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EndodontieGroßer Forschungsbedarf zu Pulpitisdiagnostik

Abo-Inhalt06.11.20242880 Min. Lesedauer

| Die korrekte Beurteilung der entzündeten Pulpa ist für die klinische Diagnostik und Behandlung von hoher Bedeutung. Forschende der Universitäten Stettin und Münster bewerteten im Zuge einer systematischen Übersichtsarbeit klinische Tests zur Sensibilitätsprüfung, zur Bestimmung von Biomarkern und zur Pulpablutung hinsichtlich ihrer Eignung zur Feststellung des tatsächlichen Zustands des Pulpagewebes. |

Reversibel oder doch nicht?

Reversible oder irreversible Pulpitis? Eine entscheidende Frage, auf die entweder

  • erhaltende Maßnahmen (reversible Pulpitis) oder eine
  • Pulpektomie oder Wurzelkanalbehandlung (irreversible Pulpitis) folgen.

Aktuell gilt für die Diagnostik einer reversiblen Pulpitis: reizabhängiger Schmerz, positiver Sensibilitätstest und der Patient kann den betroffenen Zahn lokalisieren.

Auf eine irreversible Pulpitis deuten: reizabhängiger oder spontaner Schmerz, Schmerz bei Wärme, positiver Sensibilitätstest, der Patient kann den betroffenen Zahn nicht eindeutig zuordnen, starke oder anhaltende Blutungen der Pulpa bei Eröffnung. Histologisch können sich Entzündungszeichen, Mikroabszesse und partielle Nekrosen durch Bakterien in der Pulpahöhle zeigen.

Effektivität der Pulpitisdiagnose begrenzt bis unzureichend

Nach Einschätzungen der Forschenden in der vorliegenden Übersichtsarbeit ist aktuell die Effektivität der Pulpitis-Diagnose aufgrund begrenzter wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der verfügbaren Tests begrenzt bis unzureichend. Es mangelt an Nachweisen zur Bestimmung des tatsächlichen Zustands der Pulpa und an fundierten prognostischen Indikatoren, die eine zuverlässige präoperative Abschätzung des Ergebnisses der Behandlung der vitalen Pulpa ermöglichen. So scheint eine zuverlässige klinische Diagnose der Pulpitis bei einem Patienten ohne Schmerzen praktisch unmöglich. Darüber hinaus weicht der histologische Befund in der Praxis häufig vom klinischen ab, Schmerzen werden subjektiv wahrgenommen und korrelieren nicht mit dem Ausmaß der Entzündung. Und klinische Symptome lassen nicht auf die Regenerationsfähigkeit des Gewebes schließen. Ferner sind keine wissenschaftlichen Belege verfügbar, die einordnen, ab welcher Blutungsdauer die Pulpa als ungeeignet für eine Behandlung eingestuft werden sollte. Nach Ansicht der Wissenschaftler besteht deshalb großer Forschungsbedarf. Dabei scheinen vor allem molekularbasierte Untersuchungen Potenzial zu haben, die klinische Diagnose von Pulpaerkrankungen verbessern zu können.

Quelle
  • Donnermeyer D et al. Effectiveness of diagnosing pulpitis: A systematic review. Int Endod J 2023, 56 (Suppl 3):296-325, doi.org/10.1111/iej.13762 .

AUSGABE: ZR 11/2024, S. 20 · ID: 50193286

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