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PersonalSo lässt sich die Position der Filialapothekenleitung erfolgreich gestalten

Abo-Inhalt17.04.2024384 Min. LesedauerVon Katja Löffler, M.Sc. Wirtschaftspsychologie, Dipl. Kffr. (FH), PTA, Grasbrunn

| Die Position der Filialapothekenleitung unterliegt besonderen apothekenrechtlichen Regelungen, bietet dafür aber auch vielfältige Möglichkeiten der praktischen Ausgestaltung. Um eine Filiale erfolgreich zu führen, bedarf es einer gut strukturierten Betriebsorganisation, klar definierter Verantwortungsbereiche, individueller Entscheidungsspielräume sowie der richtigen Personalauswahl, denn nicht jeder Approbierte ist automatisch eine gute Führungskraft. |

Position zwischen den Stühlen

Die allermeisten Führungskräfte in Deutschland befinden sich in einer Art Sandwich-Position. Einerseits werden sie von mindestens einer hierarchisch über ihnen stehenden Führungskraft geführt, andererseits müssen sie ihre direkten Mitarbeiter führen. Selbst der Vorstand eines Großkonzerns wird vom Aufsichtsrat kontrolliert. Somit unterscheidet sich die Position der Filialapothekenleitung – einmal abgesehen von den apothekenrechtlichen Besonderheiten (siehe dazu AH 01/2022, Seite 10) – nicht grundsätzlich von vielen anderen Führungspositionen. Die größte Herausforderung ist, mit den zahlreichen Erwartungen umzugehen, die von mehreren Seiten an die Filialleitung gestellt werden:

Mögliche Erwartungen, denen eine Filialleitung ausgesetzt ist

  • Inhaber erwarten, dass die Filialleitung ihre Vorgaben, Strategien und Ziele umsetzt.
  • Die Gesellschaft erwartet, dass eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung gewährleistet wird.
  • Die Politik erwartet, dass alle apothekenrelevanten Gesetze eingehalten werden.
  • Die Krankenkassen erwarten, dass die Apotheken die für die Kassen günstigsten Arzneimittel abgeben.
  • Die Kunden wollen ihre Medikamente zuverlässig erhalten, gut beraten werden und möglichst nicht zu lange warten.
  • Die Mitarbeiter erwarten, dass ihre Leistung wertgeschätzt wird und dass sie gefördert, weiterentwickelt sowie für ihre Arbeit angemessen entlohnt werden.
  • Die anderen Filialleitungen im Verbund erwarten einen gegenseitigen Austausch und gegenseitige Unterstützung.

Mehrere Führungsebenen

Mit zunehmender Unternehmensgröße steigt i. d. R. auch die Anzahl der Führungsebenen. Die meisten Apotheken-Filialverbünde kommen mit zwei Führungsebenen (Inhaber und Filialleitungen) aus. Aber auch hier ist ein Trend zu weiteren Führungsebenen erkennbar. Größere Filialverbünde mit mehreren Filialen und vielen Mitarbeitern gehen zunehmend dazu über, weitere Führungspositionen zu installieren, z. B. Bereichsleitungen oder Teamleitungen für Labor, Einkauf, Marketing, Personalentwicklung, pharmazeutische Dienstleistungen, E-Commerce etc. Dadurch können die Filialleitungen entlastet werden.

Klare Verantwortlichkeiten festlegen

Um die Position der Filialleitung im Apothekengefüge einordnen zu können, müssen zunächst einmal die unterschiedlichen Aufgaben von Inhabern und Filialleitungen abgegrenzt werden. Während Apothekeninhaber als Manager insbesondere strategische Entscheidungen über die Ausrichtung der Apotheke treffen, obliegt den Filialleitungen die operative Führung der Filiale. Sie haben im täglichen Betrieb die Anweisungen des Inhabers umzusetzen und koordinieren die betrieblichen Abläufe in der Apotheke.

Welche konkreten Verantwortungsbereiche übernommen und welche Vollmachten (z. B. Bankvollmacht) erteilt werden sollen, wird im Arbeitsvertrag individuell festgelegt. Dasselbe gilt für eine eventuelle Budgetverantwortung. Darüber hinaus sind Aufgabengebiete, in denen die Filialleitung selbstständig entscheiden darf, von denjenigen abzugrenzen, in denen Entscheidungen nur in Absprache mit dem Inhaber getroffen werden dürfen. Die Verantwortungsbereiche und deren Umfang werden im Arbeitsvertrag bzw. in der Stellenbeschreibung dokumentiert.

Beratung und Verkauf

Neben der reinen Arbeit im HV gehören die Kontaktpflege zu Ärzten und Pflegeeinrichtungen, die Verwaltung des Onlineshops, der Bestellapps und des Botendienstes sowie das Angebot von pharmazeutischen Dienstleistungen zu den Verantwortungsbereichen einer Filialleitung.

Personalverantwortung

Eine der wichtigsten Aufgaben von Führungskräften ist es, die Mitarbeiter zu begleiten, anzuleiten, zu inspirieren und dadurch zum Erfolg zu führen. Aus dieser Personalverantwortung ergeben sich zahlreiche Einzelaufgaben, z. B.:

  • Mitarbeiter führen und weiterentwickeln, Potenziale erkennen und entwickeln
  • Aufgaben an die am besten geeigneten Mitarbeiter delegieren
  • Ausreichend Personal vorhalten
  • Mitarbeiter entsprechend ihren Qualifikationen, Fähigkeiten und Stärken einsetzen
  • Fort- und Weiterbildungen sowie Pflichtschulungen organisieren
  • Mit dem Team gemeinsam neue Ideen entwickeln und umsetzen
  • Ausbildung von PKA, PTA-Praktikanten und Pharmazeuten im Praktikum
  • Personaleinsatz planen und Arbeitszeitkonten verwalten
  • Feedbackgespräche mit den Mitarbeitern führen
  • Anforderungsprofile erstellen und Stellenanzeigen schalten
  • Akquise neuer Mitarbeiter, Führen von Vorstellungsgesprächen
  • Beteiligung an Personalentscheidungen wie z. B. Einstellungen und Entlassungen
  • Zeugniserstellung

Einkauf und Beschaffung

In welchem Umfang eine Filialleitung für den Einkauf verantwortlich ist, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Damit es hier nicht zu einem Kompetenzgerangel kommt, sollten die einzelnen Zuständigkeitsbereiche genau geregelt sein. Möglicherweise wird der Einkauf bei den Industriepartnern über die Hauptapotheke zentral gesteuert, sodass die Filialleitungen hier nicht involviert sind. Allerdings sollten diese zumindest über aktuelle Bestellungen informiert werden. Die Verantwortung für fristgerechte Großhandelsbestellungen und Verfügbarkeitsabfragen liegt bei der Filialleitung. Die Großhandelskonditionen werden dagegen i. d. R. vom Inhaber selbst ausgehandelt.

Beachten Sie | Ebenso sollte geregelt sein, inwieweit die Filialleitung für Instandhaltungsreparaturen und die Beschaffung von Büromaterial, Fachliteratur, Laborausstattung etc. zuständig ist. Hierfür empfiehlt es sich, ein konkretes Budget festzulegen.

Warenwirtschaft und Lagerhaltung

Da im Warenlager ein großer Teil des Kapitals gebunden ist, trägt die Filialleitung auch weitreichende finanzielle Verantwortung. So sollte sie dafür sorgen, dass das Warenlager nicht übermäßig aufgebläht wird. Andererseits muss eine möglichst hohe Lieferfähigkeit gewährleistet sein, was angesichts der aktuellen Lieferengpässe eine besondere Herausforderung darstellt. Im Bereich der Warenwirtschaft ergeben sich für die Filialleitungen mehrere Verantwortungsbereiche:

  • Lagerverwaltung, systematische Pflege der Lagerorte, Inventur
  • Verwalten der Ladenhüter, Aufnahme neuer Lagerartikel
  • Verfalldaten- und Retourenverwaltung
  • Rechnungsverwaltung, Zahlungsverkehr überwachen
  • Preisänderungen

Marketing und Werbung

Ob im gesamten Filialverbund eine einheitliche Marketingstrategie umgesetzt wird oder ob jede Filiale ihre eigene Strategie verfolgt, liegt im Ermessen des Inhabers und ist zudem von der Ausrichtung, dem Standort und der Kaufkraft der Zielgruppe abhängig. Denkbar ist, die filialübergreifende Aktionsplanung sowie die Organisation des passenden Werbe- und Dekorationsmaterials in die Verantwortung einer Filialleitung zu legen. Die Entscheidung über eine Category-Management-Strategie für die Frei- und Sichtwahl wird i. d. R. zentral vom Inhaber gesteuert. Für die Umsetzung einer attraktiven Warenpräsentation vor Ort ist jedoch die Filialleitung verantwortlich.

Controlling

Mithilfe von Kennzahlen wie z. B. Wareneinsatz, Rohgewinn, Deckungsbeitrag, Lagerkosten, Lagerumschlagshäufigkeit, Lieferfähigkeit etc. können Führungskräfte die Abläufe der Filiale steuern.

Weitere Verantwortlichkeiten

Zu diesem vielfältigen Aufgabenspektrum treten diese weiteren Verantwortlichkeiten hinzu:

  • Optimierung der betrieblichen Abläufe zur Entlastung des Personals, zur Gewinnsteigerung und zur Kostenreduktion
  • Verantwortung für das QMS, den BtM-Verkehr etc.
  • Zeitnahe Umsetzung von Kammervorgaben und Rote-Hand-Briefen
  • Filialleitungen achten auch auf das optische Erscheinungsbild, z. B. Schaufenster, Eingangsbereich, Homepage, Sauberkeit, gute Beleuchtung, gefüllte Regale, ordentliche Beschilderung und korrekte Preisauszeichnung

Eigene Entscheidungsspielräume sind wichtig

Über die formalen Regelungen von Verantwortlichkeiten und klare Zielvorgaben hinaus benötigen Filialleitungen weitere Befugnisse, um als Führungskräfte erfolgreich zu sein. Insbesondere brauchen sie individuelle Freiräume, wie sie die Vorgaben des Inhabers umsetzen. Sie sollten außerdem die Möglichkeit haben, eigene kreative Ideen auszuprobieren und sich regelmäßig mit dem Inhaber über Fortschritte und Probleme auszutauschen.

Wünschenswerte Eigenschaften einer Führungskraft

Gute Führungskräfte werden nicht geboren, sondern im Laufe ihrer Karriere zu Führungspersönlichkeiten weiterentwickelt. Wichtige Eigenschaften sind Offenheit für Neues, Gestaltungswille, Entscheidungsfreude, Ehrlichkeit, Selbstreflexion, um eigene Fehler zu erkennen und zu korrigieren, ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, die Lust, Menschen zu führen und zu entwickeln, Einfühlungsvermögen und der Blick für das Wesentliche. So werden Führungskräfte zu Vorbildern und Vertrauenspersonen für ihre Mitarbeiter.

Merke | Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter stärken und deren Innovationskraft gewinnbringend nutzen wollen, sollten sich auf das sogenannte psychologische Empowerment konzentrieren. Das bedeutet: Menschen, die bei ihrer Tätigkeit Sinn, Kompetenz, Selbstbestimmung und Einfluss erleben, sind intrinsisch motiviert und trauen sich selbst mehr zu.

Voraussetzungen für die Stellenbesetzung

Mit der Approbation ist zwar die formale Voraussetzung für die Leitung einer Filiale gegeben, jedoch fehlen vielen Apothekern betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten, um ein Wirtschaftsunternehmen erfolgreich führen zu können. Daher können Zusatzqualifikationen wie Führungskräftetrainings, Managementkurse oder betriebswirtschaftliche Aufbaustudiengänge sinnvoll sein. Da Führungsqualitäten einen großen Einfluss auf das Team haben, ist bei der Neubesetzung einer Filialleiterstelle sehr genau darauf zu achten, dass Person und Stelle möglichst genau zusammenpassen.

Merke | Um die am besten geeignete Person zu rekrutieren, wird im Vorfeld einer Stellenausschreibung immer ein Anforderungsprofil erstellt. Dieses umfasst neben fachlichen Qualifikationen und Persönlichkeitseigenschaften auch bestimmte Sozialkompetenzen, z. B. Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, Einfühlungsvermögen etc.

AUSGABE: AH 5/2024, S. 5 · ID: 49897268

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