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Personal„Bei mir gibt es keinen Fachkräftemangel!“

Abo-Inhalt12.02.20254 Min. Lesedauer

| Physiotherapeutin Katrin Franke ist spezialisiert auf Beckenbodentherapie, myofasziale Schmerzsyndrome sowie die Behandlung Craniomandibulärer Dysfunktionen (CMD). Sie hat mehr als 25 Jahre Berufserfahrung als Physiotherapeutin. Seit 2009 ist sie in eigener Praxis niedergelassen und verlegte 2015 den Praxisstandort nach Köln-Junkersdorf. Dort beschäftigt sie sechs Angestellte, davon vier als Behandelnde und zwei an der Rezeption. PP-Redakteur Stefan Lemberg sprach mit ihr im Vorfeld eines gemeinsamen Projekts für einen Großkunden über ihre Arbeit und erhielt die bemerkenswerte Auskunft: „Bei mir gibt es keinen Fachkräftemangel!“ |

Frage: Frau Franke, wie würden Sie Ihre Praxisphilosophie beschreiben?

Antwort: Im Mittelpunkt steht die Zufriedenheit unserer Patienten. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche ich ein gutes Team aus motivierten Physiotherapeut:innen und Rezeptionskräften. Wir möchten unseren Patienten die bestmögliche Behandlung zuteilwerden lassen und ihnen mit unserer Fachkompetenz u. a. auch helfen, in die Selbstwirksamkeit zu kommen.

Frage: Welche Patientenklientel möchten Sie ansprechen?

Antwort: Wir sind im Schwerpunkt für Patienten mit Beschwerdebildern des Beckenbodens da – übrigens sowohl Frauen als auch Männer und Kinder. Außerdem sind wir Spezialisten für Patienten mit myofaszialen Schmerzsyndromen und CMD-Patienten. Mit diesen „Nischenbehandlungen“ sind wir zu 90–95 Prozent ausgelastet. Unsere Patienten finden zu uns über Empfehlungen der zuweisenden Fachärzte oder über Eigenrecherche, meist online.

Frage: Sie sagen, bei Ihnen gibt es keinen Fachkräftemangel. Warum?

Antwort: Ich habe mich ab einem bestimmten Zeitpunkt meiner Physiotherapeutentätigkeit auf bestimmte Fachbereiche spezialisiert. Entsprechend erwarte ich im Zuge der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden auch die dazu notwendigen Ausbildungen. Sind diese noch nicht vorhanden, erwarte ich in den ersten 1–2 Jahren, dass bei mir eingestellte Physiotherapeut:innen sich diese erwerben. Ich lege großen Wert auf eine gute fachliche Kompetenz meiner Angestellten. Bei meinen Mitarbeitenden deckt sich meine Erwartung andererseits bisher immer mit der Eigenmotivation für diese Weiterqualifizierungen, die ich dafür in der Regel auch immer voll finanziere.

Frage: Was tun Sie über die Finanzierung von Fortbildungen hinaus?

Antwort: Wir machen wöchentliche Teambesprechungen, wöchentliche Fallbesprechungen, um unser Wissen zu teilen. Darüber hinaus nutze ich diese auch oft zur internen Fortbildung. Das fördert eine gute, engagierte und zufriedenstellende Zusammenarbeit im Team. Ich habe zudem eine Kooperation mit einer Kölner Physiotherapeutenschule und biete Schülerpraktika für das Fach Gynäkologie in unserer Praxis an. Auf bereits zwei vakante Stellen in meiner Praxis konnte ich aus diesem Umfeld junge Kolleginnen gewinnen und ihnen einen sehr attraktiven ersten Arbeitsplatz anbieten. Ich pflege flache Hierarchien, eine Kommunikation auf Augenhöhe und eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre. In puncto Weiterbildung versuche ich, mit gutem Beispiel voranzugehen, halte selbst Fachvorträge auf Kongressen und gebe Fortbildungen.

Frage: Worauf legen Sie bei Ihren Neueinstellungen Wert?

Antwort: Das ganze Team hat ein Mitspracherecht. Erst wenn das potenziell neue Teammitglied sich im Team vorgestellt hat und die „Chemie“ stimmt, steht einer Einstellung nichts entgegen. Mitarbeitende sollten aufgeschlossen, offen und teamfähig sein. Sie sollten Begeisterung für unseren Beruf und Bereitschaft zur fachlichen Weiterbildung mitbringen.

Frage: Und holen Sie Ihr Team ins Boot, um Ihre Praxisziele zu erreichen?

Antwort: Auch ich lerne immer weiter z. B. in der Mitarbeiterführung Jahresgespräche zu führen und Ziele zu vereinbaren. Dies verfeinere ich dauernd und gehe damit möglichst offen meinen Mitarbeitenden gegenüber um. Wissen über Berufspolitik halte ich auch für sehr wichtig. Daher bezahle ich allen angestellten Physiotherapeut:innen die Mitgliedschaft bei PHYSIO-DEUTSCHLAND, wo ich im NRW-Regionalverbandsbeirat sitze. So werden sie regelmäßig über berufspolitische Themen informiert und können viele Vorteile der Mitgliedschaft nutzen (z. B. Corporate Benefits, vergünstigte Fortbildungen).

Frage: Wie gehen Sie mit Problemen im Team oder mit Fehlern um?

Antwort: Ich suche schnell das Gespräch, auf keinen Fall sitze ich Probleme länger aus. In einem Mitarbeitergespräch spreche ich schnellstens das Kernproblem an und übe konstruktive Kritik. Ich gebe dem oder der Angestellten aber Gelegenheit, sich zu erklären.

Frage: Wie stellen Sie eine attraktive Bezahlung für Ihr Team sicher?

Antwort: Gehaltsanpassungen kopple ich immer zeitnah an die Leistungserhöhung der Krankenkassen. Außerdem belohne ich meine Mitarbeitenden mit Jahresboni für überdurchschnittliche Leistungen. Mitarbeitende erhalten eine betriebliche Altersvorsorge mit steigendem prozentualem Arbeitgeberanteil je nach Dauer der Betriebsangehörigkeit.

Frage: Wie motivieren Sie Ihre Angestellten?

Antwort: Wir besuchen gemeinsam Kongresse oder Messen. Das steigert die Begeisterung für unseren Beruf. Zudem veranstalten wir mehrere Teamevents pro Jahr. Hieran beteilige ich z. B. auch immer meine Rezeptionisten. Mittlerweile kommen tolle Vorschläge aus dem Team, wie gemeinsame Yoga-Events.

Frau Franke, vielen Dank für das Gespräch!

AUSGABE: PP 3/2025, S. 4 · ID: 50306192

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