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KommunikationSchaffen Sie mehr Compliance durch die richtige Gesprächsführung!

Abo-Inhalt16.05.2024451 Min. LesedauerVon Dr. Doortje Cramer-Scharnagl, Edewecht

| Die gute Kommunikation mit den Patienten erfüllt vielfältige Aufgaben: Sie hilft Ihnen als Physiotherapeut auch beim Terminmanagement, der Patientenaufnahme und -begleitung, bei der Vor- und Nachbereitung der Behandlung sowie bei der Beratung. Vor allem aber dient sie der Patientenzufriedenheit und damit der Therapietreue (Compliance). |

Schaffen Sie eine Grundlage für eine positive Beziehung

Schon mit Ihren ersten Worten und Gesten legen Sie die Grundlage für eine positive Beziehung zu Ihren Patienten. Darüber hinaus dient die Begrüßung vor allem der Orientierung: Stellen Sie sich neuen Patienten mit Ihrem Namen vor. Benennen Sie zu Beginn eines Termins dessen Zweck, beispielsweise eine manuelle Lymphdrainage, die Erläuterung ärztlicher Anordnungen oder die Anleitung neuer Übungen. Informieren Sie den Patienten auch über den Ablauf des Termins bzw. über das geplante Vorgehen.

Leiten Sie Gespräche optimal ein

Mit offenen Eingangsfragen („Was führt Sie zu uns?“, „Wie sind Sie mit den Übungen zurechtgekommen?“) können Sie Ihren Gesprächspartner dazu anregen, sein Anliegen oder seine Situation in eigenen Worten darzulegen. Geschlossene Fragen, also solche, die man kurz mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann, sind zu diesem Zweck wenig geeignet. Die Schilderung des Patienten in seinen eigenen Worten kann zum Beispiel richtungsweisend für Ihre Entscheidung sein, ob Sie einen Dringlichkeitstermin vergeben oder mit dem Arzt Rücksprache wegen einer Anpassung der Versorgung halten. Benötigen Sie weitere Informationen, ist die WWSZ-Methode ein geeignetes Mittel.

Die WWSZ-Methode

  • W: Warten Sie nach Ihrer offenen Eingangsfrage einige Sekunden, während Sie signalisieren, dass Sie „ganz Ohr“ sind. Ihr Gegenüber soll Zeit haben, sich selbst auszudrücken.
  • W: Wiederholen Sie zwischendurch in eigenen Worten kurz die wichtigsten Punkte dessen, was Ihnen mitgeteilt wird. So können Sie den Patienten zum Weitersprechen anregen.
  • S: Spiegeln Sie, welchen Eindruck Sie dabei vom Patienten und seinem Problem erhalten.
  • Z: Zusammenfassend geben Sie am Ende wieder, was Sie verstanden haben. Stellen Sie direkt im Anschluss keine Frage – der Patient soll Gelegenheit haben, Sie zu korrigieren oder weitere Dinge anzusprechen, die ihm wichtig sind.

Wichtig | Unterbrechen Sie den Patienten möglichst nicht. Das kann mangelnde Wertschätzung bedeuten und Informationen verfälschen. Zeigen Sie Verständnis mit sogenanntem „sozialen Grunzen“ („aha“, „mhm“): Patienten fassen sich oft kürzer als erwartet.

Hören Sie zu und fragen Sie nach

Erst im Anschluss sollten Sie – falls nötig – mit detaillierteren, nun auch geschlossenen Fragen die Dinge abklären, die darüber hinaus für Sie wichtig sind. Diese neue Phase des Gesprächs kündigen Sie am besten an und warten das Einverständnis des Patienten ab, zum Beispiel so: „Ich denke, ich habe verstanden, was Ihnen bei den Übungen Probleme bereitet. Ich würde jetzt gern noch einige Details dazu mit Ihnen klären und Ihnen dazu einige konkrete Fragen stellen.“

Praxistipp | Richtig Zuhören ist oft schwer, gerade im Praxisalltag. Wenn man es aber beherrscht, spart man viel Zeit und kann effektiver handeln und gezielter beraten. Sechs Tipps zum aktiven Zuhören finden Sie als Video (03:27 min) online unter iww.de/s10901.

Schaffen Sie Compliance

Compliance bezeichnet die Bereitschaft des Patienten, sich an die verordnete Therapie zu halten und „mitzuhelfen“, indem er Ihre physiotherapeutischen Ratschläge befolgt. Oft ist dafür eine Verhaltensänderung des Patienten und – gerade in der Physiotherapie – das Üben zu Hause notwendig. Ihm dies zu vermitteln, ist auch Ihre Aufgabe als Therapeut. Ist ein Patient wenig einsichtig oder scheitert, obwohl er im Grunde mitarbeiten möchte, dann sind Diskussionen meist nicht sinnvoll. Hilfreich kann stattdessen die NURSE-Technik sein:

Die NURSE-Technik

Gesprächselement

Was sollen Sie tun?

Beispiel

N: Naming Emotion

  • Sprechen Sie den Patienten offen auf seine Gefühle an.
  • „Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen schwerfällt, …“

U: Understanding

  • Vermitteln Sie, dass Sie den Patienten verstehen, oder verwenden Sie empathische Formulierungen (siehe Abruf-Nr. 35030410).
  • „Ich verstehe sehr gut, dass es Sie momentan Überwindung kostet, …“
  • „Ich sehe, dass es Ihnen damit nicht gut geht.“

R: Respecting

  • Äußern Sie Respekt für die Entscheidungen Ihres Patienten.
  • „Natürlich bleibt dies immer Ihre Entscheidung“.

S: Supporting

  • Bieten Sie konkrete Hilfestellung an (zum Beispiel Vorgehen in kleinen Schritten, Visualisierungshilfen etc.).
  • „Machen Sie in der nächsten Woche erst mal nur 10 Wiederholungen pro Übung, dann sehen wir weiter!“
  • „Ich gebe Ihnen den Übungsplan als Ausdruck mit.“

E: Exploring

  • Wenn Sie das Gefühl haben, der Patient habe noch nicht alles gesagt, fragen Sie nach.
  • „Ich bin mir nicht sicher, ob dies das einzige ist, was Sie zurzeit belastet. Gibt es sonst noch etwas, worüber Sie reden möchten?“

Wichtig | Diese Grundelemente können Sie auch einzeln einsetzen. Doch verwenden Sie sie nur, wenn Sie auch wirklich dazu stehen. Weder vorgespiegeltes Verständnis noch Hilfsangebote, die nicht eingehalten werden können, wären produktiv!

Auch ein ehrliches, freundliches Lob kann positives Verhalten unterstützen. Sagen Sie Ihren Patienten, wenn sie etwas gut gemacht haben, zum Beispiel „Man merkt Ihnen wirklich an, dass Sie zu Hause üben. Das Knie ist schon viel beweglicher. Machen Sie weiter so!“ Loben Sie aber nie „von oben herab“, das kann den genau gegenteiligen Effekt haben.

Vermeiden sie Bloßstellungen und Suggestivfragen

Mit Fragen können Sie Gespräche leiten, Informationen sammeln und Ihre Patienten unterstützen. Es gibt jedoch auch Fragen, die Sie besser unterlassen sollten. Dazu gehören Fragen, mit denen Sie den Patienten in die Enge treiben oder ihn bloßstellen.

Beispiel für eine Bloßstellung

Wenn Sie einen COPD-Patienten physiotherapeutisch mit Atemtherapie unterstützen, ist es wenig zielführend, ihn zu fragen: „Sie hatten doch verstanden, wie wichtig es für Sie ist, dass Sie mit dem Rauchen aufhören?“ – „Ja.“ „Und wieso riechen Sie dann nach Zigaretten?“

Eine weitere Art von Fragen, die Sie unbedingt vermeiden sollten, sind Suggestivfragen. Dabei stellen Sie Ihre Frage in einer Form, die dem Patienten die Antwort indirekt schon vorgibt – das lateinische Wort „suggestio“ heißt so viel wie „Einflüsterung“. Wollen Sie realistische Informationen von Ihren Patienten erhalten, führen solche Fragen in die Irre.

Beispiel für eine Suggestivfrage

Nur wenige Patienten werden auf die Frage: „Sie kommen mit den Übungen doch gut zurecht?“ wahrheitsgemäß antworten, dass sie sie gar nicht regelmäßig geübt haben, weil ihnen das zu anstrengend war. Hilfreicher sind auch hier offene Fragen wie: „Wie sind Sie mit den Übungen zurechtgekommen?“

So schließen sie das Gespräch ab

Am Ende des Gesprächs versichern Sie sich, dass Ihr Patient das verstanden hat und mitnimmt, was wichtig ist. Unterteilen Sie Ihre Informationen nochmals in gut aufzunehmende Portionen. Fragen Sie ruhig am Ende nach: „Ich weiß, das klingt kompliziert, und ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verständlich erklärt habe. Möchten Sie die drei Hauptpunkte noch einmal kurz zusammenfassen?“

Praxistipp | Seminare zu Gesprächstechniken finden Sie zum Beispiel über die Suchmaschine des Deutschen Bildungsservers (online unter iww.de/s10906).

Weiterführende Hinweise
  • Karweina D: Das Stufenschema für effektive Kommunikation in der Arztpraxis: Den Praxisalltag leichter meistern, 40 Seiten, Books on Demand 2014
  • von Kanitz A, Menzel W: Gesprächsführung, 256 Seiten, Haufe 2012

AUSGABE: PP 6/2024, S. 5 · ID: 50033981

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