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CME-BeitragErosionen durch Essstörungen bei Athletinnen

Abo-Inhalt27.06.20236002 Min. Lesedauer

| Sport ist dann nicht mehr gesund, wenn ein sportbedingt erhöhter Bedarf an Energie und Nährstoffen aufgrund einer Essstörung nicht mehr abgedeckt wird. Das kann auch Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben und rückt die zahnärztliche Praxis bei der Diagnostik der Female Athlete Triad in den Fokus [1]. |

Was ist Female Athlete Triad?

Bei einer Female Athlete Triad handelt es sich um ein Syndrom aus dem Leistungs- und Spitzensport, zunehmend aber auch dem Breitensport von Frauen, das eine Trias aus vorhandener oder beginnender Essstörung, eine Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation) und Osteoporose beschreibt [2]. Sportarten, die für Sportlerinnen als anfällig für gestörtes Essverhalten genannt werden, sind solche mit

  • Jurybewertung (z. B. Tanzen, Eiskunstlaufen, rhythmische Gymnastik, Aerobic)
  • Ausdauercharakter (z. B. Langstreckenlauf, Radrennsport, Langlauf)
  • körperbetonter Kleidung (z. B. Schwimmen, Wasserspringen, Kunstturnen)
  • Gewichtsklassen (z. B. Kampfsportarten, Ringen, Rudern) sowie
  • höherer Leistungserwartung durch reduziertes Körpergewicht (z. B. Skisprung, Klettern) [1]

Krankheitsbilder der Trias

Wenn die Energiezufuhr (aufgrund einer Essstörung wie Anorexia nervosa, Bulimie oder durch ein gestörtes Essverhalten ohne eine spezifische Form mit dem Ziel eines geringen Körpergewichtes) nicht dem bei sportlicher Betätigung erhöhten Energiebedarf entspricht, kann dies bei Frauen Zyklusstörungen hervorrufen. Der von einer Amenorrhoe ausgehende Östrogenmangel sowie die unzureichende Nährstoffzufuhr bei Essstörungen bedingen dann eine verminderte Knochendichte und letztlich die Osteoporose. Die Auswirkungen können ganz unterschiedlich sein, können (aber müssen nicht!) eine reduzierte sportliche Leistungsfähigkeit bedingen und in besonders schweren Fällen bis zum Tod führen [3].

Orale Auswirkungen werden oft vernachlässigt

Obwohl es viele wissenschaftliche und praktische Schlussfolgerungen für die medizinische Behandlung gibt und präventive Strategien gefunden wurden [3], wird die Zahnheilkunde in diesem Kontext oft vergessen. Dabei ist gestörtes Essverhalten, das z. B. eine Bulimie nach sich zieht, bekannt für die Verursachung von Erosionen an den Zähnen. Auch kann die Mundschleimhaut durch die Magensäure beeinträchtigt sein [1]. Smith beschrieb deshalb schon früh die Verantwortung des Zahnarztes bei der frühzeitigen Diagnose des Krankheitsbildes durch die Entdeckung der oralen Symptome, die von außen als Erstes auf die bis dahin oft nicht wahrgenommene Krankheit hinweisen können [4].

Im Übrigen sind Bisphosphonate, die zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose eingesetzt werden, in der Female Athlete Triad-Therapie der prämenopausalen Frauen nicht vorgesehen bzw. nicht zugelassen, schließlich gibt es einen Zusammenhang (nicht nur) zur Kieferosteonekrose [5].

Das Wichtigste in Kürze

Female Athlete Triad ist eine aus dem Leistungs-, aber auch Breitensport wenig bekannte Krankheit, die mit einer Trias aus Essstörung, Amenorrhoe und Osteoporose einhergeht und sich langfristig negativ auf die Gesundheit von Sportlerinnen auswirken kann. Intraoral sind daran häufig erosive Zahnschäden verknüpft.

Quellen
  • [1] Menzel P. Sports Dentistry. Zusammenhänge zwischen Sport und Zahnmedizin. Zahnmedizinische Kliniken, Universität Bern. iww.de/s8081.
  • [2] Roth D, Meyer Egli C, Kriemler S, Birkhaeuser M, Jaeger P, Imhof U, Mannhart C, Seiler R, Marti B. Female Athlete Triad - Diagnose, Therapie und Prävention von gestörtem Essverhalten, Amenorrhoe und Osteoporose. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie 2000; (48)3:119-132. iww.de/s8152.
  • [3] Cabre HE, Moore SR, Smith-Ryan AE, Hackney AC. Relative energy deficiency in sport (RED-S): scientific, clinical, and practical implications for the female athlete. Dtsch Z Sportmed. 2022; 73:225-234. doi.org/10.5960/dzsm.2022.546.
  • [4] Smith AD. The female athlete triad: causes, diagnosis, and treatment. Phys Sportsmed. 1996 Jul;24(7):67-86. doi.org/10.3810/psm.1996.07.1407.
  • [5] Weiss Kelly A, Hecht S. The female athlete triad. Annals of Joint 2022; Vol. 7. iww.de/s8082.

AUSGABE: ZR 7/2023, S. 10 · ID: 49490834

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