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FaktorsteigerungGOZ-Begründungen: Füllungsleistungen

Abo-Inhalt30.07.2024659 Min. LesedauerVon Anita Göbel, Hummeltal

| Zum klassischen Alltag jeder Zahnarztpraxis gehört wohl die Versorgung der Patienten mit Füllungen. Das Behandlungsspektrum ist auch hier weit gefächert: Unzählige Materialien und Techniken haben sich hier im Laufe der letzten Jahre entwickelt. In diesem Beitrag wollen wir auf die klassischen Füllungs- und Begleitleistungen aus Abschnitt C der GOZ eingehen und Ihnen Begründungen an die Hand geben, die bei der Rechnungs- und Honorargestaltung unterstützen können. |

Hintergrund

Von der Art und Qualität der Füllungen, wie sie im Jahr 1988 (als die erste GOZ in Kraft getreten ist) existierte, sind wir heute zum Glück weit entfernt. Es hat sich vieles verbessert (auch mit Aufnahme der Kompositfüllungen bei Novellierung der GOZ im Jahr 2012), aber es sind auch die Anforderungen und Behandlungskosten bei der Durchführung der Behandlung um ein Vielfaches gestiegen. Allein dies würde schon eine generelle Erhöhung der Honorierung verlangen, die zumindest vonseiten des Gesetzgebers bisher ausblieb. Ein Grund könnte sein, dass laut dem Statistischen Jahrbuch der KZBV im Jahr 2022 72,3 Prozent der GOZ-Leistungen nur zum 2,3-fachen Faktor liquidiert wurden und 10 Prozent sogar unter dem 2,3-fachen Faktor! Solange die Zahnärzteschaft hier nicht konsequent den 3,5-fachen Faktor anvisiert, ist auch mit einer Erhöhung der Honorierung durch den Gesetzgeber nicht zu rechnen.

So erreichen Sie angemessene Honorare

Immer wieder gibt es Erstattungsschwierigkeiten durch private Versicherungen oder Beihilfestellen. Mit der richtigen Begründung ersparen Sie sich und dem Patienten zusätzlichen Aufwand und ermöglichen reibungslose Abläufe. Wichtig ist, die Begründung patientenindividuell zu verfassen. Dennoch empfehlen wir – wie auch in den vorhergehenden Beiträgen dieser losen Beitragsserie zu GOZ-Begründungen –, in allen Bereichen der GOZ eine Auswahl häufig auftretender Schwierigkeiten und Zeitaufwände als Begründungstexte in der Praxissoftware bei der jeweiligen GOZ-Leistung zu hinterlegen. Dies erleichtert die Leistungseingabe und erspart Ihnen das manuelle Erfassen von regelmäßig wiederkehrenden Begründungen. Die spätere Rechnungslegung wird dann von der Abrechnungskraft geprüft, ergänzt und angepasst. Dieses Vorgehen spart viel Zeit und Mühe, denn häufig wird der Faktor nicht erhöht, weil das Begründen mühsam erscheint.

Im Praxisalltag ist das Legen von Füllungen Routine und wird entsprechend häufig abgerechnet. Für die Füllungsleistungen und weitere damit im Zusammenhang stehende Leistungen aus Abschnitt C GOZ haben wir daher in einer Tabelle eine Auswahl an erprobten Begründungen zusammengestellt, die Sie an Ihre Gegebenheiten bzw. den jeweiligen Einzelfall anpassen können.

Begründungsvorschläge bei Füllungs- und Begleitleistungen

GOZ/GOÄ

Begründung

Behandlungszeit bei Faktor 2,3 in Min.

Behandlungszeit bei Faktor 3,5 in Min.

2000

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad aufgrund erschwerter Sicht durch eingeschränkte Mundöffnung und erschwerter Trockenlegung des Zahnes.

1:45

2:39

Erschwerende Umstände aufgrund eingeschränkter Compliance des Patienten und starkem Lippen- und Wangendruck. Dadurch erschwerte Trockenlegung des Zahnes.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand aufgrund von starkem Speichelfluss, mehrmalige Unterbrechung zur Trockenlegung und Neupositionierung der Arbeitsinstrumente und Neueinstellung des Arbeitsfeldes.

2010

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad wegen besonders erhöhten Arbeitsaufwands aufgrund mehrerer zu behandelnder Zahnflächen in einem Kiefer.

0:58

1:29

Besonders erschwerte Umstände wegen der ungünstig gelegenen, schwierig zu erreichenden Zahnregion.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand wegen besonders vorsichtigem Vorgehen bei der Behandlung aufgrund freiliegender Zahnhälse.

2020

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad wegen besonders umfangreichen Exkavierens und erschwerter Trockenlegung der Kavität.

1:54

2:54

Erschwerende Umstände aufgrund aufwendiger Formgebung in Verbindung mit Okklusions- und Artikulationskontrollen.

Überdurchschnittlicher Schwierigkeitsgrad aufgrund von besonders vorsichtigem Vorgehen bei hoher Hypersensibilität.

2030

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad mehrerer Maßnahmen (ggf. zzgl. Aufzählung der Maßnahmen) beim Präparieren / beim Füllen in einer Kieferhälfte oder einem Frontzahnbereich.

1:16

1:55

Erschwerende Umstände wegen umfangreicher und multipler Stillung einer Papillenblutung.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand wegen vermehrtem Speichelfluss und ungünstig gelegener, schwierig zu erreichender Zahnregion.

2040

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad wegen mehrfachen Abnehmens und Anlegens des Spanngummis – dies erforderte eine ständige Neueinstellung des Behandlungsfeldes.

1:16

1:55

Erschwerende Umstände durch extremen Zahnengstand.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand durch die hohe Anzahl der mit Kofferdam zu versorgenden Zähne in einer Kieferhälfte / einem Frontzahnbereich.

2050

2070

2090

2110

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad wegen erschwerter Trockenlegung, Retentionsgewinnung bei ungünstig gelegener, schwierig zu erreichender Kavität.

4:08

4:42

5:46

6:11

6:17

7:09

8:46

9:25

Erschwerende Umstände wegen Anpassung an Halte- und Stützvorrichtungen bei herausnehmbarem Zahnersatz.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand aufgrund der sehr großen und tiefen Kavität bis unter Gingiva-Niveau (geringe Restzahnsubstanz).

2060

2080

2100

2120

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad, aufgrund aufwendiger Farb- und Formgestaltung, erschwerter Retentionsgewinnung und schwieriger Trockenlegung der Kavität.

10:14

10:47

12:27

14:56

15:34

16:25

18:57

22:44

Erschwerende Umstände aufgrund besonders schwieriger Entfernung der alten Restauration wegen des sehr geringen Farbkontrastes.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand aufgrund des erhöhten Aufwands durch Teilschritte bei kombinierter Schmelz-/Dentinkonditionierung.

2130

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad aufgrund ungünstig gelegener, schwer erreichbarer Zahnregion.

2:01

3:04

Erschwerende Umstände aufgrund erschwerter Sicht beim Kontrollieren, Finieren und Polieren der Restauration durch eingeschränkte Mundöffnung / starkem Wangendruck.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand wegen aufwendigen Polierens/Finierens der großen, umfangreichen Restauration und schwieriger altersgerechter, morphologischer Feingestaltung.

2150

2160

2170

Überdurchschnittlicher Schwierigkeitsgrad und Zeitaufwand bei erhöhtem Präparationsaufwand aufgrund zahnsubstanzschonender Präparation, okklusalen Feineinschleifens nach gnathologischen Kriterien und schwieriger Präparation wegen Kontaktpunktgestaltung bei erschwerter Sicht. Aufwendige Farb- und Formgestaltung sowie erschwerte Retentionsgewinnung.

22:08

26:16

33:10

33:41

40:02

50:28

Erschwerende Umstände der Behandlungsplanung durch Berücksichtigung von Fremdbefunden und extensiver Anamnese. Nach interdisziplinärer Abstimmung: aufwendige Behandlung mit Mehrfacheinproben und gnathologischer Feingestaltung.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand aufgrund langer Behandlungsdauer bei stark eingeschränkter Sicht durch erhöhte Muskelspannung und tiefer, sehr schwer einsehbarer Kavität.

2180**

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad, wegen aufwendiger Entfernung der vorherigen Restauration, schwierige Retentionsgewinnung der neuen Füllung bei stark reduzierter Restzahnsubstanz.

2:55

4:26

Erschwerende Umstände aufgrund mehrerer Aufbaufüllungen an einem Zahn und ungünstig gelegener, schwierig zu erreichender Kavitäten.

Überdurchschnittlicher Zeitaufwand aufgrund subgingivaler Ausdehnung der Kavität und Aufbau in mehreren Teilschritten bei erschwerter Trockenlegung.

Merke | Nicht berücksichtigt wurden hier spezielle Füllungsverfahren, die in der Analogabrechnung Anwendung finden wie z. B. Icon, Zahnumformung usw.

Weiterführende Hinweise

AUSGABE: PA 8/2024, S. 2 · ID: 50030437

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