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KommunikationServicekultur – mit diesen Angeboten begeistern Sie Ihre Mandanten
| Ein Besuch beim Anwalt kann vor allem Beweggründe haben, die eher ernster Natur sind. Gerade deswegen kann es wichtig sein, dass Sie Ihren Mandanten die Zusammenarbeit so angenehm wie möglich machen, um im Wettbewerb mit anderen Kanzleien auch in Sachen Service zu punkten. Ein entscheidender Aspekt dabei sind gute Umgangsformen. |
1. Warum sind Service und gute Umgangsformen so wichtig?
Wer in Ihre Kanzlei kommt, hat ein Anliegen, das für ihn oder sie eine äußerst wichtige Rolle spielt. Kein Mandant möchte dabei mit einer 08/15-Beratung abgespeist werden. Zeigen Sie Ihre besondere Aufmerksamkeit darum auch für Probleme, die für Sie als Profi zum Alltag gehören. Nehmen Sie sich Zeit zum Zuhören. Perfekte Umgangsformen und eine außergewöhnliche Servicekultur bringen Ihrer Kanzlei klare Vorteile:
Guter Stil ist keine Frage der Tagesform Praxistipp | Das Thema Servicekultur geht alle an – vom Mitarbeiter am Empfang bis hin zum „Staranwalt“. Machen Sie sich klar, dass Ihr Kanzleistil nicht von der eigenen Tagesform oder der Tagesform Ihrer Mitarbeiter abhängen darf. Es geht nicht um Freundlichkeiten zwischendurch, wenn gerade Zeit ist, sondern um Service als Standard. |
- Sie setzen sich gegenüber Ihren Wettbewerbern ab.
- Sie werden häufiger empfohlen.
- Sie gewinnen mehr neue Mandanten.
- Die Bindung an bestehende Mandanten wird gestärkt.
- Die Zusammenarbeit im Kanzleiteam wird ebenfalls verbessert.
2. So bauen Sie eine Servicekultur auf
Eine neue Servicekultur als Standard zu etablieren, braucht Zeit. Und auch wenn die neuen Gepflogenheiten umgesetzt sind, sollten Sie sich ihnen weiterhin bewusst widmen. Hier die wichtigsten Schritte, die Sie dafür einplanen sollten.
Schritt 1: Analysieren Sie die aktuelle Situation
Analysieren Sie: Wie geht Ihre Kanzlei derzeit mit Mandanten um? Betrachten Sie sämtliche Bereiche und alle Hierarchieebenen: Terminvergabe, Erreichbarkeit per E-Mail und Telefon, Beratungsangebot, Zuverlässigkeit von Rückmeldungen, Kanzleiausstattung etc. Wo wird bereits ein guter oder sehr guter Service geboten? Wo lässt er sich noch verbessern? Welche Verhaltensgewohnheiten kommen vermutlich positiv, welche negativ bei den Mandanten an? Gibt es Rückmeldungen von Mandanten, die Aufschlüsse geben, welche Veränderungen erforderlich sind?
Schritt 2: Entwickeln Sie Standards und Leitlinien
Notieren Sie, wie Ihr Service (und Ihre Umgangsformen als dessen entscheidender Bestandteil) in Zukunft aussehen soll. Gehen Sie auch hier wieder auf alle Bereiche und Ebenen ein.
Schritt 3: Übertragen Sie die neuen Ziele in die Praxis
Sammeln Sie zunächst in einem Brainstorming Ideen, wie die neuen Ziele im Alltag umgesetzt werden könnten. Im Anschluss wählen Sie die besten Strategien aus. Für die Realisierung benennen Sie jeweils konkret verantwortliche Personen. So werden die Aufgaben auf verschiedene Schultern verteilt und jeder fühlt sich persönlich mit verantwortlich.
Schritt 4: Kontrollieren Sie den Erfolg
Besprechen Sie regelmäßig, ob Ihre neuen Leitlinien eingehalten werden und ob es Anpassungsbedarf gibt.
Praxistipp | Alle Schritte sollten im Team bearbeitet werden. Denn wie jede Veränderung ist auch eine gute Servicekultur leichter zu realisieren, wenn die Beteiligten in die Entwicklung selbst involviert waren. Denken Sie außerdem daran: Die besten Pläne werden scheitern, wenn Sie als Vorgesetzter nicht mit gutem Beispiel vorangehen. |
Beispiel 1: Terminvergabe und Wartezeiten | |
Eine Umfrage der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen (forsa) aus dem Jahr 2017 ergab, dass sich 73 Prozent der Deutschen mehr Online-Buchungsmöglichkeiten für Termine wünschen. Die Nachfrage für Rechtsanwaltstermine lag in dieser Umfrage immerhin bei 23 Prozent, weit übertroffen von Gastronomie und (Zahn-)Ärzten mit jeweils über 70 Prozent. Dieser deutliche Trend wurde im Folgejahr durch eine Umfrage der Greven Medien bestätigt. Interessantes Detail dieser Studie ist: 38 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich bei der Entscheidung für einen Dienstleister für denjenigen entscheiden würden, der eine Online-Terminvergabe anbietet. Nicht zuletzt die Coronapandemie hat den Anstoß gegeben, dass heute mehr Anwaltskanzleien diesen Service bereits zur Verfügung stellen. Das Angebot bringt viele Vorteile: | |
Für Ihre Mandanten | Für die Kanzlei |
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Beispiel 2: Sprachliche Adaptation |
leichte-sprache.org Anwaltsdeutsch ist für die meisten Menschen schwierig zu verstehen. Wie groß müssen die Probleme erst für Menschen sein, die – aus welchen Gründen auch immer – mit der deutschen Standardsprache Probleme haben. Ein entscheidender Service (und eine Frage des guten Tons!) ist es daher, die wichtigsten Informationen auch in leichter Sprache anzubieten. Üben Sie bewusst, Sachverhalte einfach und in kurzen Sätzen darzustellen, ohne dabei herablassend zu wirken. Zusätzlich sind schriftliche Informationen hilfreich, z. B. auf der Homepage, zum Download oder gedruckt. Praxistipp | Auch Bilderklärungen lassen sich hervorragend einsetzen (AK 20, 158). Vielleicht können Sie Erklärvideos in Ihre Homepage integrieren. Dienstleister bieten diesen Service z. B. gegen eine monatliche Gebühr an. Mit leichter Sprache erreichen Sie auch Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Noch interessanter wird Ihre Kanzlei für diese Zielgruppen, wenn Sie die Möglichkeit haben, in zusätzlichen Sprachen zu beraten. Werben Sie mit Ihren Angeboten prominent auf Ihrer Website! |
3. Diese Sprachen sind besonders wichtig
Spanisch wird heute weltweit von 460 Mio. Menschen gesprochen, Englisch von 380 Mio. Das Institut National d’Études Démographiques geht davon aus, dass im Jahr 2050 Französisch die international am meisten genutzte Sprache sein wird. In allen Teilen der Welt lernen Menschen diese Sprachen als Fremd- oder Verwaltungssprachen, sodass sie bereits eine hervorragende Kommunikationsbasis mit Nichtmuttersprachlern bieten.
Wer darüber hinaus Türkisch oder Arabisch spricht oder einen entsprechenden Mitarbeiter hat, kann noch mehr punkten.
Für Anwälte schließlich, die mit internationalem Handel zu tun haben, ist Mandarin hilfreich – es ist die in der Geschäftswelt am zweithäufigsten gesprochene Sprache.
4. Auch diese Serviceangebote sind überlegenswert
Ihre Kanzlei ist nur eingeschränkt barrierefrei? Dann prüfen Sie, ob Sie mobilitätseingeschränkten Menschen mit einfachen Mitteln den Zugang erleichtern können. Sehbehinderte profitieren z. B. von einer besseren Beleuchtung. Für Rollifahrer sind ausreichende Manövrierflächen wichtig, die oft schon durch ein Um- oder Wegstellen von Möbelstücken geschaffen werden können. Türen können mit Türöffnern ausgestattet werden.
Sind so keine genügenden Erleichterungen zu erzielen, bieten Sie Mandanten an, bei Bedarf rollstuhlgerechte Räumlichkeiten zu nutzen, z. B. in einem anderen Büro im gleichen Gebäude. Auch Sprechstunden bei den Mandanten zu Hause sind ein gutes Serviceangebot – nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Weitere Service-Beispiele |
Ausgabe 7 | 2022
Seite 119 Auf dem Kurs „Weg von der Fallnummer, hin zum zuvorkommend umsorgten Mandanten“ gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Einige Ideen sind:
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5. „Der Mandant ist König!“
Das gesamte Kanzleiteam sollte Mandanten wie gern gesehene Gäste behandeln, nicht wie zahlende Bittsteller. Dann ist es u. a. selbstverständlich, dass …
Fazit | Es ist nicht notwendig, alle Service-Stellschrauben gleichzeitig anzugehen. Planen Sie Ihre (neuen) Standards und Leitlinien Schritt für Schritt. Fangen Sie dabei mit den Punkten an, in denen der Verbesserungsbedarf am dringendsten ist. Ihre bestehenden und neuen Mandanten werden es Ihnen schnell danken. |
- Mandanten mit ihrem Namen und einem Lächeln willkommen geheißen werden,
- man sich neuen Mandanten vorstellt,
- Mandanten vom Empfangsmitarbeiter ins Sprechzimmer begleitet oder vom Anwalt dorthin abgeholt werden,
- Mandanten die Tür aufgehalten wird,
- wichtige Nachrichten vom Anwalt persönlich mitgeteilt werden und nicht „von irgendwem zwischen Tür und Angel“,
- Termine pünktlich eingehalten werden,
- Anfragen, E-Mails etc. beantwortet werden (Mindeststandard: Eingangsbestätigung),
- Wünschen von Mandanten nach Möglichkeit nachgekommen wird.
- Telefonate mit Mandanten können Ihr professionelles Image fördern, AK 22, 119
- Informieren Sie Ihre Mandanten verständlich und anschaulich – so funktioniert Rechtsvisualisierung, AK 20, 158
AUSGABE: AK 9/2022, S. 157 · ID: 48417341