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KonzentrationsfähigkeitDie Konzentrationsfähigkeit auch in schwierigen Situationen aufrechterhalten

Abo-Inhalt16.05.20255 Min. LesedauerVon Dipl.-Volksw. Stephanie Kiel, Kaarst, und Philipp Kemper, Personal-Fitnesstrainer B. A., Düsseldorf

| Das Gehirn ist doch auch nur ein Muskel! Man muss nur wollen, dann kann man sich auch konzentrieren! Strengen Sie sich mehr an. Stimmt oder stimmt nicht? Leider nicht. Die Biologie unserer Konzentrationsfähigkeit ist völlig anders als die Biologie unserer Muskeltätigkeit. Stress und Druck erhöhen die Fähigkeit unserer Muskeln, Leistung zu bringen und verringern im selben Maße unsere geistige Leistungsfähigkeit. |

Was ist Konzentration?

Die Verarbeitung unserer Sinneswahrnehmungen ist darauf ausgelegt, unser Überleben zu sichern. Dazu springt unsere Aufmerksamkeit von Reiz zu Reiz und ordnet nach gefährlich und ungefährlich ein. Diese Nutzung unseres Biocomputers ist automatisiert. Wir bekommen nur mit, wenn ein Reiz als so bedrohlich eingestuft wird, dass unsere Reaktion erforderlich ist (Lkw kommt zu schnell). Je höher die gefühlte Gefährdungslage ist, desto mehr Kapazität steckt unser Gehirn in den Umgebungscheck – und desto schlechter können wir uns auf etwas anderes konzentrieren. Wollen Sie sich und Ihren Mitarbeitenden die Konzentration erleichtern, sorgen Sie für Sicherheit:

  • Welche Aufgaben haben Priorität?
  • Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitenden?
  • Zeigen Sie Ihr Wohlwollen gegenüber der Person.

Die ausschließliche Konzentration auf eine bestimmte Arbeitsaufgabe (und damit das Aussetzen des automatisierten Umgebungschecks) braucht eine bewusste Entscheidung. Diesen Fokus zu halten, gelingt umso besser, je häufiger das geübt wird. Es ist wie eine Sportart. Alle Traditionen, die sich mit Achtsamkeit beschäftigen, tun genau das – Gedankenkontrolle.

Praxistipp | Wollen Sie Ihre Konzentrationsfähigkeit steigern, lernen Sie Ihr Gehirn an. Erst mit kürzeren Sequenzen, die Sie dann verlängern. Bauen Sie deutliche Pausen zwischen den einzelnen Aufgaben ein, in denen die Gedanken umherschweifen können – das ist Ihre Natur. So nutzen Sie Ihren Biocomputer energiesparend.

Was beeinflusst die Konzentrationsfähigkeit?

Es gab eine Werbung, in der ein erschöpfter Mensch ein süßes Getränk zu sich nahm und sich danach wieder konzentrieren konnte. Wissenschaftlich konnte das nicht bewiesen werden. Obwohl das Gehirn ungefähr 100 Gramm Zucker pro Tag verbraucht, ist Zucker bei gesunden Menschen nicht der Engpass. Der Körper baut sich den Zucker für das Gehirn aus verschiedenen Bestandteilen unserer Nahrung selbst zusammen – Kohlenhydrate, Fette, Proteine. Neuere Ansätze gehen davon aus, dass die Fähigkeit zur Konzentration von Gefühlen unterstützt wird. Fühlen wir uns zuversichtlich, können wir uns gut konzentrieren. Sind wir neugierig, wissbegierig, können wir uns gut konzentrieren. Das bedeutet, Sie können sich so lange gut konzentrieren, wie Sie Ihre Gefühle managen können.

Gefühle kann man durch die Visualisierung innerer Bilder erzeugen: „Wie wird es sich anfühlen, wenn der Vorgang erfolgreich abgeschlossen ist? Alle werden mich beglückwünschen.“ Eine andere Methode ist die Erinnerung an Situationen, in denen das gewünschte Gefühl da war. Auch Emotionen zu managen ist wie eine Sportart – es funktioniert umso besser, je häufiger Sie sich damit beschäftigen. Ein Versuch ist es wert. Ihre Mitarbeitenden werden sich über einen angemessen gut gelaunten Chef freuen. So verbessern Sie die Stimmung im Team und damit deren Fähigkeit zur Konzentration.

Nicht nur mental, auch durch Bewegung und durch gesunde Ernährung lässt sich die Konzentrationsfähigkeit verbessern. Dabei muss es kein intensives Sportprogramm sein – schon wenige Minuten Bewegung reichen aus, um die Sauerstoffversorgung im Gehirn zu steigern und damit die Konzentration zu fördern. Doch wie lässt sich das konkret umsetzen?

Wie lässt sich Konzentration langfristig steigern?

Es gibt zwei effektive Ansätze:

  • Langfristige Strategien für anhaltende Konzentrationssteigerung
  • Soforthilfen für akute Situationen

Langfristig konzentriert bleiben

Um auch unter Druck fokussiert zu bleiben, hilft gezieltes Training – sogenanntes Gehirnjogging. Der Schlüssel liegt in Übungen, die das Lösen komplexer Aufgaben unter Zeitdruck erfordern. Je häufiger diese trainiert werden, desto besser wird die geistige Leistungsfähigkeit. Moderne Apps wie NeuroNation (www.neuronation.com) bieten eine einfache Möglichkeit, solche Übungen regelmäßig in den Alltag zu integrieren. Damit sich spürbare Effekte einstellen, empfiehlt es sich, entweder täglich fünf Minuten oder zweimal pro Woche 15 Minuten zu trainieren.

NeuroNation

Hinter NeuroNation steht eine Gruppe aus Wissenschaftlern, Informatikern und Designern. Die Online-Plattform gibt es seit 2011, 2014 folgten Apps für Android und Apple. Heute ist NeuroNation mit 17 Mio. Nutzern die größte deutsche Plattform für wissenschaftlich fundiertes Gehirntraining. Das Training wird auf den individuellen Bedarf ausgerichtet. Alle persönlichen Daten sind jederzeit über Ihre Profileinstellungen einsehbar bzw. dauerhaft löschbar (DSGVO-konform). Mit der Registrierung erhalten die Nutzenden einen kostenlosen Zugang, über den sie dauerhaft und kostenlos einen Teil der Übungen absolvieren können. Die Erweiterung auf einen Premium-Zugang ist möglich.

Soforthilfe für mehr Sauerstoff im Gehirn

Für eine schnelle Verbesserung der Konzentration hilft vor allem Bewegung, die die Herzfrequenz erhöht und die Durchblutung des Gehirns anregt. Ideal ist es, alle 60 Minuten eine kurze, intensive Aktivität einzuplanen – beispielsweise einmal das Treppenhaus hinauf- und hinunterzugehen. Ein kurzer Gang zur Kaffeemaschine reicht hingegen nicht aus. Wer die Möglichkeit hat, kann auch das Fahrrad für den Arbeitsweg nutzen und so langfristig seine geistige Leistungsfähigkeit fördern.

Die richtige Ernährung für geistige Höchstleistung

Eine ausgewogene Ernährung trägt ganz entscheidend zur Konzentrationsfähigkeit bei. Bestimmte Lebensmittel – Brainfood – liefern dem Gehirn die nötige Energie und fördern die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Dazu zählen Lebensmittel wie

Praxistipp | Übernehmen Sie Verantwortung für Ihren Kopf, wie für Ihre Mitarbeitenden. Bedienen Sie sich am Büfett unserer vorgeschlagenen Tipps und bauen Sie eine Maßnahme nach der anderen in Ihre Routinen ein. Es ist erfolgversprechender kleine Veränderungen zu etablieren, als zu große Pläne nicht umsetzen zu können.
  • Vollkornprodukte, da diese die Energie aus der Nahrung langsam in den Kreislauf abgeben und somit für mehrere Stunden dem Gehirn zur Verfügung stehen;
  • Nüsse, vor allem Walnüsse und Mandeln, da sie reich an Omega-3-Fettsäuren sind und viel Magnesium enthalten, die die Signalübertragungen zwischen den Nervenzellen verbessern;
  • Lebensmittel mit besonders vielen ungesättigten Fettsäuren, wie Fisch, Öle, Avocado, denn unser Denkorgan besteht zum großen Teil aus Lipiden (Fette und Cholesterin).
  • Auch eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung spielt eine wichtige Rolle. Bereits ein leichter Wassermangel kann die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. 1,5 Liter Wasser am Tag verbessern die Konzentration, indem die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns gefördert und geistige Ermüdung reduziert werden.
Weiterführende Hinweise
  • (Selbst-)Führung – Warum Sie kurz vor dem Mittagessen keine wichtigen Entscheidungen mehr treffen sollten (Schneider, KP 25, 26)
  • Stressmanagement – Wie Sie Mitarbeitenden (und sich selbst) helfen, mit Stress besser umzugehen (Kiel/Kemper,KP 25, 20)

AUSGABE: KP 6/2025, S. 99 · ID: 50362868

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