzrenditen im externen Rechnungswesen

Wir haben gesehen, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, um den Gewinn abzubilden (s. AH 12/2023, Seite 10). Im externen Rechnungswesen dürfen nur ein- und auszahlungswirksame Größen verwendet werden. Im internen Rechnungswesen können auch Größen herangezogen werden, mit denen kein Auszahlungsvorgang verbunden ist, z. B. für

  • die Tätigkeit des Inhabers,
  • die Nutzung eigener Immobilien oder
  • den Einsatz von Eigenkapital.

Solche kalkulatorischen Kosten verringern das Ergebnis im Vergleich zu Rechnungen, in denen dieser Wertverzehr nicht angesetzt werden darf oder wird. Zu beachten ist auch, ob für die Berechnung der Umsatzrendite der Gewinn vor oder nach Steuern verwendet wird.

Üblicherweise lässt sich nicht nur der Gewinn als Anteil vom Umsatz ausdrücken, sondern jede weitere Komponente der Ergebnisrechnung. Gehen wir in einem Beispiel von einer Filialapotheke aus, die von einer angestellten Apothekerin geleitet wird. Die Räume der Apotheke sind angemietet. Aus dem externen Rechnungswesen liegen folgende Zahlen vor:

Beispiel: Zahlen einer Filialapotheke

in Euro

in Prozent vom Umsatz

  • Umsatz (netto)

2.800.000

100,0

  • – Aufwand für Ware und Material

2.170.000

77,5

  • = Warenrohertrag

630.000

22,5

  • – Aufwand für Löhne, Gehälter

280.000

10,0

  • – Miete, Zinsen, Abschreibungen etc.

180.000

6,4

  • = Gewinn (vor Steuern)

170.000

6,1

Die Umsatzrendite beträgt 6,1 Prozent. Sie ergibt sich – ausgehend vom und bezogen auf den Umsatz – aus Aufwendungen in Höhe von 77,5 Prozent für Waren, 10 Prozent für Löhne und Gehälter sowie 6,4 Prozent für den übrigen Aufwand. Diese Darstellung zeigt, welche Aufwandspositionen in welcher Höhe die Umsatzrendite beeinflussen bzw. welche Änderung einer Aufwandsposition in welcher Höhe die Umsatzrendite verändert.

Betrachten wir nun – ebenfalls im externen Rechnungswesen – eine Einzelapotheke, die von der Inhaberin geleitet wird. Auch hier sind die Räume angemietet. Alle anderen Größen sind so wie in der Filialapotheke.

Beispiel: Zahlen einer Einzelapotheke

in Euro

in Prozent vom Umsatz

  • Umsatz (netto)

2.800.000

100,0

  • – Aufwand für Ware und Material

2.170.000

77,5

  • = Warenrohertrag

630.000

22,5

  • – Aufwand für Löhne, Gehälter

200.000

7,1

  • – Miete, Zinsen, Abschreibungen etc.

180.000

6,4

  • = Gewinn (vor Steuern)

250.000

8,9

Die Umsatzrendite der Einzelapotheke liegt mit 8,9 Prozent um 2,8 Prozentpunkte bzw. rund 46 Prozent höher als die der Filialapotheke. Der einzige Grund für die höhere Umsatzrendite der Einzelapotheke liegt darin, dass für die Tätigkeit der Inhaberin kein Aufwand angesetzt werden darf. Unterstellt man, dass für eine angestellte Apothekerin 80.000 Euro an Personalaufwand anfallen und setzt diesen als kalkulatorische Kosten im internen Rechnungswesen an, sind die Ergebnisse gleich.

Merke | Der Vergleich von Umsatzrenditen im externen Rechnungswesen kann zu Verzerrungen führen. Im internen Rechnungswesen können kalkulatorische Kosten angesetzt werden, die Vergleichbarkeit ist dann gegeben.

Beachten Sie | Da Umsatzrenditen, die mit dem internen Rechnungswesen unter Berücksichtigung kalkulatorischer Kosten ermittelt werden, aussagekräftiger sind, sind auch die Angaben der ABDA mit Vorsicht zu genießen. Sie weist für die Jahre 2010 bis 2021 Umsatzrenditen zwischen 5,7 und 6,9 Prozent aus und für das Jahr 2022 5,1 Prozent. Berechnungsgrundlage ist das steuerliche Betriebsergebnis, also das externe Rechnungswesen (abgerufen unter www.handelsdaten.de am 12.02.2024).

Umsatzhöhe kann Vergleichbarkeit verzerren

Ein weiteres Problem der Vergleichbarkeit von Umsatzrenditen ergibt sich aus der Höhe des Umsatzes. Ist eine Apotheke mit einer Umsatzrendite von 3 Prozent weniger erfolgreich als eine Apotheke mit einer Umsatzrendite von 10 Prozent? Wenn die Umsätze beider Apotheken gleich hoch sind, mag das zutreffen. Aber wie sieht es aus, wenn die Umsätze unterschiedlich hoch sind?

Wir gehen im folgenden Beispiel davon aus, dass keine kalkulatorischen Kosten angesetzt werden müssen bzw. die Gewinne nach dem internen Rechnungswesen ermittelt werden, also keine Verzerrung durch das Rechnungswesen vorliegt.

Beispiel

Apotheke

A

B

C

Umsatz

2 Mio. Euro

5 Mio. Euro

10 Mio. Euro

Umsatzrendite

10 Prozent

5 Prozent

3 Prozent

Betriebsergebnis

200.000 Euro

250.000 Euro

300.000 Euro

Die umsatzstärkste Apotheke weist die niedrigste Umsatzrendite aus, die umsatzschwächste die höchste. Wird die Apotheke nun den Erfolg maßgeblich an der Umsatzrendite bemessen? Wohl kaum, denn sie lebt vom Gewinn und nicht von der Umsatzrendite. Die Umsatzrendite bleibt dennoch eine wichtige Kennzahl zur Leistungsbeurteilung, weil sie sich schnell und einfach berechnen lässt und so zumindest im Vergleich mehrerer Perioden zeigt, wie sich eine Apotheke entwickelt.

Auch im Rahmen eines Betriebsvergleichs kann die Umsatzrendite ein geeigneter Ansatzpunkt sein, um den Erfolg und die Erfolgsursachen von Apotheken zu analysieren. Ein guter Betriebsvergleich setzt neben einem einheitlichen Rechnungswesen die strukturelle Vergleichbarkeit der Apotheken u. a. hinsichtlich Betriebsgröße, Standortbedingungen und Sortimentsstruktur voraus. Wenn umsatzgleiche Apotheken unterschiedliche Umsatzrenditen aufweisen, ist eine gute Grundlage für die Analyse der jeweiligen Kostenstrukturen gegeben. Letztlich ist aber der Gewinn ausreichend, die Umsatzrendite ist eine verzichtbare Erfolgsgröße.

Weiterführender Hinweis
  • Die Reihe „Wichtige Kennzahlen für Apotheken“ wird mit der Betrachtung der Eigenkapital- und der Gesamtkapitalrentabilität fortgesetzt.

AUSGABE: AH 5/2024, S. 9 · ID: 49966434

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