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MnemotechnikenVisualisieren, Verknüpfen, Erinnern – Drei Schritte, um Wissen mühelos abzurufen

Abo-Inhalt16.06.20258 Min. LesedauerVon Zach Davis, Buchholz

| Im hektischen Kanzleialltag, in dem täglich zahlreiche E-Mails, Telefonate und Meetings anstehen, ist ein scharfes Gedächtnis von unschätzbarem Wert. Wer sich den Namen eines Mandanten oder die relevanten Details eines Falls nicht mehr ins Gedächtnis rufen kann, läuft Gefahr, in Gesprächen gedankenlos zu wirken – und das kann insbesondere in der Steuerberatung, wo Vertrauenswürdigkeit und persönlicher Kontakt zentrale Erfolgsfaktoren sind, besonders unangenehm werden. |

Vorbemerkung

Doch nicht nur Namen spielen eine Rolle: Auch das zugehörige Mandantenwissen sowie das umfangreiche Fachwissen im Steuerrecht müssen schnell und zuverlässig abrufbar sein. Was bringt es, wenn Sie sich an einen Namen erinnern, aber dann nicht mehr wissen, welche Besonderheiten, Geschäftsmodelle oder individuellen Wünsche dahinterstehen? Oder wenn Sie kürzlich wichtige Gesetzesänderungen studiert haben, aber im entscheidenden Beratungsgespräch den konkreten Paragrafen nicht parat haben? Die gute Nachricht: Es gibt bewährte Mnemotechniken, die Ihnen helfen, all diese Informationen – Namen, Mandantenwissen und Steuerfachwissen – dauerhaft im Gedächtnis zu verankern. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie mit einfachen, aber wirkungsvollen Methoden nicht nur peinliche Vergesslichkeiten vermeiden, sondern auch in stressigen Momenten stets den Überblick behalten.

Schritt 1: Namen sicher abspeichern

Es passiert jedem: Man stellt sich jemandem vor, hört den Namen – und vergisst ihn Sekunden später. „Wie war der Name noch mal?“, hallt es in Gedanken wider, wenn Sie den Blickkontakt verlieren. In der Steuerberatung kann das besonders unangenehm sein, denn der persönliche Kontakt zu Mandanten basiert maßgeblich auf einem guten ersten Eindruck und der Fähigkeit, sich an Details zu erinnern.

Doch warum merken wir uns manche Namen sofort und andere nicht? Ganz einfach: Unser Gehirn liebt Bilder und Geschichten – doch abstrakte Namen ohne visuelle Verknüpfung bleiben oft unauffällig. Anstatt sich einen Namen nur als Buchstabenfolge einzuprägen, sollten Sie versuchen, ihn in ein markantes Bild zu übersetzen. Die folgenden Methoden helfen Ihnen genau dabei.

Die Ankertechnik: Jeder Name braucht ein Bild

Das Grundprinzip ist simpel: Verwandeln Sie jeden Namen in ein lebendiges Bild.

  • Ein Herr Müller kann durch das Bild einer großen, sich drehenden Windmühle repräsentiert werden.
  • Eine Frau Fischer stellen Sie sich vor, wie sie mit einer Angel in der Hand an einem See steht.
  • Einen Herrn König visualisieren Sie mit einer funkelnden, goldenen Krone auf dem Kopf.

Wichtig ist, dass das Bild möglichst ungewöhnlich und einprägsam ist. Ein verrücktes, humorvolles Bild bleibt im Gedächtnis haften und erleichtert den Abruf, wenn Sie den Namen wieder benötigen.

Die Storytelling-Methode: Namen in eine kurze Szene einbetten

Unser Gedächtnis speichert Geschichten besser als isolierte Informationen. Verbinden Sie daher den Namen direkt mit einer kleinen, einprägsamen Szene:

  • Stellen Sie sich vor, Ihr neuer Mandant heißt Herr Schneider. Statt sich nur den Namen zu merken, visualisieren Sie ihn, wie er mit einer riesigen Schere Papiere zurechtschneidet – ein Bild, das Sie sofort an den Namen erinnert.
  • Bei einer Mandantin namens Frau Sommer können Sie sich vorstellen, wie sie an einem sonnigen Tag mit Strohhut und eiskalter Limonade an einem Café-Tisch sitzt.

Diese Methode erfordert nur ein wenig Vorstellungsvermögen – und schon wird der Name in Form einer kleinen Geschichte in Ihrem Gedächtnis verankert.

Der Promi-Trick: Bekannte Vornamen als Gedächtnisanker nutzen

Besonders bei Vornamen können Sie auf die Kraft bekannter Persönlichkeiten zurückgreifen.

  • Ein Mandant mit dem Vornamen Thomas lässt sich hervorragend mit dem bekannten Entertainer Thomas Gottschalk verbinden – stellen Sie sich vor, wie er auf einer Bühne steht und charmant die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
  • Eine Mandantin namens Angelina wird unweigerlich an Angelina Jolie denken – ein prominenter Anker, der sofort ins Gedächtnis geht.
  • Auch bei anderen Vornamen, wie Boris, können Sie den berühmten Tennisspieler Boris Becker heranziehen.

Diese Technik funktioniert besonders gut, da bekannte Namen in unserem Gedächtnis bereits verankert sind. Durch die Verknüpfung mit dem Mandantenvornamen wird die Erinnerung quasi „aufgepeppt“ und bleibt länger erhalten.

Die Doppel-Verknüpfung: Name und Merkmal kombinieren

Noch wirksamer ist es, den Namen mit einem besonderen Merkmal der Person zu verbinden.

  • Ein Herr Klein, der auffallend groß ist, bleibt dank der auffälligen Diskrepanz unvergesslich.
  • Eine Frau Schwarz, die stets knallbunte Kleidung trägt, wird sofort mit diesem auffälligen visuellen Kontrast assoziiert.

Diese Methode sorgt dafür, dass sich nicht nur der Name, sondern auch ein prägnantes Charakteristikum im Gedächtnis festsetzt – ideal, um sich in stressigen Situationen an die Person zu erinnern.

Schritt 2: Mandantenwissen mit dem Namen verknüpfen

Sich einen Namen zu merken, ist eine Sache – sich jedoch auch an alle wichtigen Mandanteninformationen zu erinnern, ist noch mal eine andere. Die wahre Stärke liegt darin, beides zu verknüpfen. Wer nicht nur den Namen beherrscht, sondern auch die zugehörigen Details, hinterlässt einen bleibenden und professionellen Eindruck. Diese drei Techniken helfen Ihnen dabei.

Die erweiterte Ankertechnik

Erinnern Sie sich an das Bild, das Sie bereits für den Namen gespeichert haben – beispielsweise eine Windmühle für Herrn Müller. Erweitern Sie dieses Bild, indem Sie relevante Mandanteninformationen hinzufügen.

  • Ist Herr Müller Immobilienbesitzer, stellen Sie sich vor, wie die Windmühle inmitten einer Reihe von schicken, modernen Gebäuden steht.
  • Oder, wenn Herr Müller ein junges, dynamisches Unternehmen führt, könnten Sie sich vorstellen, wie die Mühle von futuristischen Elementen umgeben ist.

Durch diese erweiterte Verknüpfung speichern Sie nicht nur den Namen, sondern auch wichtige Details zum Mandanten ab.

Die Gesprächsverknüpfung

Verbinden Sie den Namen mit dem ersten bedeutsamen Gespräch, das Sie geführt haben.

  • Erinnern Sie sich an einen Mandanten namens Herr König, der in einem intensiven Erstgespräch von seiner geplanten Unternehmensnachfolge erzählte. Stellen Sie sich vor, wie er mit einer goldenen Krone und einem Zepter in der Hand auftritt – ein Bild, das sowohl seinen Namen als auch seine Botschaft symbolisiert.
  • Solche Verknüpfungen helfen Ihnen, das Gespräch und damit die wichtigen Informationen automatisch mit dem Namen zu assoziieren.

Der Visitenkarten-Trick

Stellen Sie sich vor, die Visitenkarte eines Mandanten enthält neben dem Namen ein prägnantes Bild, das eine wichtige Information transportiert. Ein Herr Fischer, der im E-Commerce tätig ist, könnte sich so darstellen, dass an seiner Visitenkarte eine Angel abgebildet ist – und an der Angel hängt ein symbolisch überdimensionales Warenpaket. Diese bildliche Darstellung verknüpft den Namen unmittelbar mit der Geschäftstätigkeit und erleichtert den Abruf bei zukünftigen Gesprächen.

Schritt 3: Steuerfachwissen auf Abruf parat haben

Steuerrechtliche Regelungen, Paragrafen und Fachwissen sind essenziell für den Arbeitsalltag – doch allzu oft verblassen diese Informationen schnell aus dem Bewusstsein. Wer kennt es nicht? Man hat ein Gesetz kürzlich studiert, aber im entscheidenden Moment fällt der genaue Wortlaut oder die zugrunde liegende Logik nicht mehr ein.

Beispiel

Das Problem: Fachwissen wird häufig nur oberflächlich aufgenommen und dann nicht systematisch im Gedächtnis verankert.
Die Lösung: Drei bewährte Techniken, um steuerliches Wissen langfristig abrufbar zu machen.

Die Merkliste-Technik: Fachwissen mit einem Gebäude verknüpfen

Unser Gehirn liebt klare, räumliche Strukturen. Stellen Sie sich ein Gebäude vor, das Sie gut kennen – sei es Ihre Kanzlei, Ihr Zuhause oder ein bekanntes Geschäftsgebäude. Ordnen Sie die Informationen auf maximal drei Ebenen, die jeweils unterschiedliche Kategorien repräsentieren:

Erdgeschoss – Räume für laufende Tätigkeiten:

  • Im Sekretariat bearbeiten Mitarbeiter Lohnabrechnungen, was symbolisch für Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit steht.
  • Im Besprechungsraum telefoniert ein Unternehmer über betriebliche Investitionen, was für Einkünfte aus Gewerbebetrieb steht.
  • Im Freiberufler-Büro arbeitet ein selbstständiger Steuerberater an Gutachten, was die Einkünfte aus selbstständiger Arbeit symbolisiert.

Dachgeschoss – Räume für Kapital und Investitionen:

  • Im Vermietungsbüro wird ein Mietvertrag unterzeichnet, es repräsentiert Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung.
  • In der Investoren-Lounge prüft ein Anleger Dividendenabrechnungen und somit Einkünfte aus Kapitalvermögen.

Keller – Räume für Sonderfälle und einmalige Vorgänge:

  • Im Archivraum arbeitet ein Steuerberater an Abfindungsregelungen, was für sonstige Einkünfte steht.
  • Im Tresorraum wird eine geerbte Immobilie verkauft, symbolisch für Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften.

Wenn Sie sich diese Räume bildlich vorstellen, können Sie den entsprechenden Paragrafen oder die Fachinhalte schnell abrufen – als würden Sie mental durch das bekannte Gebäude gehen.

Die Loci-Methode: Fachwissen mit vertrauten Orten verknüpfen

Die Loci-Methode ist eine der ältesten und effektivsten Gedächtnistechniken. Verbinden Sie steuerliche Inhalte mit einem Ort, den Sie täglich kennen – etwa Ihrem Büro.

  • Ihr Schreibtisch steht für Betriebsausgaben: Visualisieren Sie sich, wie sich dort Rechnungen und Quittungen stapeln.
  • Das Bücherregal repräsentiert die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, in dem dicke Mietverträge liegen.
  • Die Bürotür symbolisiert die selbstständigen Einkünfte, denn jeder, der durch diese Tür tritt, bringt unternehmerischen Geist mit.

Diese Verknüpfung hilft, steuerliche Inhalte nicht nur zu lesen, sondern dauerhaft abzurufen, wann immer Sie sie benötigen.

Das Verknüpfungsprinzip: Fachwissen sinnvoll verankern

Neue Informationen lassen sich besser speichern, wenn sie mit bereits bekanntem Wissen verknüpft werden.

  • Denken Sie an die Gewerbesteueranrechnung nach § 35 EStG: Stellen Sie sich einen Gewerbetreibenden vor, der eine große „35“ auf seine Steuererklärung stempelt, weil er einen Teil der Gewerbesteuer anrechnen darf.
  • Oder visualisieren Sie die steuerliche AfA nach § 7 EStG: Ein alter Schreibtisch fällt Stück für Stück auseinander – auf jedem herunterfallenden Teil steht eine Zahl, die die jährliche Abschreibung symbolisiert.

Diese bildhaften Verknüpfungen machen es möglich, komplexe steuerliche Inhalte abrufbar zu halten, sodass Sie in Beratungsgesprächen stets den richtigen Bezug finden.

Fazit | Ein starkes Gedächtnis ist keine Magie – sondern ein bisschen Tricksen mit System. Wer sich Namen, Mandanteninformationen und Fachwissen gezielt einprägt, wirkt nicht nur souveräner, sondern spart sich auch jede Menge Sucherei und Frust.
Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie sich schon gefragt, „Wie hieß der noch mal?“, „Was war sein Spezialgebiet?“ oder „Wo stand das noch mal?“ Mit den richtigen Techniken gehören diese Fragen der Vergangenheit an.
Je öfter Sie die Methoden nutzen, desto leichter fällt Ihnen der Abruf – und schon bald werden Sie feststellen, dass Sie in jeder Beratungssituation einen kühlen Kopf bewahren können. Mit jedem Gespräch, in dem Sie mühelos Namen, Mandantenwissen und Fachinhalte parat haben, stärken Sie nicht nur Ihr eigenes Selbstvertrauen, sondern hinterlassen auch einen nachhaltigen, professionellen Eindruck. Vielleicht wird man Sie sogar bald um Ihr phänomenales Gedächtnis beneiden – und das ganz ohne Zaubertricks.

AUSGABE: KP 7/2025, S. 121 · ID: 50331425

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