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Nachhaltigkeit in der KanzleiVon der Nebelkerze zu konkretem Engagement der Anwaltskanzlei
| Der Begriff Nachhaltigkeit geistert inflationär durch Gesprächsrunden und Magazine. Inhaltlich ist der Begriff verwässert. Auch Ansätze von Anwälten, ihre Kanzlei mit LED-Leuchtmitteln, Recyclingpapier im Drucker oder papierlos nachhaltig zu gestalten, wirken manchmal „halbherzig“. Dies ist zwar sinnvoll, aber wenig innovativ, und Mandanten nehmen solche Maßnahmen kaum wahr. Doch zwei Beispiele zeigen, wie Kanzleien Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein glaubhaft in die Kanzlei-DNA pflanzen. |
Nicht zu viel und nicht zu wenig: Das richtige Maß finden
Nachhaltigkeit wird oft lediglich als Trend oder Marketingmaßnahme betrachtet. Zwar will man vorn mit dabei sein, aber keine Zeit im Kanzleialltag für die Entwicklung und Umsetzung durchdachter Strategien „verschwenden“. Überhöhen Sie das Thema nicht und setzen Sie nicht derart hohe Maßstäbe an, nur um dann schnell zu scheitern. Gerade die Bereiche Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Ressourcenschutz bieten kreativen Kanzleien jede Menge Chancen.
Stadt, Land … und alles im Fluss: zwei Ideen für Kanzleien
Die folgenden Beispiele sind auf den städtischen und ländlichen Bereich zugeschnitten. Sie zeigen, wie Sie nachhaltiges Engagement und Anwaltsjobideale miteinander verknüpfen können.
Beispiel 1: Mit Mandanten in der Kfz-Werkstatt |
Kooperation mit sozial engagiertem Partner D kündigt auf seiner Website und im Newsletter Workshops in der Werkstatt an. Zusätzlich berät er Besucher dabei u. a. zu Fördermöglichkeiten, Rechten beim Kauf von Fahrzeugen, aktueller Verkehrsrechtsprechung usw. D fädelt sogar die finanzielle Förderung eines Autoteileherstellers ein, der mit einer Zuwendung die Ausbildung eines jungen Schulabgängers unterstützt. D berät die Werkstatt außerdem bei der Installation von Solarpaneelen und arbeitet juristisch für sie einen besonderen Reparatur-Tarif für Kunden mit wenig Geld aus. Alle Projekte mit der Werkstatt werden den Mandanten in kurzweiligen Artikeln und auf den Social-Media-Kanälen der Kanzlei kommuniziert. Journalisten berichten über die Aktionstage. Fazit | Werbewirksam nach außen sind u. a.: Kooperation mit sozial engagiertem Partner, Beratungsangebot für Geringverdiener, Beratung zu Nachhaltigkeit. |
Beispiel 2: Der „Hofanwalt“ |
Kleinere Projekte mit dem regionalen Bauernhof Es entstehen weitere gemeinsame Projekte, wie einwöchige Aufenthalte von Kindern auf dem Bauernhof, den die Kanzlei unterstützt. B berät die Eltern an Informationsabenden über Rechte rund um Kindergeld, Schulzuschüsse, Schulwechsel usw. Zudem erteilt eine Umweltorganisation B ein Mandat. Entferntere Landwirte werden aufmerksam und kommen auf die Kanzlei zu. Fazit | Denkbar ist dieser Ansatz auch mit Tierheimen, Pferdezuchtbetrieben, lokalen Vereinen etc. Schauen Sie, welche Einrichtungen sich in Ihrer Umgebung befinden oder Ihnen durch Mandaten bekannt werden. So können Sie sich einen Ruf als sozial und ökologisch engagierte Kanzlei erarbeiten oder ausbauen. |
Nachhallend nachhaltig sein
Schauen Sie sich lokal um. Gibt es z. B. eine regionale Schreinerei, die Tische und Stühle aus recyceltem Holz herstellt? Können Sie Mobiliar und Büroutensilien aus Wohnungsauflösungen und Insolvenzen oder aus städtischen Einrichtungen beziehen? Dort lassen sich häufig günstige repräsentative Einrichtungsgegenstände finden. Unter den vielen Weichenstellungen sind auch diese denkbar, mit denen Sie zudem gut werben können:
- Mit Geschäftskonten zu einer Ethikbank wechseln (iww.de/s8603)
- Ökostromanbieter wählen
- Büromobiliar/-materialien gebraucht bzw. von lokalen Händlern beziehen
- Kleine „Bezugsnetzwerke“ fern von großen Onlinehändlern knüpfen
- Lokalen Einzelhandel stärken
- Kontakte zu lokalen Restaurants und Imbissen zu regelmäßigen Essen (mit Mitarbeitern, Kanzleiteam) nutzen
- Konditionen aushandeln, Verpackungsmüll (vor allem bei Fast Food) einsparen, „Lieferwahn“ eindämmen
Mit kanzleinahen Restaurants Deals abstimmen |
Wahrnehmung der Mandanten steigern
Wenn Sie Gutes tun, sollten Sie darüber reden. Um es nicht zu übertreiben, können Sie dafür z. B. Bilder nutzen. Grafiken erleichtern, dass Mandanten nachvollziehen können, wie Sie die Kanzlei kontinuierlich ressourcenschonend umgestalten. Noch ein wichtiger Punkt ist: Werben Sie auch im Recruiting bzw. in Stellenanzeigen mit Zusatzleistungen, die attraktiv auf Bewerber wirken, z. B.: Jobtickets, Rabatte in lokalen Geschäften mit ökologischem Hintergrund, Zuschüsse zur Fahrradwartung oder einen Wechsel zu privatem Ökostrom.
Beispiel: Entwicklungen an prominenter Stelle aushängen |
Der stolze Verweis auf den Ökostrom hängt in der Kanzlei. Allerdings fährt der Anwalt ein SUV-Ungetüm, auf dem der Kanzleiname prangt. Er muss nicht gleich den Wagen verkaufen. Aber wie wäre es mit einer Statistik im Wartebereich, wie viele Mitarbeiter mit dem Bus, der Bahn oder dem Fahrrad zur Arbeit fahren? Nützlich sind auch Vorher-Nachher-Darstellungen, weil diese oft stärker im Bewusstsein haften bleiben als allein ein verändertes Verhalten. Das kann so gehen: Zwei Anwälte haben sich beim Autokauf für E-Autos oder zumindest für sparsame und ressourcenschonende Fahrzeuge entschieden. Da kein Mandant unter die Motorhaube schaut, hängt eine Grafik im Wartebereich, wie die mobile Umweltbilanz der Anwälte oder der Kanzlei nun aussieht. So lassen sich Treibstoffverbrauch, Fahrzeuggewicht und der Gramm-Wert der CO2-Emissionen einfach gegenüberstellen. |
Auch nicht offensichtliche Vorteile darstellen |
AUSGABE: AK 2/2025, S. 29 · ID: 49666373