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EndodontieZirkulärer präeendodontischer Aufbau – so beraten und kalkulieren Sie richtig

Abo-Inhalt12.06.20256616 Min. LesedauerVon Jana Brandt, ZMV, individuelles Praxismarketing & Abrechnungsbetreuung InPrA, Sangershausen

| Bei bestimmten endodontischen Behandlungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) kann ein zirkulärer präendodontischer Aufbau zweckmäßig sein: Er kann nicht nur den Behandlungserfolg steigern, sondern auch einer Extraktion vorbeugen und dadurch wiederum Regresse vermeiden helfen. Der Haken dabei: Der zirkuläre präendodontische Aufbau ist im GKV-Sachleistungskatalog nicht enthalten. Daher gilt es, den Patienten sorgfältig zu beraten und das Honorar wirtschaftlich zu kalkulieren. |

Strenge GKV-Vorgaben erfordern eine sorgfältige Diagnostik

In der GKV ist der Umfang endodontischer Leistungen stark begrenzt. Selbst wenn ein Zahn aus zahnmedizinischer Sicht „erhaltungsfähig“ ist, macht die Behandlungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA; online unter iww.de/s10651) in Teil B. III. unter den Abschnitten 9, 9.1, 9.5 und 10 eigene Vorgaben dazu, wann eine endodontische Behandlung angezeigt ist (vgl. AAZ 06/2024, Seite 2 ff.). Werden diese nicht erfüllt, ist die Entfernung des betroffenen Zahnes geboten. Daher ist eine eingehende Diagnostik unabdingbar, denn Regresse können die Folge sein, sobald die Kombination WK/WF und danach X1/X2 allzu auffällig wird.

Auch Behandlungsversuche sind keine vertragszahnärztliche Leistung. Oft wird im Vorfeld röntgenologisch kontrolliert, die Einhaltung der Richtlinie geprüft und bei Leistung nach Richtlinie die Optionen der privaten Zusatzleistungen beraten. In all diesen diagnostischen Leistungen sollte die Zahnsubstanz eine weitere Rolle spielen. Ist der Zustand der Zahnsubstanz grenzwertig oder ist diese schon tief zerstört, ist auch hier die Prognose kritisch abzuwägen.

Praxistipp | Auf Risiko spielen ist nicht zu empfehlen: Mittels künstlicher Intelligenz können die Krankenkassen nun verstärkt Zusammenhänge von Behandlungsabläufen herstellen und unwirtschaftliche Behandlungen filtern. Begonnene Endodontien und nachfolgende Extraktionen sind ein großes Risiko, schnell wird eine unwirtschaftliche Vorgehensweise als Regress konstruiert.

Diese Vorzüge bietet der zirkuläre präendodontische Aufbau

Der präendodontische zirkuläre Aufbau bietet gleich vier Vorteile, die z. T. dem Zahnarzt und z. T. dem Patienten nutzen:

  • 1. Ist die restliche Zahnsubstanz stark angegriffen, kann eine mögliche Fraktur der verbliebenen Zahnwände ein Risiko sein. Durch diese geschwächte Situation kann die Zahnwand so unglücklich abbrechen, dass nur noch die Extraktion möglich ist. Der zirkuläre Aufbau beugt diesem Risiko vor.
  • 2. Wenn nach WK/Med eine Extraktion erfolgt, birgt die begonnene Endodontie als vertragszahnärztliche Behandlung ein Regressrisiko. Daher ist die Vorbeugung einer Extraktion auch die Vorbeugung eines möglichen Regresses.
  • 3. Zudem senkt der zirkuläre Aufbau auch das Risiko einer Kontamination während der Behandlung des Wurzelkanals.
  • 4. Eine spätere Aufbaufüllung kann als Grundbasis genutzt werden, der präendodontische Aufbau ist somit nutzbar.

Der Patient entscheidet: zirkulärer Aufbau – ja oder nein?

Wenn der Zahnarzt feststellt, dass ein präendodontischer Aufbau die Prognose verbessern würde oder der Zahn nur durch diesen Aufbau mit einer erfolgreichen Endodontie zu versorgen ist, muss der Patient entscheiden. Dieser Aufbau ist eine rein private Leistung und löst keinen Zuschuss der GKV aus. Entscheidet sich der Patient gegen den Aufbau, würde sich die Prognose einer rein endodontischen Behandlung zulasten der GKV verschlechtern und die Extraktion würde wahrscheinlicher werden (vgl. AAZ 06/2024, Seite 2 ff.).

Prüfprotokoll: Soll ein zirkulärer Aufbau angeboten werden?

Entscheidungsfrage

ja

nein

  • Ist die Richtlinie B. III. 9.1 erfüllt?

Endo GKV

Extraktion

  • Bei Molaren: Ist zusätzlich Richtlinie B. III. 9 erfüllt?

Endo GKV

Extraktion

  • Ist bei einer Paro-/Endo-Läsion die Prognose gut (Richtlinie B. III 9.5)?

Endo GKV

Extraktion

  • Besteht ohne zirkulären Aufbau Frakturgefahr (Regressgefahr bei Fraktur und Extraktion!)?

Zirkulären Aufbau anbieten + Endo GKV

Extraktion

Binden Sie den Patienten nach Maßgabe des Patientenrechtegesetzes (§§ 630a ff. Bürgerliches Gesetzbuch) intensiv in die Überlegung ein:

Zirkulärer Aufbau: Pro, Contra und Alternative

Pro

Contra

Alternative (Extraktion)

  • Verbesserung der Prognose wegen Verringerung der Kontamination
  • Verringerung des Frakturrisikos
  • Vorbereitung für einen späteren Aufbau zur Aufnahme einer Krone, Aufbaufüllung fällt weniger umfangreich aus
  • Private Zusatzkosten ohne Beteiligung der GKV
  • Kostenintensiver Ersatz des Zahnes, sofern eine Erweiterung via Reparatur nicht möglich ist
  • Befundveränderung, möglicherweise kein festsitzender Ersatz mehr (Befundsituation)

Planen Sie patientenindividuell!

Zirkuläre präendodontische Aufbauten sind eine Optimierung der Therapie. Das Risiko der Fraktur wird verringert und erhöht die Prognose für eine erfolgreiche Therapie. Sie haben die Möglichkeit, für Ihre Patienten passende Pakete zusammenzustellen. Die Kosten sollten Sie zusammenhängend kalkulieren. Legen Sie dabei Prioritäten fest. Überlegen Sie, welche Inhalte für Ihre erfolgreiche Endodontie zwingend erforderlich sind und auf welche Zusatzleistungen Sie verzichten können. Nicht jeder Patient benötigt den gleichen Umfang an begleitenden Zusatzleistungen.

Planen Sie die Begleitleistungen mit ein!

Die Privatvereinbarung nach § 8 Abs. 7 Bundesmantelvertrag – Zahnärzte (BMV-Z) sollte auch infrage kommende Begleitleistungen umfassen. Vereinbarte, aber nicht benötigte Leistungen brauchen Sie nicht abzurechnen.

Mögliche Begleitleistungen nach GOZ (beispielhaft, nicht abschließend)

  • Kostenplanung, lt. GOZ darf die Nr. 0030 GOÄ vereinbart werden
  • Beratung und kleine Untersuchung, Nrn. Ä1 und Ä5 sind möglich
  • Besondere Maßnahmen gehören dazu:
    • Nr. 2030 GOZ für die Präparation, z. B. Separieren oder Präparationsschutz Nachbarzahn
    • Nr. 2030 GOZ für das Füllen, z. B. Formgebungshilfe
  • Entfernung von Belägen: Nr. 4050/4055 GOZ
  • Option Kofferdam löst Nr. 2040 GOZ aus
  • Anästhesien:
    • Nr. 0080 GOZ
    • Nr. 0090 GOZ, zzgl. Material nach § 4 Abs. 3 GOZ
    • Nr. 0100 GOZ, zzgl. Material nach § 4 Abs. 3 GOZ
  • Kontrolle Kariesdetektor wird nach § 6 Abs. 1 GOZ analog kalkuliert
  • Präparation und präendodontischer Aufbau zur Fraktur-/Kontaminationsvermeidung wird gemäß § 6 Abs. 1 GOZ analog kalkuliert, je nach Aufwand wird eine passende GOZ-Position kopiert
  • Adhäsive Befestigung gem. Nr. 2197 GOZ kann separat berechnet werden. Alternativ berechnen Sie analog und kalkulieren den Inhalt Nr. 2197 GOZ in die Analogposition ein
  • Restfüllungen am gleichen Zahn oder Nachbarzahn kontrolliert und ggf. poliert = je Füllung Nr. 2130 GOZ
  • Exzision von Schleimhaut (Nr. 3070 GOZ)
  • Refluoridierung nach Säure-Ätz-Technik (Nr. 1020 GOZ)

Wichtig | Listen Sie alle benötigten Positionen auf. Erscheint Ihnen der Endbetrag zu hoch, kürzen Sie bitte den Faktor und nicht die GOZ/GOÄ-Positionen.

Kalkulieren Sie mit der richtigen Gebührenziffer!

Ein zirkulärer Aufbau kann im Mehrschichtverfahren mit SÄT-B (Säure-Ätz-Technik und Bonding) sehr zeitintensiv sein. Ihr Arbeitsaufwand sollte mit einer passenden analogen Position gewürdigt werden. Für ein Honorar von 99 Euro wie z. B. bei der Nr. 2120 GOZ haben Sie maximal 23 min Zeit für den Aufbau, inkl. Materialkosten. Verwenden Sie ein kostenintensives hochwertiges Füllungsmaterial, haben Sie noch weniger Arbeitszeit für ein wirtschaftliches Arbeiten zur Verfügung. Die Nr. 2120 GOZ könnte also unpassend sein.

Mit Beachtung von Materialkosten, Arbeitszeit für das Präparieren, Füllen und Polieren sowie Ihrem Praxis-Stundenkostensatz können Sie ruhig den Blick auf folgende Positionen werfen:

Fazit | Hochwertige Aufbauten sichern den Therapieerfolg. Der zirkuläre präendodontische Aufbau ist nicht mit einer einfachen Füllung vergleichbar und dient zudem als Grundlage für die spätere Aufbaufüllung. Den Nutzen mit dem Für und Wider müssen Ihre Patienten allerdings genau kennen, um mündig entscheiden zu können.

  • 2150, einflächiges Inlay, 2,3-fach: 147,60 Euro
  • 2160, zweiflächiges Inlay, 2,3-fach: 175,41 Euro
  • 2170, Inlay mehr als zweiflächig, 2,3-fach: 221,07 Euro

AUSGABE: AAZ 7/2025, S. 7 · ID: 50440781

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